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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Hand reichen zu können. Sie packte seinen Arm, um zu verhindern, dass er auf seinem Weg durch das Gewirr aus Zweigen auf der nassen Rinde ausglitt.
    »Seht«, rief Cara und zeigte auf sein Schwert.
    Die zähe, noch immer an seiner Klinge haftende Substanz hatte sich im Regen aufzulösen begonnen, und auch die Masse der den gesamten Wald durchziehenden Stränge war erschlafft. Wann immer sich einzelne Stränge voneinander lösten, drückte der Regen das Netz ein Stück weiter Richtung Boden, wodurch immer mehr der langen, dicken Stränge von den Bäumen gerissen wurden und in dunklen Klumpen zu Boden fielen, wo sie, im Regen leise vor sich hin zischend, schmolzen – ganz ähnlich dem ersten Schnee des Winters, der es, kaum ist der Schneesturm wieder in Regen übergegangen, nicht schafft, liegen zu bleiben.
    Erst jetzt, im grauen Licht der morgendlichen Dämmerung, konnte Richard das wahre Ausmaß der Masse erkennen, die ihn in einen Kokon zu hüllen versucht hatte: Es war ein Knäuel von wahrlich enormer Größe. Offenbar hatte der Baum durch das Zerreißen der oberen Maschen des Netzes den Zusammenhalt des Ganzen so nachhaltig zerstört, dass es unter seinem eigenen Gewicht zerrissen und schließlich kraftlos in sich zusammengefallen war.
    Jetzt, da der kalte Regen noch einmal an Heftigkeit zunahm, wurden die dunklen Fäden auch von den Ästen und Sträuchern gewaschen, ehe sie zu Boden fielen, wo sie an nichts anderes erinnerten als an die Innereien eines riesigen toten Ungeheuers.
    Richard wischte sein Schwert an den regennassen Sträuchern und Gräsern ab, bis von der klebrigen Masse gar nichts mehr zu sehen war. Die Masse am Boden schmolz mit zunehmender Geschwindigkeit dahin, verdampfte und wurde vom aufziehenden grauen Nebel aufgesogen. Etwas entfernt, in den Schatten der Bäume, stieg der dunkle Nebel, gleich dem Dampf über einem frischen Leichnam an einem kalten Wintertag, langsam über dem Boden auf, ehe die düsteren Schwaden, getragen von der eben aufgekommenen schwachen Brise, hinter den dichten Vorhang aus Bäumen geweht wurden.
    Im Schutz der Bäume wechselte der dunkle Nebel dann auf unbestimmte, für Richard kaum nachvollziehbare Weise die Richtung und verdichtete sich zu einem tintenschwarzen Schatten. Blitzartig, und ehe er recht begriff, was er sah, zerfiel die unheimliche Erscheinung in tausend flatternde Formen, die in alle Himmelsrichtungen auseinander stoben, so als hätte sich ein rätselhaftes Fantasiegebilde in regennasse Schatten und Nebel aufgelöst. Kurz darauf war nichts mehr zu sehen.
    Ein Frösteln kroch Richards Wirbelsäule hoch.
    Cara stand und staunte. »Habt Ihr das gesehen?«
    Richard nickte. »Dem Verhalten nach ähnelte es ein wenig diesem Wesen in Altur’Rang, nachdem es sich durch die Wände auf mich gestürzt hatte. Das hat sich, unmittelbar bevor es meiner hätte habhaft werden können, auf mehr oder weniger die gleiche Weise aus dem Staub gemacht.«
    »Demnach muss es sich wohl um dasselbe unheimliche Wesen handeln.«
    Richard suchte die Schatten zwischen den Bäumen ringsum im frühmorgendlichen Platzregen mit den Augen ab. »Das wäre auch meine Vermutung.«
    Auch Cara ließ den Blick auf der Suche nach Anzeichen einer Gefahr durch den umliegenden Wald schweifen. »Wir können von Glück reden, dass es genau im richtigen Moment zu regnen angefangen hat.«
    »Ich glaube nicht, dass das der Regen war.«
    Sie wischte sich das Wasser aus den Augen. »Aber was dann?«
    »Mit Bestimmtheit kann ich das nicht sagen, aber womöglich war es einfach der Umstand, dass ich mich aus seiner Falle befreien konnte.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Bestie, die über solche Macht verfügt, sich so leicht beirren lässt – weder jetzt noch das Mal davor.«
    »Eine andere Erklärung habe ich nicht, aber ich kenne jemanden, der eine wissen könnte.« Er fasste Cara beim Arm. »Kommt jetzt. Lasst uns unsere Sachen zusammensuchen und dann von hier verschwinden.«
    Mit einer Handbewegung wies sie in den Wald. »Geht Ihr die Pferde holen. Ich packe inzwischen unser Bettzeug zusammen. Trocknen können wir es später.«
    »Nein. Ich möchte, dass wir diesen Ort sofort verlassen.« Rasch entnahm er seinem Bündel ein Hemd und einen Umhang, um wenigstens den Versuch zu unternehmen, einigermaßen trocken zu bleiben. »Die Pferde lassen wir hier zurück. Solange sie in ihrem Pferch eingesperrt sind, wo sie genügend Gras und Wasser haben, werden sie eine Weile gut

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