Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
den Kopf vor. »Aber Nicci hat ihn wieder geheilt«, setzte sie mit leiser Stimme hinzu. »Sie hat Lord Rahl das Leben gerettet.«
Zedd machte ein staunendes Gesicht. »Eine wahre Freundin.«
»Es stimmt, ich habe ihn geheilt«, bestätigte Nicci, »aber es war schwieriger als alles, woran ich mich je zuvor versucht habe. Mag sein, dass ich ihm dadurch das Leben gerettet habe, nur mache ich mir jetzt Sorgen, dass ich womöglich nicht ganze Arbeit geleistet habe.«
»Was wollt Ihr damit sagen?«
»Ich fürchte, ich könnte etwas getan haben, das diese Wahnvorstellungen überhaupt erst ausgelöst hat.«
»Das ist nicht wahr«, warf Cara ein.
»Eben das frage ich mich«, erwiderte Nicci. »Ich frage mich, ob ich vielleicht hätte mehr tun oder anders an die Sache herangehen können.«
Sie schluckte, vorbei an dem immer mehr anschwellenden Kloß in ihrer Kehle. Sie befürchtete, dass sie tatsächlich schuld an Richards Problem war, dass sie womöglich nicht schnell genug gehandelt oder ihr ein furchtbarer Fehler unterlaufen war. Die Entscheidung jenes grauenhaften Morgens, Richard erst an einen sicheren Ort zu schaffen, ehe sie mit ihrer Heilung begann, nagte noch immer an ihr. Sie hatte befürchtet, ein Angriff könnte ihren Heilbemühungen ein abruptes und verhängnisvolles Ende bereiten; aber wenn sie andererseits gleich an Ort und Stelle, noch auf dem Schlachtfeld, damit begonnen hätte, würde er jetzt vielleicht keinen Gespenstern nachjagen. Schließlich war dieser Angriff nie erfolgt, demnach war ihre Entscheidung, ihn unter allen Umständen erst zu dem abgelegenen Bauernhaus zu transportieren, falsch gewesen.
»Was genau hat ihm eigentlich gefehlt?«, riss Zedd sie aus ihren Gedanken. »An welcher Stelle hat ihn der Pfeil getroffen?«
»In der linken Brustseite – und genau genommen war es ein mit Widerhaken versehener Armbrustbolzen. Der Kopf mit den Widerhaken war in seiner Brust stecken geblieben, ohne diese ganz bis zum Rücken zu durchdringen. Er hatte ihn noch leicht ablenken können, weshalb er sein Herz verfehlt hat, aber Lunge und Brust füllten sich bereits rasch mit Blut.«
Erstaunt zog Zedd eine Augenbraue hoch. »Und Ihr konntet den Bolzen entfernen und ihn heilen.«
»Aber ja«, bestätigte Cara mit leidenschaftlichem Nachdruck. »Sie hat Lord Rahl das Leben gerettet.«
»Ich weiß nicht …« Nicci hatte Mühe, es in die richtigen Worte zu fassen. »Ich war auf dem Weg hierher von ihm getrennt. Jetzt, da ich ihn wieder sehe, sehe, wie starrsinnig er an seinen Wahnvorstellungen festhält und sich völlig der Wahrheit verschließt, bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich ihm damit einen Gefallen getan habe. Wie will er denn weiterleben, wenn er die Welt, die ihn umgibt, nicht so zu sehen vermag, wie sie tatsächlich ist? Körperlich mag er wieder genesen sein, aber wenn ihm der Verstand weiter seinen Dienst versagt, wird er grausam eines langsamen Todes sterben.«
In einer väterlichen Geste tätschelte ihr Zedd die Schulter. Nicci sah die Lebendigkeit in seinen Augen, es war dasselbe Feuer, das auch Richard besaß – oder doch besessen hatte.
»Dann werden wir ihm eben helfen müssen, die Wahrheit zu erkennen.«
»Und wenn es ihm das Herz bricht?«
Ein Lächeln ging über Zedds Lippen.
»Dann werden wir es eben heilen müssen, oder was meint Ihr?«
Nicci, den Tränen nahe, war außerstande, etwas anderes als ein leises Flüstern hervorzubringen. »Und wie sollen wir das anstellen?«
Mit einem abermaligen Lächeln drückte Zedd fest ihre Schulter. »Das wird sich zeigen. Zunächst einmal müssen wir ihn dazu bringen, die Wahrheit einzusehen, anschließend können wir uns dann Gedanken darüber machen, wie wir die Wunde heilen wollen, die sie in seinem Herzen hinterlassen wird.«
Außer einem Nicken brachte Nicci nichts zustande. Die Aussicht, mit ansehen zu müssen, wie Richard ein Leid zugefügt wurde, machte ihr Angst.
»Und was hat es mit dieser Bestie auf sich, von der Ihr gesprochen habt? Die Jagang erschaffen hat?«
»Sie ist eine Waffe, geschaffen unter tatkräftiger Mithilfe der Schwestern der Finsternis«, antwortete Nicci. »Irgendetwas aus der Zeit des Großen Krieges.«
Die Neuigkeit entlockte Zedd einen kaum hörbaren Fluch. Cara sah aus, als hätte sie etwas über die Bestie anzumerken, aber dann überlegte sie es sich anders und ging zur Tür. »Kommt. Ich will nicht, dass Lord Rahl einen zu großen Vorsprung bekommt.«
Murrend pflichtete Zedd ihr bei. »Sieht
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