Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
wandte den Kopf ab und fuhr sich durchs Gesicht, als wollte sie etwas fortwischen. Diese Empfindung, wusste er, war Teil einer umfassenderen Warnung, diesen Ort zu meiden.
Die Öffnung drüben auf der anderen Seite war zu beiden Seiten von niedrigen, aus poliertem, mit Goldpartikeln durchsetztem Gestein bestehenden Pfeilern flankiert, die ein Gesims stützten. Der Gang jenseits dieser Pfeiler war nicht viel höher als Richard, schien mehr oder weniger quadratisch zu sein und aus simplen Steinquadern zu bestehen, die sich in der Ferne verloren. Für einen so schlichten Gang, hier unten im Innersten der Burg, erschien ihm das Portal recht kunstvoll und beeindruckend.
Richard konnte nur hoffen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag.
Als sie den Vorraum durchquerten und sich der Türöffnung näherten, begann der Bereich unmittelbar vor den Pfeilern, schwach rötlich zu schimmern, und plötzlich war die Luft von einem Besorgnis erregenden Summen erfüllt.
Nicci, der plötzlich das Haar vom Kopf abstand, so als würde sie jeden Augenblick von einem Blitz getroffen, fasste seinen Arm und zog ihn zurück. »Es ist ein Schild.«
»Ich weiß.« Er benutzte ihren Griff um seinen Arm, um sie hinter sich herzuziehen.
»Das kannst du nicht machen, Richard. Dies ist kein gewöhnlicher Schild – er besteht nicht nur aus additiver Magie, sondern er ist mit subtraktiver Magie durchwirkt. Solche Schilde sind tödlich, und ganz besonders dieser.«
»Ich weiß. Es ist nicht das erste Mal, dass ich Orte wie diesen passiere.«
Er hoffte, dass der Schild tatsächlich exakt denen glich, die er schon einmal überwunden hatte. Genau auf diese Art von Schild war er angewiesen, jene Art, mit denen die verbotensten Bereiche gesichert waren. Falls es sich dagegen um einen minderen Schild handelte oder einen, der womöglich stärker war und noch größeren Einschränkungen unterlag als die ihm bereits bekannten, würden sie in Teufels Küche geraten.
Der einzige Ausweg aus dem Raum, in dem sie sich befanden, führte entweder wieder zurück durch den Gang, durch den die Bestie sie verfolgte, oder geradeaus durch den Schild.
»Gehen wir, beeilt Euch.«
Niccis Brust hob und senkte sich schwer, als sie mit sichtlicher Mühe nach Atem rang. »Wir können nicht dort hindurch, Richard. Dieser Schild wird uns glatt das Fleisch von den Knochen reißen.«
»Und ich sage Euch, es wäre nicht das erste Mal, dass ich es tue. Ihr beherrscht subtraktive Magie, also könnt Ihr es ebenfalls.« Er begann, Richtung Tür zu laufen. »Im Übrigen sind wir so gut wie tot, wenn wir es nicht tun. Es ist unsere einzige Chance.«
Mit einem Murren, zum Zeichen, dass sie sich geschlagen gab, folgte sie ihm durch die unzähligen glitzernden Reflexionen des Glasmosaiks, das die Wände des Vorraums bedeckte. »Ich hoffe nur, du irrst dich nicht.«
Er ergriff ihre Hand und hielt sie fest, für den Fall, dass man mit der subtraktiven Seite der Magie geboren sein musste, denn Nicci besaß sie nicht von Geburt an, sondern hatte sich ihren Gebrauch selbst beigebracht. Seine Kenntnisse über Magie waren eher beschränkt, aber soweit er wusste, war es etwas völlig anderes, ob man mit ihr geboren war oder sich einfach nur ihrer zu bedienen wusste. Doch da er bereits anderen nicht mit der Gabe Geborenen beim Passieren der Schilde geholfen hatte, würden ihre Fähigkeiten im Verein mit seinem festen Griff vermutlich reichen, sie hindurchzubringen – vorausgesetzt natürlich, er schaffte es selbst.
Die Luft rings um sie her verwandelte sich in einen dunkelroten Nebel, als er, ohne innezuhalten, geradewegs durch die Tür stürzte und Nicci dabei mitriss.
Der unvermittelte Druck, der wie eine Lawine über sie hereinbrach, schien sie beinahe zu erdrücken. Nicci entfuhr ein Keuchen.
Richard musste sich mit aller Kraft gegen den Druck stemmen, um überhaupt voranzukommen. Der rasiermesserfeine Rand der von den polierten Steinpfeilern gesäumten Fläche streifte seine Haut mit sengender Hitze. Diese war so immens, dass er einen Moment lang glaubte, einen gewaltigen, verhängnisvollen Fehler gemacht zu haben.
Doch kaum zuckte er unter dem unerwarteten Brennen zusammen, da trug ihn sein Schwung bereits durch die Tür, und kurz darauf stellte er zu seiner milden Überraschung fest, dass er nicht nur am Leben, wohlauf und absolut unversehrt war, sondern der dahinter liegende Gang mitnichten das war, was er von der anderen Seite aus zu sein schien. Noch beim ersten Blick
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