Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Augen und wartete.
Sofort hob er die Arme, um den Waffengurt über seinen Kopf zu ziehen, doch Cara war mit einem Satz bei ihm und fasste mit beiden Händen sein Handgelenk.
»Was glaubt Ihr eigentlich, was Ihr da tut?«, fauchte sie ihn an. Ihr roter Lederanzug leuchtete im Licht der tief stehenden Sonne, als wollte er es mit dem feurigen Funkeln ihrer Augen aufnehmen.
»Shota weiß etwas über dieses Durcheinander«, versuchte er ihr klar zu machen, »und ich muss unbedingt herausfinden, was sie mir dazu sagen kann. Ich wüsste einfach nicht, was ich sonst tun sollte. Mir bleibt gar keine andere Wahl.«
Cara löste eine Hand von seinem Handgelenk und presste sie gegen ihre Stirn, während sie versuchte, ihre Gedanken zusammenzunehmen und ihre plötzlich hektische Atmung zu beruhigen.
»Das könnt Ihr unmöglich tun, Lord Rahl, auf gar keinen Fall. Ihr könnt nicht mehr klar denken. Ihr habt Euch von Eurer momentanen Schwäche hinreißen lassen, der Schwäche, etwas unbedingt zu wollen, das sie Eurer Meinung nach besitzt. Ihr habt Euch in den Kopf gesetzt, es unbedingt, unter allen Umständen haben zu müssen, dabei wisst Ihr nicht einmal, was sie überhaupt anzubieten hat. So wütend, wie sie auf Euch ist, hat sie wahrscheinlich gar nichts wirklich Wertvolles zu bieten.«
»Ich brauche unbedingt einen Hinweis, der mir hilft, die Wahrheit herauszufinden.«
»Und es gibt nicht die geringste Gewähr, dass ihre Antwort dies leisten kann. Hört auf mich, Lord Rahl, Euer Denken ist getrübt. Lasst Euch gesagt sein, der Preis ist viel zu hoch.«
»Für Kahlans Leben ist kein Preis zu hoch – erst recht nicht, wenn es sich bloß um einen Gegenstand handelt.«
»Aber es ist doch nicht Ihr Leben, was Ihr damit erkauft, sondern nur das Versprechen einer Hexe, Euch einen nützlichen Hinweis zu geben – einer Hexe, die Euch demütigen will, weil Ihr ihr gerade einen Korb gegeben habt. Nichts, was sie Euch je verraten hat, war letztlich so, wie ursprünglich behauptet, das habt Ihr eben selbst gesagt. Und diesmal wird es nicht anders sein. Ihr werdet Euer Schwert verlieren – und dafür keinen vernünftigen Gegenwert bekommen.«
»Ich muss es tun, Cara.«
»Das ist Wahnsinn, Lord Rahl.«
»Und wenn ich es bin, der wahnsinnig ist?«
»Was redet Ihr da?«
»Angenommen, ihr alle habt Recht, und Kahlan existiert tatsächlich nicht? Angenommen, ich bin wahnsinnig geworden? Das glaubt doch sogar Ihr. Ich muss wissen, was Shota mir zu sagen hat. Wenn ich mich in allem täusche, wovon ich fest überzeugt bin, was nützt dann mir, einem Verrückten, ein solches Schwert? Solltet ihr tatsächlich alle Recht haben, und ich bin einer Selbsttäuschung erlegen, wem könnte ich dann noch von Nutzen sein? Wem nütze ich, wenn ich den Verstand verloren habe? Zu was bin ich dann überhaupt noch nütze?«
Ein feuchter Glanz legte sich über ihre Augen. »Ihr seid nicht wahnsinnig.«
»Ach nein? Demnach glaubt Ihr also, dass es tatsächlich eine Frau namens Kahlan gibt, mit der ich verheiratet bin?« Als sie darauf nichts erwiderte, löste er ihre Hand von seinem Handgelenk. »Hätte mich auch überrascht.«
Erbost wandte sie sich herum zu Shota und deutete mit ihrem Strafer auf sie. »Ihr dürft ihm sein Schwert nicht wegnehmen!«
»Der Preis, den ich verlangt habe, ist nur eine Lappalie … Das Schwert gehört nicht einmal ihm – es hat ihm nie gehört.«
Auf ihren lockenden Wink mit dem Finger kam Samuel, der die Szene aus dem Schatten beobachtet hatte, mit hastigen Trippelschritten zwischen den Bäumen hervor.
Sofort baute sich Cara zwischen Richard und Shota auf. »Es wurde ihm vom Obersten Zauberer persönlich als Geschenk überreicht. Lord Rahl wurde in das Amt des Suchers berufen und bekam dabei das Schwert der Wahrheit überreicht. Es gehört ihm!«
»Und woher hatte es wohl Eurer Meinung nach der Oberste Zauberer?« Sie wies mit dem Zeigefinger auf den Boden. »Er hatte es von hier. Der ehrenwerte Zedd ist hierher gekommen, in mein Heim, und hat es gestohlen. Richard trägt es also keineswegs zu Recht, sondern weil es irgendwann gestohlen wurde. Es seinem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben ist gemessen an dem, was er wissen möchte, wohl eine eher geringe Strafe.«
Als Cara ihren Strafer hob, hatte sie einen so gefährlichen Blick in den Augen, dass Richard sie sachte beim Handgelenk fasste und ihren Arm nach unten drückte, ehe sie etwas beginnen konnte, das allzu schnell einen hässlichen Ausgang hätte
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