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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Friedhofs herausgekommen.
    Der alte Mann machte eine Handbewegung. »Geh du voran, Jillian. Dieser Ort untersteht jetzt dir.«
    Mit einem Nicken machte sie sich auf den Weg in die im goldenen spätnachmittäglichen Licht erglühende Stadt. Es war wie immer ein wundervoller Anblick, aber an diesem Tag hatte er für sie auch etwas Bedrückendes. Es war, als sehe sie alles mit neuen Augen, und auf einmal erschien ihr die Verbindung zu ihren Vorfahren sehr real.
    Die prachtvollen Gebäude schienen noch immer von Menschen bewohnt, es war, als könnte sie jeden Moment einige davon durch die leeren Fensteröffnungen ihrem täglichen Leben nachgehen sehen. Manche Bauten, mit ihren hohen, den vorspringenden Teil eines Schieferdaches stützenden Säulen, waren von gewaltigen Ausmaßen, andere besaßen in jedem Stockwerk mit Rundbögen überwölbte Fensterreihen. Ihr Großvater hatte sie bereits in einige von ihnen mitgenommen; der Anblick dieser Gebäude, in denen mehrere Geschosse voller Zimmer übereinander lagen, sodass man, um in die oberen Zimmer zu gelangen, tatsächlich eine im Innern des Gebäudes angebrachte Treppe emporsteigen musste, hatte sie zutiefst erstaunt. Die Leistungen dieser Baumeister aus alter Zeit hatten fast etwas Magisches, und wenn sie im goldenen Licht erglühten, boten sie von weitem einen wahrhaft majestätischen Anblick.
    Nun würde sie allein durch die Straßen wandern, begleitet nur von den Seelen derer, die einst hier gelebt hatten. Immerhin, zu wissen, dass ihr Großvater ihr die Maske der Priesterin der Gebeine aufgemalt hatte, gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.
    Sie würde diejenige sein, die den Fremden die Träume übermitteln würde. Wenn sie ihre Arbeit gut machte, würden es die Fremden so mit der Angst bekommen, dass sie die Flucht ergriffen, und ihr Volk wäre gerettet.
    Sie versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass die Menschen, die einst hier gelebt hatten, dasselbe versucht hatten und gescheitert waren.
    »Was meinst du, werden es zu viele sein?«, fragte sie, plötzlich von den Erzählungen über dieses vorzeitige Debakel aufgeschreckt.
    »Zu viele?« Er sah sie verdutzt an, während sie an einer Mauer entlangliefen, die schon vor langer Zeit vollständig von einem lebendigen Geflecht aus Schlingpflanzen umschlossen worden war, das Einzige, was das bröckelnde Mauerwerk mittlerweile noch zusammenhielt.
    »Ja, zu viele für die Träume. Ich bin schließlich ganz allein – außerdem hab ich weder Erfahrung, noch bin ich älter oder sonst etwas. Ich bin nur ich.«
    Mit seiner großen Hand gab er ihr einen tröstlichen Klaps zwischen ihre Schulterblätter. »Zahlen spielen keine Rolle. Er wird dir die Kraft verleihen, die du brauchst.« Warnend hob er einen Finger. »Und vergiss nicht, Jillian, in den Erzählungen heißt es, dass du diesem Mann treu ergeben sein musst. Er wird dein Meister sein.«
    Jillian nickte, und im selben Moment betraten sie das weitläufige Friedhofsgelände. Hier, in den unteren Bereichen, sah man nur einfache Grabsteine, doch als sie höher hinaufstiegen, vorbei an endlosen Gräberreihen, gelangten sie schließlich zu größeren und kunstvoller verzierten Gedenkstätten für die Toten, nicht selten dekoriert mit prachtvollen Statuen von Personen in stolzen Posen. Andere wiesen alte, von ewiger Liebe kündende Inschriften auf, einige wenige zierte lediglich ein uraltes Symbol, bei dem es sich, wie ihr Großvater erklärte, um eine Huldigung handelte. Manche der größeren Grabmonumente trugen nichts als einen Namen.
    Tief im Herzen dieser Stätte der Toten, ganz in der Nähe ihrer höchstgelegenen Stelle, wo die der Witterung ausgesetzten Bäume hoch und krumm gewachsen waren, gelangten sie schließlich zu einer prunkvollen, mit einem riesigen, überaus kunstvoll gearbeiteten Steinmonument markierten Grabstätte. Darauf stand eine Urne aus scheckigem grauem Granit voller aus demselben Stein gemeißelter Oliven, Birnen und anderer Früchte, darunter einige Trauben, die zu einer Seite bereits über den Rand hinausquollen. Nach Aussage ihres Großvaters, der sie schon viele Male zu diesem Grabmal mitgenommen und dabei die Erzählungen an sie weitergegeben hatte, sollte diese Urne die Fülle des Lebens versinnbildlichen, wie sie der Mensch dank seines kreativen Schaffens und seiner harten Arbeit hervorgebracht hat.
    Er beobachtete sie, wie sie erst zögernd stehen blieb, dann näher an den monumentalen Grabstein eines längst Verstorbenen herantrat, der zu

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