Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
nur deinen Tod. Begreifst du nicht, Richard? Er würde deine Glaubwürdigkeit zerstören. Er würde dich leben lassen und es dir selbst überlassen, dein Anliegen zunichte zu machen.«
»Was wollt Ihr damit sagen?«
»Nun, indem er dich dazu bringt, aufgrund deiner Besessenheit für das Objekt des Banns alles andere zu vernachlässigen, würde er die Menschen glauben machen, dass mit dir etwas nicht in Ordnung ist – dass du verrückt geworden bist. Die Menschen würden an dir zu zweifeln beginnen, und damit an deinem Anliegen. Dieser Bann würde dich zu einem trostlosen Dasein verdammen, denn er würde alles vernichten, was dir etwas bedeutet. Er würde dich mit einer wahnhaften Besessenheit infizieren, die du für absolut real hältst, aber nie wirklich befriedigen könntest. Nicht ohne Grund galt die Anwendung eines Betörungsbanns einst als schwerwiegendes Vergehen.
Während du in diesem Fall also alles daransetzt, das Objekt deiner künstlich erzeugten Erinnerung zu finden, siehst du, wie dein Anliegen allmählich zu verfallen beginnt, denn die ehedem so von dir beeindruckten Menschen, die an dich geglaubt haben, werden zu denken beginnen, dass du, ein Verrückter, auch nur Verrücktheiten von dir gegeben haben kannst.«
Vermutlich, überlegte Richard, wäre das Opfer eines solchen magischen Netzes gar nicht imstande, zu erkennen, ob jemand einen solchen Bann über es ausgesprochen hatte. Und eines war gewiss unbestreitbar: Unter nahezu allen in seiner Umgebung machte sich mittlerweile die Überzeugung breit, dass er den Verstand verloren hatte.
»Aber die Wahrheit ist unabhängig von der Person, die sie ausspricht. Die Wahrheit bleibt immer die Wahrheit, auch wenn jemand sie ausspricht, den man nicht respektiert.«
»Mag sein, Richard, nur handeln die meisten Menschen nicht aus dieser klaren Erkenntnis heraus.«
Er seufzte. »Vermutlich nicht.«
»Und was die Bestie betrifft, so dürfte Jagang kaum darauf zählen, den gewünschten Erfolg nur auf eine Art zu erzielen, zumal er niemals abgeneigt ist, weit mehr zu tun als unbedingt nötig, um seine Gegner zu vernichten. Vielleicht war er ja der Ansicht, dass zwei Geißeln der Gefahr namens Richard Rahl weit schneller ein Ende machen würden als eine allein.«
So wenig er ihre Einschätzung im Hinblick auf Jagang bezweifelte, er weigerte sich einfach, daran zu glauben. »Jagang kannte nicht einmal meinen Aufenthaltsort. Diese Truppen sind einfach zufällig auf mich gestoßen, als sie die Wälder auf der Suche nach möglichen Gefahren für ihren Nachschubkonvoi durchkämmten.«
»Er weiß, dass du den Aufstand in Altur’Rang angezettelt hast. Vielleicht hat er seinen Truppen ja Befehl gegeben, Armbrustbolzen mitzuführen, die von den Schwestern – für den Fall, dass sie auf dich stoßen – verzaubert worden waren.«
Richard sah ein, dass sie tatsächlich eine Menge nachgedacht hatte; auf alles wusste sie eine Antwort. Er breitete die Arme aus und reckte dramatisch sein Kinn vor. »Dann legt Hand an mich an, Hexenmeisterin. Packt den Bann und reißt seine schändlichen Tentakel aus meinem Körper. Macht, dass ich wieder klar denken kann. Wenn Ihr wirklich überzeugt seid, dass ein Betörungsbann schuld an alldem ist, dann benutzt Eure Gabe, um ihn zu finden und ihm den Garaus zu machen.«
Doch Nicci wandte nur den Blick ab und starrte durch die zertrümmerte Türöffnung hinaus in das Dämmerlicht auf dem Grund des mächtigen Turmes.
»Dafür bräuchte ich den Bolzen, aber der existiert nicht mehr. Tut mir Leid, Richard, ich habe schlicht vergessen, den Bolzen auf einen Bann hin zu untersuchen, bevor ich ihn vernichtete. Ich hatte es ungeheuer eilig, ihn aus deinem Körper zu entfernen, um dir das Leben zu retten. Trotzdem, ich hätte nachsehen sollen.«
Er legte ihr eine tröstende Hand auf die Schulter. »Ihr habt nichts falsch gemacht. Immerhin habt Ihr mir das Leben gerettet.«
»Hab ich das?« Sie wandte sich zu ihm herum. »Oder habe ich dich zu einem Leben in absoluter Hoffnungslosigkeit verdammt?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht. Wie Ihr schon sagtet: Ihr würdet niemals zulassen, dass ich etwas glaube, solange Ihr die Beweise für unzureichend haltet – und genau das trifft auf die dort unten verscharrte Leiche zu. Eigentlich hätte sie dort gar nicht liegen dürfen, weshalb ich überzeugt bin, dass irgendetwas vor sich geht. Ich bin nur noch nicht dahintergekommen, was.«
»Oder aber sie beweist, dass deine Geschichte
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