Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
befinden?«
»Nein.« Erschöpft stieß er einen Seufzer aus. »Aber ich denke, wir täten gut daran, es herauszufinden.«
Mühsam kamen sie wieder auf die Beine und machten sich daran, den Rest der Strecke durch den kurzen Gang hinter sich zu bringen. An seinem Ende gelangten sie in einen Raum aus simplen Steinquadern, die einst verputzt gewesen sein mussten; mittlerweile befand sich der Putz aber längst im Zustand der Auflösung. Der Raum war nicht mehr als fünfzehn Schritte lang und nicht einmal annähernd so breit, und der größte Teil der linken Seitenwand war mit Regalen voller Bücher zugestellt.
Trotz der nicht eben zahlreichen Bücher diente er, anders als viele andere, die er in der Burg der Zauberer gesehen hatte, nicht als Bibliothek. Einerseits war er dafür viel zu klein, zum anderen war er alles andere als elegant, ja nicht einmal ansehnlich, sondern eher ziemlich nüchtern gehalten, sodass man ihn bestenfalls als praktisch bezeichnen konnte. Am anderen Ende, neben der wieder hinausführenden Tür, war neben den Bücherregalen gerade noch Platz für einen Tisch mit einer dicke Kerze darauf, unter den man einen hölzernen Stuhl geschoben hatte. Der Gang drüben auf der anderen Seite glich im Großen und Ganzen dem, durch den sie hereingekommen waren.
Bei näherem Hinsehen jedoch entdeckte Richard, dass er die gleichen silbrig schimmernden Wände sowie einen weiteren Schild aufwies, ganz ähnlich dem, den sie beim Betreten überwunden hatten, sodass er, anders als viele andere Räume in der Burg, unmöglich zu umgehen und über eine andere, nicht durch solch mächtige Schilde gesicherte Route zu betreten war. Entweder man gelangte durch einen der beiden Schilde hinein oder gar nicht.
»Nach der Unmenge von Staub zu urteilen«, sagte Nicci, »ist hier offenbar schon seit Jahrtausenden nicht mehr sauber gemacht worden.«
Sie lag mit ihrer Einschätzung richtig. Abgesehen von dem schmutzigen Grau, das sich über alles gelegt hatte, wies der Raum praktisch keine Farben auf. Die feinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf, als Richard dämmerte, was möglicherweise der Grund dafür war.
»Und zwar, weil ihn seit Jahrtausenden kein Mensch mehr betreten hat.«
»Wirklich?«
Er wies auf den Ausgang, den er gerade untersucht hatte. »Die beiden einzigen hier hineinführenden Wege sind mit Schilden gesichert, für deren Überwindung subtraktive Magie benötigt wird. Nicht einmal Zedd, der Oberste Zauberer höchstselbst, kann diesen Raum jemals betreten haben, da es ihm unmöglich ist, subtraktive Schilde zu passieren.«
Fröstelnd rieb Nicci sich die Hände. »Und erst recht nicht diese hier. Ich habe mich einen Großteil meines Lebens mit Schilden beschäftigt; nach dem Gefühl, das mich bei diesen hier überkam, sind sie von absolut tödlicher Kraft. Ohne deine Hilfe hätte ich sie vermutlich schon beim ersten Mal nur unter beträchtlichen Schwierigkeiten überwinden können.«
Den Kopf leicht zur Seite geneigt, um die Titel besser entziffern zu können, ließ Richard den Blick über die Bücher in den Regalen wandern. Auf manchen Buchrücken war überhaupt kein Titel angegeben, manche waren in Sprachen verfasst, deren er nicht mächtig war. Wieder andere schienen dem Aussehen nach Tagebücher zu sein. Ein schmales Bändchen trug den Titel Gegendrauss , was Gegenmaßnahmen auf Hoch-D’Haran bedeutete. Gleich daneben zog er ein anderes von ähnlich schmalem Format hervor, das den Titel Theorie der Ordnung trug. Er war noch damit beschäftigt, den Staub herunterzublasen, da dämmerte ihm, dass es vermutlich deswegen seine Aufmerksamkeit erregt hatte, weil der Begriff »Ordnung« im Titel ihn an die Kästchen der Ordnung erinnerte. Er fragte sich, ob da möglicherweise eine Verbindung bestand.
»Sieh dir das an, Richard«, rief Nicci vom gegenüberliegenden Durchgang her.
Richard warf das Buch auf den Tisch, ging hinüber zum Durchgang und näherte sich dem Schild. »Was ist denn?«
»Ich weiß nicht.« Ihre Stimme hatte einen hallenden Klang, kurz darauf sah er das tiefrote Leuchten erst kurz aufflackern und anschließend wieder verblassen. Sofort wurde ihm klar, dass sie den Schild durchquert haben musste. Seine anfängliche Besorgnis wich gewaltiger Erleichterung, als er sah, dass nichts wirklich Schlimmes passiert war. Nicci war schließlich eine erfahrene Hexenmeisterin, die, so seine Vermutung, nach dem Durchqueren des letzten Schildes genau gewusst haben musste, auf welche Gefahren
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