Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
geschworen.«
»Richtig. Und falls wir etwas tun sollten, das Richards Leben gefährdet, wie zum Beispiel den Hüter auf die Welt des Lebendigen loszulassen, würden wir unseren Banden zu Richard zuwiderhandeln. Das aber hätte zur Folge, dass Jagang, noch bevor wir den Hüter aus den Grenzen des Totenreichs befreien könnten, in dieser Welt über uns herfallen könnte.«
»Schwester Tovi, du tätest gut daran, dich etwas klarer auszudrücken, denn sonst verliere ich die Geduld, und ich versichere dir, das wird dir nicht gefallen. Ich will wissen, was gespielt wird, damit ich mitspielen kann. Ich möchte endlich wieder wissen, wohin ich gehöre.«
»Natürlich, natürlich. Du musst wissen, in Richards Augen stellt das Leben das allerhöchste Gut dar. Er hat ihm sogar eine Statue gewidmet. Wir sind in der Alten Welt gewesen; wir haben seine dem Leben gewidmete Statue mit eigenen Augen gesehen.«
»Das hatte ich deinen Worten bereits entnommen.«
Sie wälzte ihren Kopf wieder herum, sodass sie Nicci ansehen konnte. »Und, meine Liebe, was haben wir in dem Treueschwur, den wir abgelegt haben, gelobt zu tun?«
»Den Hüter zu befreien.«
»Und was winkt uns als Lohn, wenn wir unsere Aufgabe erfüllen?«
Nicci starrte in die kalten Augen der Frau. »Unsterblichkeit.«
Ein Feixen ging über ihr Gesicht. »Genau.«
»Willst du etwa behaupten, weil das Leben für Richard das höchste Gut darstellt, habt ihr vor, ihm Unsterblichkeit zu gewähren?«
»Aber ja. Denn damit arbeiten wir auf sein edelstes Ideal hin: Leben.«
»Aber vielleicht möchte er gar nicht unsterblich sein?«
Tovi gelang es, mit einer Achsel zu zucken. »Mag sein. Nur haben wir gar nicht die Absicht, ihn zu fragen. Erkennst du nicht, wie brillant Schwester Ulicias Plan ist? Wie wir wissen, ist – wie gesagt – sein höchstes Ideal das Leben; was immer wir auch sonst tun mögen, das seinen Vorstellungen widerspricht, es kann für ihn unmöglich die gleiche Bedeutung haben wie sein allerhöchstes Gut. Somit respektieren wir die Bande zu Lord Rahl auf höchst eindrucksvolle Weise: indem wir einerseits die Bande aufrechterhalten – um den Traumwandler aus unseren Gedanken fern zu halten – und gleichzeitig darauf hinarbeiten, dem Hüter einen Weg in die Welt des Lebens zu eröffnen. Ein wahrhaft teuflischer Kreis: Das eine zieht das andere stets noch zwingender nach sich.«
»Aber es ist der Hüter, der euch Unsterblichkeit verheißt, ihr könnt sie nicht gewähren.«
»Nicht, wenn wir sie durch den Hüter zu erlangen suchen.«
»Wie könntet ihr jemals Unsterblichkeit gewähren? Diese Art von Macht besitzt ihr nicht.«
»Oh, das kommt noch, ganz gewiss.«
»Und wie?«
Tovi bekam einen Hustenanfall, sodass Nicci sich mit einem schnellen Eingriff an ihrer Verletzung zu schaffen machen musste, um sie wenigstens am Leben zu erhalten. Es dauerte fast zwei Stunden, bis sie sie wieder bei Bewusstsein und ruhig gestellt hatte. »Ich musste deine Wunde teilweise zusammenflicken, aber bevor ich deine Wunde ganz schließen und deine volle Gesundheit wiederherstellen kann – damit du den gerechten Lohn für dein Leben empfangen kannst -, muss ich die ganze Geschichte hören. Wie könnt ihr allen Ernstes glauben, ihr könntet jemandem Unsterblichkeit gewähren? Diese Art von Macht besitzt ihr nicht.«
»Wir haben die Kästchen der Ordnung in unseren Besitz gebracht und planen, mit ihrer Hilfe alles Leben zu vernichten … bis auf solches natürlich, von dem wir uns umgeben wissen wollen. Dank der Macht der Ordnung herrschen wir über Leben und Tod, und damit haben wir auch die Macht, Richard Rahl Unsterblichkeit zu gewähren. Verstehst du? Den Banden ist damit Genüge getan.«
Nicci drehte sich der Kopf. »Was du da sagst, Tovi, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Diese Dinge sind weit komplizierter, als du sie darstellst.«
»Nun, damit ist der Plan noch lange nicht erschöpft. Wir haben unter dem Palast der Propheten Katakomben entdeckt.«
Nicci hatte von der Existenz solcher Katakomben nichts gewusst, aber da sie wollte, dass Tovi mit ihrer Geschichte fortfuhr, ließ sie sie einfach weitersprechen.
»Das war der Moment, als alles anfing, als wir auf die Idee kamen. Du musst wissen, wir waren damals schon eine Weile durch die Lande gezogen, immer auf der Suche nach Möglichkeiten, den Hüter zufrieden zu stellen …« Sie bohrte ihre Finger so fest in Niccis Arm, dass es schmerzte. »Er sucht uns in unseren Träumen heim, er kommt und quält
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