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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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die Stirn auf den Fliesen, und ihr ganzes Herz und ihre Seele in die Worte legte, fühlte sie sich plötzlich frei von allen Sorgen. Eine einfache Lebensfreude überkam sie, und die Ehrfurcht, die sie davor empfand. Während sie gemeinsam mit allen anderen den Sprechgesang anstimmte, genoss sie den zarten Schein des Sonnenlichts, das sie so wärmend und beschützend, so liebenvoll umfing.
    Es war fast wie in Warrens liebenden Armen.
    Wie sie so ohne Unterbrechung, außer um Luft zu holen, gemeinsam mit den andern ein ums andere Mal vor sich hin psalmodierte, verstrich wie von selbst, unbemerkt und bedeutungslos, im Innern jenes Pols der Ruhe, die sie verspürte, die Zeit.
    Dann erklang zweimal die Glocke, eine leise, sanfte, Mut zusprechende Bestätigung, dass die Andacht zwar beendet sei, sie aber stets begleiten werde.
    Verna sah auf, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Es war Berdine, die ihr von oben herab zulächelte. Verna blickte um sich und sah, dass die meisten Leute längst gegangen waren, nur sie lag noch vornübergebeugt auf Händen und Knien am Boden vor dem Wasserbecken. Berdine kniete neben ihr.
    »Alles in Ordnung, Verna?«
    Immer noch auf den Knien, richtete sie sich auf. »Ja, sicher … es ist nur … es war ein so angenehmes Gefühl, in der Sonne.«
    Einen Moment lang zog Berdine die Stirn kraus. Sie blickte zu den Regentropfen hinüber, die auf der Wasseroberfläche des Bassins tanzten.
    »Verna, es hat die ganze Zeit geregnet.«
    Verna erhob sich und sah sich um. »Aber … ich habe es doch ganz deutlich gespürt. Ich habe doch das Leuchten des Sonnenstrahls rings um mich her gesehen.«
    Endlich schien Berdine zu begreifen und legte ihr eine tröstliche Hand auf die Schulter. »Verstehe.«
    »Wirklich?«
    Berdine nickte, ein mitfühlendes Lächeln auf den Lippen. »In gewisser Weise bietet einem der Besuch der Andacht die Chance, über sein Leben nachzudenken, und das wiederum hat in vieler Hinsicht etwas Tröstliches. Vielleicht war ja jemand da, der Euch liebt und der Euch trösten wollte.«
    Verwundert starrte Verna in das milde lächelnde Gesicht der Mord-Sith. »Habt Ihr das jemals erlebt?«
    Berdine schluckte, ehe sie verschämt nickte. Ihre von Tränen überfließenden Augen waren Antwort genug.

31
     
    Sie durchquerten den Palast des Volkes auf einem verschlungenen, scheinbar planlosen und sich vermeintlich immer wieder überschneidenden Kurs. Diese knifflige, verwirrende Strecke durch das Labyrinth war notwendig, weil das Gebäude nicht mit dem Ziel errichtet worden war, eine möglichst mühelose Fortbewegung innerhalb seiner Mauern zu ermöglichen, vielmehr war es eigens in Form eines auf die Erdoberfläche gezeichneten Energiebanns konstruiert. Bemerkenswert fand Verna, dass es sich nicht nur um eine Bannform handelte, wie sie selbst sie schon ganz ähnlich gezeichnet hatte, sondern dass sie sich tatsächlich im Innern jener Bestandteile befand, aus denen sich dieser Bann zusammensetzte – was der Zauberei völlig neue Perspektiven eröffnete, und das in beeindruckendem Maßstab. Der Energiebann des Hauses Rahl war spürbar noch aktiv, weshalb sie überzeugt war, dass die Umrisse des Fundaments wahrscheinlich zuerst mit Blut – rahlschem Blut! – vorgezeichnet worden sein mussten.
    Während die beiden durch die endlosen Hallen schritten, kam Verna aus dem Staunen über die vollendete Schönheit dieses Bauwerks – ganz zu schweigen von seiner Größe – nicht heraus. Gewiss, sie hatte auch schon in der Vergangenheit grandiose Bauwerke gesehen, dennoch waren die schieren Ausmaße des Palasts des Volkes Schwindel erregend. Er war nicht so sehr ein Palast als vielmehr eine komplette Stadt inmitten der Trostlosigkeit der Azrith-Ebene.
    Der Palast selbst, oben auf dem ausgedehnten Felsplateau, stellte nur einen Teil des gewaltigen Komplexes dar. Das Innere des Felsplateaus war im Stil von Honigwaben mit abertausenden Räumen und Fluren durchzogen, darüber hinaus gab es zahllose Treppenhäuser, die auf unterschiedlichsten Wegen durch diese Räumlichkeiten nach oben führten. In den unteren Bereichen des Palasts boten zahlreiche Geschäftsleute ihre Waren und Dienstleistungen feil. Bis man den nach allen Regeln der Kunst errichteten, ganz oben gelegenen Palast erreicht hatte, war ein langer und mühseliger Aufstieg über endlose Treppenfluchten zu bewältigen, sodass viele Besucher, die den Palast zum Handeln oder zum Tätigen von Einkäufen aufsuchten, ihre Geschäfte

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