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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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auch nur etwas ahnt, eine Gefahr, die allein aus diesem Grund keiner außer mir bekämpfen kann. Die Tatsache einer verborgenen Gefahr, deren Ungeheuerlichkeit niemand erkennt, kann ich nicht guten Gewissens ignorieren.«
    »Das ist doch nur eine bequeme Ausrede, Richard.«
    »Nein, ist es nicht.«
    Sie nickte spöttisch. »Und wenn in der Zwischenzeit das eben erst gegründete d’Haranische Reich untergeht? Und die Barbaren der Imperialen Ordnung ihre bluttriefenden Schwerter triumphierend über die Leichen der tapferen Männer erheben, die bei der Verteidigung der Freiheit ums Leben kommen, während ihr Anführer fernab irgendwelchen Hirngespinsten nachjagt? Werden diese Toten weniger tot sein, nur weil du eine rätselhafte Gefahr erkannt zu haben meinst? Wäre ihr Anliegen – und deines – damit weniger gescheitert? Würde das der Welt etwa den frohgemuten Übergang in ein langes düsteres Zeitalter erleichtern, in dem Millionen und Abermillionen in ein elendes, von Unterdrückung, Hunger, Leid und Tod gezeichnetes Leben hineingeboren werden?«
    Richard wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, schon der Versuch einer Antwort hätte angesichts ihrer Darstellung der Dinge hohl und egoistisch geklungen. Er hatte das sichere Gefühl, gute Gründe für das Festhalten an seinen Überzeugungen zu besitzen, gleichzeitig war er sich bewusst, dass allen anderen diese Beweise ziemlich dürftig erscheinen mussten, deshalb hielt er es für das Klügste, einfach den Mund zu halten.
    Hinzu kam, dass irgendwo unter der Oberfläche der Schatten einer grauenhaften Angst lauerte, der Angst, sie könnte vielleicht doch Recht haben und dies alles ließe sich auf eine entsetzliche, ausschließlich in seinem Verstand verwurzelte Täuschung zurückführen.
    Was machte ihn zum alleinigen Besitzer der Wahrheit, während alle anderen sich täuschten? War das überhaupt möglich? Und woher nahm er die Gewissheit, im Recht zu sein? Schließlich besaß er außer seiner eigenen Erinnerung keinen einzigen Beweis, es gab keinen einzigen konkreten Hinweis, an den er sich klammern, auf den er mit dem Finger hätte zeigen können.
    Diese Ungewissheit hatte in seinem Selbstvertrauen einen ersten Riss erzeugt, der ihm Angst machte. Wenn er sich weitete oder gar endgültig barst, würde die Welt mit aller Macht über ihn hereinbrechen und ihn erdrücken, und das war eine Belastung, der er, wenn Kahlan nicht existierte, nicht würde standhalten können.
    Zwischen Kahlan und der Vergessenheit stand allein sein Wort, ohne sie konnte er nicht weiterleben und würde es in einer Welt ohne sie auch gar nicht wollen. Sie bedeutete ihm alles. Bis zu diesem Augenblick hatte er seine ganz persönliche, ja intime, liebevolle Erinnerung an sie hintangestellt und sich stattdessen mit irgendwelchen Einzelheiten abgegeben, um den Schmerz über ihr Verschwinden auch noch am nächsten Tag ertragen zu können, während er gleichzeitig alles daransetzte, sie zu finden. Mittlerweile jedoch schnürte ihm dieser Schmerz das Herz zusammen und drohte, ihn in die Knie zu zwingen.
    Der Schmerz über ihr Verschwinden ging mit einer wahren Flut von Schuldgefühlen einher, denn er war Kahlans einzige Hoffnung, er allein hielt ihre Flamme über dem reißenden Strom am Brennen, der ihre Existenz zu vernichten drohte, er allein versuchte, sie wiederzufinden und zurückzuholen. Und doch hatte er in dieser Hinsicht noch nichts Verwertbares zuwege gebracht. Die Tage gingen ins Land, und er hatte noch nichts erreicht, was ihn ihr näher gebracht hätte.
    Und um alles noch schlimmer zu machen, war er sich durchaus bewusst, dass Shota in einem entscheidenden Punkt Recht hatte. Während er alle Hebel in Bewegung setzte, um Kahlan zu helfen, vernachlässigte er alle anderen. In erster Linie war er es gewesen, der die Menschen von der Vorstellung, ja der sehr realen Möglichkeit eines freien D’Hara überzeugt hatte, eines Landes, wo die Menschen auf ihre eigenen Ziele hinarbeiten und selbst über ihr Leben bestimmen konnten.
    Gleichwohl war er sich schmerzlich bewusst, dass überwiegend er selbst für den Fall der großen Barriere verantwortlich war, der es Jagang erst ermöglicht hatte, den Einfluss der Imperialen Ordnung auf die Neue Welt auszuweiten und die dort eben erst gewonnene Freiheit wieder zu gefährden.
    Wie viele Menschen mochten in Gefahr geraten oder gar ihr Leben verlieren, während er diesem einen geliebten Menschen nachjagte? Und was würde Kahlan wollen, dass er

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