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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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durchgesetzt, dass ich mich wieder um die Dinge des Lebens kümmern muss. Aber der Fall liegt ja anders. Es ist fast, als wüsste ich, dass sie irgendwo um Hilfe rufend in einem dunklen Fluss dahintreibt, und ich bin der Einzige, der sie hören kann – der weiß, dass sie in entsetzlicher Gefahr schwebt zu ertrinken.«
    »Richard …«
    »Glaubt Ihr wirklich, all die unschuldigen Menschen sind mir gleichgültig, die von den Horden bedroht werden die bereits im Anmarsch sind, um sie abzuschlachten oder zu versklaven? Das sind sie nicht. Ich mache vor Sorge kaum noch ein Auge zu, und diese Sorge gilt nicht nur Kahlan. Könnt Ihr nicht wenigstens versuchen zu verstehen, wie innerlich zerrissen ich mich fühle?
    Ich wache mitten in der Nacht in kalten Schweiß gebadet auf und sehe nicht nur Kahlans Gesicht vor mir, sondern das Gesicht von Menschen, die nie eine Chance im Leben erhalten werden, wenn Jagang nicht Einhalt geboten wird. Und wenn ich mir dann anhören muss, wie sehr diese Menschen auf mich angewiesen sind, bricht es mir das Herz – weil ich ihnen helfen möchte, aber auch, weil sie mich zu brauchen glauben, weil sie glauben, ich, ein einzelner Mann, könnte den Ausschlag geben in einem Krieg, in den Millionen verwickelt sind. Wie können sie es wagen, mir diese ungeheure Verantwortung aufzubürden?«
    Sie legte ihm sachte die Hand auf den Arm und fuhr ihm in einer begütigenden Geste darüber. »Du weißt, ich würde niemals wollen, dass du etwas tust, das du für falsch hältst, Richard. Nicht einmal, wenn es dazu diente, dich glauben zu machen, sie sei tot – aufgrund von Beweisen, von denen ich weiß, dass sie nicht stichhaltig sind, die ich aber dennoch glaube, wenn auch aus anderen Gründen.«
    »Ich weiß.«
    »Aber auch ich habe viel nachgedacht, seit der Nacht, in der du das Grab geöffnet hast, während du umhergeirrt bist und überlegt hast, was du tun könntest.«
    Er schnippte ein paar Steinsplitter von der Mauerkrone in den Brunnen, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. »Und zu welchem Ergebnis seid Ihr gekommen?«
    »Nun, als ich dich über die Festungswälle spazieren sah, hatte ich plötzlich einen beunruhigenden Gedanken. Ich habe bislang noch nichts davon erwähnt, teils, weil ich nicht sicher weiß, ob es die Antwort darauf sein könnte, was dir im Moment widerfährt, und teils, weil es, wenn dem so ist, ein noch größeres Problem darstellen würde als bloß eine durch deine Verwundung hervorgerufene Selbsttäuschung. Ob es tatsächlich die Antwort ist, vermag ich also nicht zu sagen, aber ich fürchte, die Möglichkeit besteht. Vor allem aber habe ich deswegen nichts gesagt, weil das Beweisstück verschwunden ist und ich folglich nichts de facto beweisen kann. Aber ich finde, der Zeitpunkt ist gekommen, das Thema anzusprechen.«
    »Beweisstück? Sagtet Ihr nicht eben, das Beweisstück sei verschwunden?«
    Nicci nickte. »Der Armbrustbolzen, der dich getroffen hat. Ich fürchte, dies alles könnte durch diesen Bolzen verursacht worden sein, wenngleich ganz anders und auf sehr viel verstörendere Weise, als wir es uns bislang vorgestellt haben.«
    Ihre ernste Miene machte Richard stutzig. »Was wollt Ihr damit andeuten?«
    »Hast du gesehen, wer den Bolzen abgeschossen hat, der dich traf? Wer die Armbrust in Händen hielt?«
    Den Blick in die Ferne gerichtet, holte Richard tief Luft, ehe er sorgfältig noch einmal die vagen Bruchstücke seiner Erinnerung an jenen Morgen durchging, an dem der Kampf stattgefunden hatte. Er war erst kurz zuvor aufgewacht – nachdem das Heulen eines Wolfs ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Es war, als hätten sich schattenhafte Baumstämme durch die Dunkelheit bewegt. Dann plötzlich hatte es ringsum nur so von Soldaten gewimmelt, und er hatte sich der von allen Seiten auf ihn einstürmenden Krieger erwehren müssen. Er erinnerte sich noch deutlich an das Gefühl, das Schwert der Wahrheit in Händen zu halten, das Gefühl des drahtumwickelten Hefts in seiner Hand, an seine Kraft, die ihn durchströmte.
    Er erinnerte sich, Männer weiter hinten zwischen den Bäumen Pfeile auf ihn abschießen gesehen zu haben. Die meisten hatten sich mit Bogen bewaffnet, aber es waren auch einige Armbrustschützen darunter gewesen – was für eine solche Patrouille der Imperialen Ordnung durchaus nicht ungewöhnlich war.
    »Nein … ich kann nicht behaupten, mich zu erinnern, den Schützen des Bolzens gesehen zu haben, der mich getroffen hat. Wieso? Was ist Euch denn

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