Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
weiß, dass Ihr Euch, vor die Wahl gestellt, stets für mich entscheiden würdet. Außerdem liebt Zedd es, sich irgendwelcher Tricks zu bedienen, er wird also ganz sicher Ann und Nathan die Wege zum Haupteingang der Burg bewachen lassen. Er selbst aber wird an der Strecke lauern, die er Euch gezeigt hat, Rikka.«
»Also schön«, warf Nicci ein. »Wenn es nur zwei Wege aus der Burg gibt, bedeutet das, dass sie sich aufteilen müssen, wenn sie sichergehen wollen, dass beide abgeriegelt sind. Immer vorausgesetzt natürlich, dass Zedd genauso denkt, wie du es dargestellt hast, Richard. Möglicherweise hat er aber auch längst vergessen, dass er Rikka von dem anderen Ausgang erzählt hat, oder aber er glaubt, sie würde ihn dir nicht verraten. Der Weg könnte also noch offen sein.«
Richard schüttelte langsam den Kopf, er hatte längst etwas ganz anderes im Blick – die breite Plattform ein Stück weiter vorn auf dem Steg, der um das brackige Wasser am Grund des dämmrigen Turminnern herumführte.
»Was Ihr sagt, ist zwar nicht völlig abwegig, trotzdem wäre es töricht, darauf zu vertrauen, dass Zedd ein so entscheidender Fehler unterläuft.«
Auf Niccis Gesicht machte sich eine gewisse Besorgnis breit. »Du kannst deine magischen Kräfte nicht benutzen, ohne Gefahr zu laufen, die Bestie anzulocken, aber für mich gilt das ganz sicher nicht. Und ich gebiete über weitaus größere Kräfte als Zedd. Wenn sie sich tatsächlich so aufgeteilt haben, wie du es angedeutet hast, werden wir uns wenigstens nicht mit allen dreien auf einmal auseinander setzen müssen.«
»Das nicht, ich würde trotzdem gern auf diese Art der Kraftprobe verzichten, erst recht hier, in der Burg der Zauberer. Zumal Zedd, selbst wenn Ihr damit Erfolg haben solltet, uns anschließend trotzdem noch verfolgen könnte.«
Leicht pikiert, verschränkte Nicci die Arme. »Was also schlägst du vor?«
Er wandte sich herum und sah ihr abermals in ihre blauen Augen. »Ich schlage vor, dass wir einen Ausweg benutzen, auf dem sie uns nicht folgen können.«
Sie rümpfte verständnislos die Nase. »Was?«
»Durch die Sliph.«
Sofort sahen sich alle um und blickten den Steg entlang zurück, so als könnte die Sliph bereits dort stehen und darauf warten, dass sie in ihr reisten.
»Aber ja.« Cara war sofort einverstanden. »Auf diese Weise könnten wir uns davonmachen, ohne dass sie je erfahren, wohin wir uns gewendet haben. Es würden keine Spuren zurückbleiben, vor allem aber würden wir uns ein gewaltiges Stück von der gefährlichen Situation entfernen, sodass die drei die Hoffnung aufgeben müssten, uns jemals zu verfolgen.«
»Genau.« Richard versetzte ihr einen anerkennenden Klaps auf die Schulter. »Gehen wir.«
Sie folgten ihm, als er den Steg entlangeilte und schließlich durch die herausgesprengte Türöffnung den Raum der Sliph betrat. Dort angekommen, entzündete Nicci mit ihrer Magie die in den Wandhalterungen steckenden Fackeln, derweil sich alle um den Brunnen versammelten. Wie auf Kommando schoben sie den Kopf über den Rand und spähten in die Tiefe.
»Da wäre nur ein Problem«, sagte Richard laut, als ihm beim Blick in den schwarzen Abgrund ein Gedanke durch den Kopf schoss. Er sah hoch zu Nicci. »Ich kann die Sliph nur mithilfe meiner Magie herbeirufen.«
Nicci holte einmal tief Luft und stieß sie, einen entmutigten Ausdruck im Gesicht, wieder aus. »Das ist allerdings ein Problem.«
»Nicht unbedingt«, warf Cara ein. »Nach Shotas Worten birgt die Anwendung deiner Magie die Möglichkeit, dass die Bestie herbeigelockt wird, allerdings handelt diese vollkommen planlos. Es wäre zwar logisch, wenn sie Euch aufgrund der Anwendung Eurer Magie aufspüren würde, aber da ihr Handeln nicht von Logik bestimmt ist, wäre ihr Erscheinen, wie Shota sagte, ebenso gut möglich wie auch nicht. Das lässt sich unmöglich vorhersagen.«
»Andererseits können wir mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass wir hier nicht einfach hinausspazieren können, ohne auf die anderen zu stoßen«, betonte Nicci noch einmal.
»Ein Fluchtversuch birgt zwei Probleme«, erklärte Richard. »Erstens müssen wir uns an ihnen vorbeistehlen, und zweitens dürfen wir ihnen auch später nicht in die Hände fallen, um zu verhindern, dass sie mich zu ›heilen‹ versuchen. Da erscheint mir dieser Weg sinnvoller. Die Sliph bietet eine sichere Fluchtmöglichkeit, ohne dass Zedd, Ann und Nathan uns verfolgen oder wissen können, wohin ich gegangen bin –
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