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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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aufzuhalten, sie schien zumindest seine Aufmerksamkeit erregt zu haben. Nichts anderes hatte dies bislang vermocht.
    Nicci eilte durch die Tür nach draußen und stieß Richard vor sich her, um ihn zu bewegen, den Korridor zu durchqueren. Er mochte Zedd nur ungern mit einer solchen Gefahr allein lassen, aber da die Bestie es auf ihn und nicht auf seinen Großvater abgesehen hatte, wäre es für Zedd gewiss sicherer, wenn er die Flucht ergriff – auch wenn er sich selbst dadurch wohl würde in Sicherheit bringen können.
    »Stell dich der Bestie bloß nicht in den Weg«, rief er Tom zu. »Sie würde dich in Stücke reißen. Und das Gleiche gilt für Euch«, sagte er zu Cara und Rikka, die ihn durch den Flur scheuchten.
    »Schon verstanden, Lord Rahl«, antwortete Cara.
    »Und wie können wir sie töten?«, erkundigte sich Tom, während sie seitwärts den Flur entlanghasteten, ein wachsames Auge stets auf die Bibliothek gerichtet.
    »Gar nicht«, gab Nicci zurück. »Sie ist bereits tot.«
    »Na großartig«, murmelte er und drehte sich herum, um Nicci und die beiden Mord-Sith in ihrem Bemühen zu unterstützen, Richard in Bewegung zu halten. Der fand eigentlich nicht, dass es einer handgreiflichen Aufforderung bedurfte – die Klagelaute der Toten genügten völlig, um ihm Beine zu machen.
    Aus der Tür drangen zuckende Lichtblitze und wütendes Gekreisch, während die im Lesesaal Zurückgebliebenen sich noch immer nach Kräften bemühten, dieses Etwas, das nichts anderem so sehr ähnelte wie lebendigen Schatten, zu vernichten oder doch zumindest im Zaum zu halten. Pure Zeitverschwendung, wusste Richard; diese Bestie bestand zum Teil aus subtraktiver Magie, und dagegen besaßen sie kein Mittel, wie ihnen die Bestie bereits sattsam bewiesen hatte. Aber wahrscheinlich bemühten sie sich, sie abzulenken, um Richard Zeit zur Flucht zu geben. Bislang hatte sie sich als nicht eben anfällig für derartige Taktiken erwiesen – aber davon hatte ja auch Shota bereits gesprochen.
    An einer Kreuzung bog Richard in den getäfelten Flur zur Rechten ab, die anderen folgten ihm. In gewissen Abständen passierten sie offene, mit Sesseln, Sofas und dunklen Lampen ausstaffierte Bereiche, Orte, die einst offenbar zu galanten Gesprächen und Gesellschaften eingeladen hatten.
    Kaum waren sie erneut abgeschwenkt und in einen breiteren Flur mit dunkelbraunen Stuckwänden und vergoldetem Eichenparkett eingebogen, explodierte vor ihnen eine Wand, und eine Wolke aus Staub und Trümmerteilen wälzte sich auf sie zu. Als sich der Schattenwirrwarr aus der weißen Staubwolke schälte, blieb Richard auf dem polierten Parkett schlitternd stehen und machte kehrt. Da ihn die anderen vor sich hergetrieben hatten, bildete er nun die Nachhut, nach dem notgedrungenen Richtungswechsel, während die Bestie rasch näher kam.
    Unterwegs schien das düstere Knäuel aufs Geratewohl weitere Schatten – kleine Schlagschatten, große dunkle Flächen, tiefschwarze Winkel und dämmrige Dunstschleier – in sich aufgesogen und zusammengeballt zu haben, etwa so, wie man Papierschnitzel zu einer Kugel formt. Die sich immer wieder umgruppierenden Schattenformationen erzeugten einen Strudel aus schwarzen, unablässig umeinander und durcheinander wirbelnden Formen, deren Anblick sofort Schwindelgefühle erzeugte, selbst wenn man sich, wie Richard, nur ab und zu im Laufen nach ihnen umdrehte.
    Und doch war das Gebilde so frei von aller Stofflichkeit, dass er, wenn er einen Blick über seine Schulter warf, das Licht der Fenster ganz am anderen Ende des Flures durch das Wesen hindurchschimmern sah. Nichtsdestoweniger schwoll die Bestie auf ihrer wilden Jagd um die Ecke bisweilen an und streifte die Wände, und dann schlitzte sie Wandvertäfelungen, Stuck und Mauerwerk so mühelos auf wie ein Bulle, der durch ein Dornengestrüpp bricht.
    Richard hatte nicht die leiseste Vorstellung, wie er sich einer Zusammenballung zusammengeknüllter Schatten erwehren sollte, die mühelos durch massives Mauerwerk zu brechen vermochte.
    Mittlerweile hatten sich zwei Zauberer und zwei Hexenmeisterinnen daran versucht, Jagangs durch Zauberei geschaffene Bestie aufzuhalten, doch das Ergebnis war praktisch gleich null. Dabei war Nicci weit mehr als nur eine Hexenmeisterin; sie war in der schwarzen Kunst unterwiesen worden, subtraktive Magie gegen unheilvolle Treueschwüre einzutauschen, Schwüre, an die Richard nicht einmal zu denken wagte. Doch selbst das hatte die Bestie nicht aufzuhalten

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