Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
ausruhen. Ich hatte ein wenig über Rückenschmerzen geklagt, das ist alles. Wir sprachen gerade darüber, welche Plage doch das Altern ist.«
»Schätze, das ist es wohl.« Er neigte kurz den Kopf. »Dann noch einen angenehmen Tag, die Damen.«
Damit entfernte er sich, ohne Kahlans Anwesenheit auch nur zu bemerken. Wenn er sie überhaupt gesehen hatte, so hatte er sie bereits wieder vergessen, ehe er etwas sagen konnte. Plötzlich dämmerte Kahlan, dass sie auf die gleiche Weise Dinge über sich selbst vergaß.
»Steh auf«, knurrte die Stimme über ihr.
Mühsam rappelte sie sich hoch. Mit einem Ruck zerrte Schwester Ulicia ihr Bündel wieder nach vorn, schlug die Lasche zurück und förderte das düstere, in Kahlans weiß glänzendes Kleid gewickelte Kästchen ans Licht.
Sie reichte das Paket Schwester Tovi. »Wir halten uns hier ohnehin schon viel zu lange auf und ziehen bereits die ersten Blicke auf uns. Nehmt dies und macht Euch auf den Weg.«
»Aber das gehört mir!«, protestierte Kahlan und machte Anstalten, nach dem Kleid zu greifen.
Schwester Ulicias Handrücken traf sie mit solcher Wucht, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. Der Hieb schickte sie der Länge nach zu Boden. Überall war der Marmor voller Blut. Plötzlich ging ein Zucken durch ihren Körper, als der Schmerz sie übermannte und nicht mehr nachlassen wollte.
»Ihr wollt, dass ich ohne Euch aufbreche?«, erkundigte sich Schwester Tovi, während sie das in das weiße Kleid gewickelte Kästchen unter ihren Arm klemmte.
»Ich denke, das wäre wohl das Beste. Das Sicherste wird sein, wenn wir dieses Kästchen auf den Weg bringen, während dieses nutzloses Miststück hier noch einmal zurückgeht, um die anderen zu holen. Wenn es genauso lange dauert wie beim ersten Mal, möchte ich nicht, dass wir beide hier im Flur herumstehen und darauf warten, bis die Soldaten auf die Idee kommen nachzusehen. Wir können jetzt keinen Kampf gebrauchen, es ist erforderlich, dass wir unbemerkt von hier verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen.«
»Im Falle eines Verhörs würde es sich gar nicht gut machen, wenn sie dahinterkämen, dass wir eines der Kästchen der Ordnung in unserem Besitz haben«, pflichtete ihr Schwester Tovi bei. »Ich werde mich also einfach auf den Weg machen und irgendwo auf Euch warten – oder wollt Ihr, dass ich mich gleich an unseren Bestimmungsort begebe?«
»Am besten, Ihr macht erst einmal überhaupt nicht Halt.« Schwester Ulicia bedeutete Kahlan aufzustehen, während sie mit Schwester Tovi sprach. »Schwester Cecilia, Arminia und meine Wenigkeit werden wieder zu Euch stoßen, sobald wir an unserem Bestimmungsort eingetroffen sind.«
Während Kahlan mühsam wieder auf die Beine kam, meinte Schwester Tovi leicht vorgebeugt zu ihr: »Schätze, das gibt dir ein paar Tage Zeit, darüber nachzudenken, was ich mit dir machen werde, sobald ihr wieder zu mir gestoßen seid, was meinst du?«
Kahlan brachte nur ein mattes Flüstern zustande. »Ja, Schwester.«
»Gute Reise«, sagte Schwester Ulicia.
Kaum hatte sich Schwester Tovi mit eiligen Schritten den Flur entlang entfernt – und mit ihr Kahlans wunderschönes Kleid! -, krallte Schwester Ulicia ihr eine Faust ins Haar und drehte ihr Gesicht ganz nah zu sich heran, um mit der anderen Hand die Seite ihres Gesichts zu betasten, bis Kahlan vor Schmerz aufschrie.
»Du hast dir ein paar Knochen gebrochen«, erklärte sie, nachdem sie Kahlans Verletzungen untersucht hatte. »Bring deinen Auftrag hinter dich, dann werde ich dich heilen. Versagst du, dann wird dies erst der Anfang gewesen sein.
Bis zur Erreichung unserer Ziele haben die anderen Schwestern und ich noch eine ganze Reihe von Dingen zu erledigen, und das Gleiche gilt für dich. Wenn du deine Aufgabe heute noch zu Ende bringst, wirst du geheilt. Ich sähe es gerne, wenn du für deine künftigen Aufgaben bei guter Gesundheit wärst« – sie tätschelte in herablassender Weise Kahlans Wange -, »aber solltest du versagen, kann ich jederzeit andere Vorkehrungen treffen. Und jetzt beeil dich und schaff mir die beiden anderen Kästchen her.«
Wegen des pochenden Schmerzes immer noch den Tränen nahe, zog Kahlan das Bündel wieder herum, zwängte ihren Arm durch den Tragegurt und schwang das Ganze auf den Rücken.
»Und sieh zu, dass du meine Anweisungen genau befolgst und alle beide mitbringst«, knurrte Schwester Ulicia.
Mit einem Nicken entfernte sich Kahlan durch den breiten Flur. Niemand beachtete sie; es war, als
Weitere Kostenlose Bücher