Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
gespenstische, feminine Stimme der Sliph hallte ringsum durch den Raum, obwohl sich ihre Lippen nicht bewegt hatten.
Ohne Niccis und Rikkas großäugig staunende Gesichter zu beachten, trat Richard näher heran. »Ja. Ich danke dir, dass du gekommen bist, Sliph. Ich brauche dich.«
Das silbrige Lächeln war sichtlich erfreut. »Du möchtest reisen, Herr?«
»Ja, ich möchte reisen. Wir alle möchten reisen. Wir müssen.«
Das Lächeln wurde breiter. »Dann kommt. Reisen wir.«
Richard bat die anderen, sich dicht an der Ummauerung um ihn zu scharen. Das flüssige Metall bildete eine Hand aus, die herüberlangte und jede der drei Frauen nacheinander berührte.
»Du bist schon einmal gereist«, sagte die Sliph nach einer flüchtigen Berührung ihrer Stirn zu Cara. »Du darfst reisen.«
Dann strich die Innenfläche der glänzenden Hand über Niccis Stirn, wo sie ein wenig länger verweilte. »Du besitzt, was nötig ist. Du darfst reisen.«
Ihren Widerwillen gegen alles Magische ignorierend, reckte Rikka ihr das Kinn entgegen und behauptete tapfer ihre Stellung, als die Sliph sie an der Stirn berührte.
»Du darfst nicht reisen«, entschied die Sliph.
Rikka machte ein empörtes Gesicht. »Aber wenn Cara es kann – wieso dann nicht auch ich?«
»Du bist nicht im Besitz beider erforderlicher Seiten«, antwortete die Stimme.
Trotzig verschränkte Rikka die Arme vor der Brust. »Aber ich muss sie begleiten, also werde ich es auch tun, und damit basta.«
»Die Entscheidung liegt bei dir, aber wenn du in mir reist, wirst du sterben, und dann kannst du ebenso wenig bei ihnen sein.«
Ehe sie etwas erwidern konnte, legte Richard ihr eine beschwichtigende Hand auf den Arm. »Cara hat die Kräfte einer Person übernommen, die einen Funken der erforderlichen Magie enthielt, deswegen kann sie reisen. Da ist leider nichts zu machen. Ihr werdet hier zurückbleiben müssen.«
Rikka machte einen alles andere als glücklichen Eindruck, schließlich aber nickte sie. »Na schön, aber dann solltet Ihr Euch jetzt auf den Weg machen.«
»Komm«, wandte sich die Sliph an Richard, »wir werden reisen. An welchen Ort möchtest du reisen?«
Fast hätte Richard es laut ausgesprochen, aber im letzten Moment konnte er sich noch zurückhalten. Er wandte sich noch einmal an Rikka.
»Wenn Ihr uns schon nicht begleiten könnt, halte ich es für das Beste, wenn Ihr jetzt geht, damit Ihr nicht einmal hört, wohin ich reise. Wenn Ihr Bescheid wisst, besteht die Gefahr, dass die anderen doch noch irgendwie dahinterkommen, und das möchte ich nicht riskieren. Wenn er es darauf anlegt, kann mein Großvater nämlich ziemlich gerissen sein und alle möglichen üblen Tricks anwenden, um zu bekommen, was er will.«
»Das müsst Ihr mir wohl kaum erklären.« Rikka stieß einen resignierten Seufzer aus. »Aber wahrscheinlich habt Ihr Recht, Lord Rahl.« Mit einem Lächeln sagte sie zu Cara: »Pass gut auf ihn auf.«
Cara nickte. »Das tue ich immer. Ohne mich ist er nämlich ziemlich aufgeschmissen.«
Richard überging Caras Prahlerei. »Ihr müsst Zedd etwas von mir ausrichten, Rikka. Ihr müsst ihm eine Nachricht von mir überbringen.«
Die Stirn in Falten gelegt, hörte Rikka aufmerksam zu.
»Richtet ihm bitte aus, dass vier Schwestern der Finsternis Kahlan gefangen genommen haben, und zwar die echte Mutter Konfessor, nicht den Leichnam, der unten in Aydindril begraben liegt. Sagt ihm, dass ich vorhabe, so bald wie möglich zurückzukehren, und ihm dann den Beweis liefern werde. Außerdem bitte ich ihn, mir nach meiner Rückkehr Gelegenheit zu geben, ihm den mitgebrachten Beweis zu zeigen, und zwar bevor er einen Versuch unternimmt, mich zu heilen. Und bitte sagt ihm noch, ich liebe ihn und habe Verständnis dafür, dass er um mich besorgt ist, dass ich aber tun müsse, was die Aufgabe des Suchers ist, wie er es mir selbst beim Überreichen des Schwertes der Wahrheit aufgetragen hat.«
Kaum war Rikka gegangen, da fragte Cara: »Welchen Beweis?«
»Woher soll ich das wissen? Ich habe ihn ja noch nicht gefunden.« Damit wandte er sich an Nicci. »Vergesst nicht, was ich Euch vorhin erklärt habe. Sofort nach dem Eintauchen müsst Ihr die Sliph einatmen. Anfangs werdet Ihr das Bedürfnis verspüren, den Atem anzuhalten, aber das ist einfach völlig ausgeschlossen. Sobald wir dann am Ziel angelangt sind und aus der Sliph herausklettern, müsst Ihr sie sofort aus Euren Lungen herauspressen und stattdessen wieder die Luft einatmen.«
Nicci
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