Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
meinetwegen bloß keine Sorgen, Nicci, unter dieser Erde hier liegt nichts. Sie ist nicht hier, wie ich Euch gleich beweisen werde, und dann werdet Ihr mir glauben müssen. Ich werde mein altes Leben zurückbekommen, und wenn es so weit ist, werdet ihr alle begreifen, dass etwas ganz und gar aus dem Lot geraten ist. Anschließend werden wir uns an die Arbeit machen und herausfinden müssen, was gespielt wird – und natürlich Kahlan wiederfinden.«
Einen Moment lang hielt er ihrem Blick stand, um zu sehen, ob sie es wagen würde, ihm zu widersprechen, dann schnappte sich Richard wortlos eine Schaufel und stieß das Blatt vor dem steinernen Grabmal der verschiedenen Mutter Konfessor mit einem kräftigen Fußstoß in die leicht aufgeworfene, mit Gras bewachsene Erde.
Zedd hatte zwei Laternen mitgebracht, die jetzt unweit auf einer steinernen Sitzbank standen und in der feuchten Stille ein schwaches, aber gleichmäßiges Licht verströmten. Wegen des Nieselregens hatte sich ein leichter Bodennebel gebildet, und obwohl der Himmel sich mittlerweile vollständig mit bleigrauen Wolken zugezogen hatte, meinte Nicci an dem schwindenden Licht zu erkennen, dass es kurz nach Sonnenuntergang sein musste. Da dies die dunkelste Neumondnacht war und die dichte Wolkendecke die Sterne verdeckte, stand ihnen eine tiefschwarze Nacht bevor – auch ohne Nieselregen und aufkommende Dunkelheit ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um Tote auszugraben.
Als Richard mit einer gewissen beherrschten, gleichwohl zielgerichteten Wut vor sich hin ackerte, griff sich Cara schließlich eine der anderen Schaufeln. »Je schneller wir es hinter uns bringen, desto besser.«
Sie stieß ihre Schaufel in das feuchte Erdreich und half Richard beim Graben. In grimmiges Schweigen gehüllt, stand Zedd ganz in der Nähe und schaute weiterhin zu. Um das Ganze zu beschleunigen, hätte sogar Nicci mit angefasst; sie bezweifelte jedoch, dass mehr als zwei Personen genügend Platz zum Graben hatten, ohne einander ständig im Weg zu sein. Sie war fast geneigt, der Plackerei beim Öffnen des Grabes mit etwas Magie nachzuhelfen, meinte aber deutlich zu spüren, dass Zedd damit nicht einverstanden wäre. Offenbar legte er Wert darauf, dass Richard dies aus eigener Kraft tat, mit seinen Muskeln, seinem Schweiß. Es sollte sein Werk sein.
Während das Tageslicht allmählich immer mehr schwand, arbeiteten sich Richard und Cara immer tiefer in das Erdreich vor; mittlerweile mussten sie zur Spitzhacke greifen, um durch das dichte Wurzelgeflecht zu dringen, das die Grabstelle in allen Richtungen durchzog. Das Vorhandensein von Wurzeln dieser Dicke war für Nicci ein sicherer Hinweis dafür, dass das Grab älter sein musste, als Richard annahm, aber falls er zu demselben Schluss gekommen war, ließ er sich das in seiner Arbeitsweise nicht anmerken. Vermutlich lag er mit seiner Einschätzung sogar richtig, dass dies kein echtes Grab war, das würde immerhin erklären, warum die Wurzeln so mächtig hatten werden können. Wenn Richard Recht hatte, hätte nur ein kleines Loch zwischen ihnen ausgehoben werden müssen, gerade groß genug, um ein rituelles Gefäß mit etwas Asche darin zu verbuddeln, doch daran mochte sie nicht einen Augenblick glauben. Schaufel für Schaufel wurde der Haufen schwarzer Erde neben dem Loch immer höher.
Als die vor Regen und Schweiß triefenden Köpfe von Richard und Cara auf gleicher Höhe mit dem Boden waren, stieß Richards Schaufel plötzlich mit einem dumpfen Geräusch gegen einen festen Gegenstand.
Die beiden hielten inne. Richard wirkte plötzlich wie gelähmt; seiner Geschichte zufolge dürfte sich in dem Grab überhaupt nichts befinden, außer vielleicht einem kleinen, Asche enthaltenden Behälter, obwohl nicht recht einzusehen war, warum ein solcher Behälter so tief vergraben sein sollte.
»Es kann sich nur um eine Urne für die Asche handeln«, meinte er nach einer Weile mit einem Blick auf Zedd. »Das muss es sein. Du hättest die Leichenasche niemals einfach in ein Erdloch gekippt; gewiss hätte man bei dem Begräbnis irgendeine Art von Gefäß für die Asche verwendet, die alle aufgrund deines Täuschungsmanövers für Kahlans halten sollten.«
Zedd sagte nichts.
Cara beobachtete Richard einen Moment lang, dann stieß sie ihre Schaufel erneut ins Erdreich; wieder war das gleiche dumpf hallende Geräusch zu hören. Sie wischte sich mit dem Handrücken eine blonde Strähne aus dem Gesicht und sah hoch zu Nicci.
»Sieht ganz so
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