Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Wind, eilten hoch droben einige Wolkenfetzen dahin. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Mond aufging.
»Als Ihr mich geheilt habt, konnte ich ein wenig von jener schrecklichen Einsamkeit spüren, die Euch quält. Ich dachte, vielleicht habt Ihr Euch diese Frau, diese Kahlan, nur ausgedacht, um diese Leere auszufüllen. Ich möchte nicht, dass Ihr unter dieser entsetzlichen Angst leidet, die ich in Euch gespürt habe. Ein Mensch, der gar nicht existiert, kann diese Leere unmöglich füllen.«
Als sie nicht weitersprach, tat er es.
»Und deswegen wollt Ihr, dass Nicci diese Leere füllt?«
Ihr Blick kehrte zu seinen Augen zurück, und ein Ausdruck der Verzweiflung ging über ihre Züge. »Lord Rahl, ich will Euch doch nur helfen. Ich glaube, Ihr braucht einen Menschen, der mit Euch zusammen ist … der Euer Leben teilt, genau wie Shota jemanden wollte, nämlich Euch. Aber Shota ist nicht die Richtige für Euch. Ich glaube nur, dass Nicci Euch gut tun würde, das ist alles.«
»Ihr dachtet also, Ihr könntet, stellvertretend für mich, mein Herz an jemanden verschenken?«
»Na ja … so, wie Ihr es sagt, klingt es natürlich verkehrt.«
»Es ist verkehrt.«
»Nein, ist es nicht«, beharrte sie, die Hände zu Fäusten geballt. »Ihr braucht jemanden. Ich weiß, wie verloren Ihr Euch derzeit fühlt, und ich denke, es wird immer schlimmer. Bei den Gütigen Seelen, Ihr habt gerade Euer Schwert hergegeben.
Ihr braucht jemanden, das weiß ich genau. Irgendwie wirkt Ihr, als fehlte Euch etwas. All die vielen Jahre, die ich Euch nun schon kenne, habt Ihr noch nie so auf mich gewirkt. Zeit meines Lebens habe ich mir den Lord Rahl nie mit nur einer Frau oder gar als verheirateten Mann vorgestellt, aber in Euerm Fall glaube ich, dass Ihr einfach jemanden braucht, der Euch seelenverwandt ist.
Und Nicci passt besser zu Euch als jede andere. Sie ist klug – so klug, dass Ihr beide Euch richtig unterhalten könnt, über Magie und solche Dinge. Ich hab gesehen, wie Ihr Euch beide unterhalten habt, wie ihr zusammen gelacht habt. Ihr scheint einfach zusammenzugehören. Ihr seid beide gescheit und mit der Gabe gesegnet. Außerdem ist sie wunderschön. Ich finde, Ihr solltet eine schöne Frau haben, und das ist Nicci.«
»Und welche Rolle hat Nicci bei Eurer kleinen Intrige gespielt?«
»Nicci hat die gleichen Einwände vorgebracht wie Ihr – was in gewisser Weise nur beweist, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege, Ihr beide passt gut zusammen.«
»Ihr hat also auch nicht gefallen, dass ihr Leben verplant wird?«
Cara zuckte mit einer Schulter. »Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Sie hatte Euch gegenüber dieselben Vorbehalte – als sie sich dagegen aussprach, geschah dies ganz in Eurem Interesse, nicht in ihrem. Sie hatte einzig Euer Wohl im Sinn. Sie schien genau zu wissen, dass Ihr von einer solchen Idee nicht eben begeistert sein würdet.«
»Na ja, in einem Punkt habt Ihr jedenfalls Recht, sie ist eine wirklich kluge Frau.«
»Ich wollte sie nur dazu bringen, einmal darüber nachzudenken, ich hab ihr schließlich nicht gesagt, sie soll sich Euch an den Hals werfen. Ich dachte, vielleicht könntet Ihr beide Euch ja ergänzen und die Leere ausfüllen, die Ihr beide empfindet, ich dachte, wenn ich sie ermutige, es sich ernsthaft zu überlegen, könnte die Geschichte ihren natürlichen Verlauf nehmen, das ist alles.«
Richard hätte sie würgen können, trotzdem versuchte er, ruhig zu klingen, nicht zuletzt, weil Caras Vorgehensweise zwar verkehrt, aber auf rührende Weise menschlich war und von einer Anteilnahme zeugte, dass er sie gleichzeitig am liebsten umarmt hätte. Wer hätte je gedacht, dass eine Mord-Sith jemals zu so etwas wie Liebe und Freundschaft fähig wäre? Nun, er selbst vermutlich, aber trotzdem …
»Cara, Ihr versucht dasselbe zu tun, was auch Shota wollte – mir die Entscheidung abnehmen, was ich fühlen und wie ich mein Leben gestalten sollte.«
»Nein, das ist nicht dasselbe.«
Richards Miene verdüsterte sich. »Und wieso nicht?«
Cara presste die Lippen aufeinander. Er wartete. Schließlich antwortete sie mit kaum hörbarer Stimme.
»Weil sie Euch nicht wirklich liebt. Ich schon. Aber natürlich nicht so«, beeilte sie sich hinzuzufügen.
Er war weder in der Stimmung, ihr zu widersprechen, noch sie anzuschreien. Er wusste, dass Cara nur aus edelsten, wenn auch falsch verstandenen Motiven gehandelt hatte. Vor allem aber konnte er kaum glauben, was er sie soeben laut
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