Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
gegen den steilen Anstieg stemmen, sondern auch noch gegen den Wind. Eine Schulter hochgezogen, versuchte sich Richard gegen das eisig-feuchte Brennen auf seinem Gesicht zu schützen. Der vom Wind herangewehte Schnee hatte eine Seite seines Umhangs bereits mit einer brüchigen Eiskruste überzogen.
    Das Geheul des durch den Gebirgspass pfeifenden Windes machte jede Unterhaltung selbst im günstigsten Fall schwierig, zumal die Höhe und die Anstrengung beiden den Atem raubte und sie in einen Zustand versetzt hatte, der an eine entspannte Unterhaltung nicht einmal denken ließ. Es war schon anstrengend genug, die nötige Atemluft zu bekommen, und Caras Gesichtsausdruck verriet ihm, dass ihr von der Höhe genauso elend war wie ihm.
    Er war ohnehin nicht in gesprächiger Stimmung. Tagelang hatte er mit Cara gesprochen, ohne auch nur einen Schritt weiterzukommen. Cara wiederum schien von seinen Fragen genauso zermürbt wie er von ihren Antworten. Sie hielt seine Fragen für absurd, er fand, ihre Antworten waren es. Anfangs hatte er die inneren Widersprüche und Lücken in Caras Erinnerungsvermögen nur als ernüchternd und verwirrend empfunden, mit der Zeit jedoch hatten sie begonnen, ihn in den Wahnsinn zu treiben. Mehrfach schon hatte er sich eine bissige Erwiderung verkneifen und sich ermahnen müssen, dass sie sich nicht aus Böswilligkeit so verhielt. Hätte Cara ihm ehrlich sagen können, was er hören wollte, hätte sie es gewiss getan – zumal ihm eine Lüge Kahlan nicht wiederbringen würde. Was er brauchte, war die Wahrheit, aus diesem Grund war er schließlich unterwegs zu Shota.
    Gezielt war er eine lange Liste mit Situationen durchgegangen, die Cara mit ihm und Kahlan gemeinsam erlebt hatte, doch oft deckte sich Caras Erinnerung an bestimmte Ereignisse, die für sie eigentlich von einiger Bedeutung hätten sein müssen, nicht mit den tatsächlichen Geschehnissen. In einer Reihe von Fällen, wie zum Beispiel seinem Besuch im Tempel der Winde, konnte sich Cara nicht an bestimmte Schlüsselsituationen erinnern, an denen Kahlan beteiligt gewesen war, in anderen Fällen wich ihre Erinnerung stark vom tatsächlichen Verlauf der Ereignisse ab.
    Zumindest von dem tatsächlichen Verlauf, wie er ihn in Erinnerung hatte. Immer wieder entstanden deprimierende Situationen, wenn ihn die selbstquälerische Angst zu überwältigen drohte, das Problem liege womöglich bei ihm. Cara fand, dass er es war, der sich an Dinge erinnerte, die niemals stattgefunden hatten. Auch wenn sie bemüht war, ihre Überzeugungen nicht allzu offen zu vertreten – je mehr Einwände er vorbrachte, desto überzeugter wurde sie, dass seine Wahnvorstellungen von dieser Fantasiefrau überall wie Unkraut nach einem Regenguss aus dem Boden seiner Erinnerung sprossen.
    Praktisch jede Situation, an der Kahlan beteiligt gewesen war, hatte Cara entweder völlig anders in Erinnerung oder gar nicht. Und für jede dieser Situationen hatte sie eine Antwort parat, bisweilen, um sie mit einer alternativen Version aus der Welt zu schaffen, oder aber, wenn das nicht möglich war, um so zu tun, als erinnere sie sich nicht, wovon er überhaupt redete.
    Zu guter Letzt kam er zu dem Schluss, dass es einen konkreten, vernünftigen Grund geben müsse, möglicherweise eine Art Bann oder Ähnliches, der diese Veränderung der Erinnerung bewirkte – die ja nicht nur sie, sondern auch alle anderen betraf.
    Ihm dämmerte, dass sein Bemühen, ihre – oder sonst jemandes – Erinnerung wieder zu beleben, ihn in Wahrheit gefährlich in seinen Bemühungen behinderte, Kahlan wieder zu finden.
    Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass Cara ihm an dem steilen Berghang dicht auf den Fersen blieb. In dem schroffen Gebirge, das die Weite Agaden wie ein Ring umschloss, musste man nicht erst bis in große Höhen klettern, um eine Klippe zu finden, von der man in die Tiefe stürzen konnte. Angesichts des losen Gerölls unter der Schicht frisch gefallenen Schnees wäre es ein Leichtes, den Halt zu verlieren und Hals über Kopf den Hang hinabzustürzen.
    Außerdem wollte er nicht Gefahr laufen, bei diesen schlechten Sichtverhältnissen den Blickkontakt zu Cara zu verlieren. Wenn sie getrennt wurden, würde ein Hilferuf bei diesem heulenden Wind kaum zu hören sein, und der treibende, verwehende Schnee hätte ihre Spuren innerhalb weniger Augenblicke verwischt. Als er Cara eine Armeslänge hinter sich gehen sah, stemmte er sich entschlossen in den Wind und stapfte

Weitere Kostenlose Bücher