Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Grund.«
»Ihr seid diejenige, die Lord Rahl gefangen nahm und in die Alte Welt entführte.«
»So ist es.« Sie ging weiter.
Er ging neben ihr her und ließ sich die Geschichte dabei durch den Kopf gehen. »Nun, ich schätze, Ihr müsst Euch sehr verändert haben, sonst würde Lord Rahl Euch wohl kaum in seiner Nähe dulden.«
Sie lächelte ihn einfach nur an, ein aalglattes Lächeln, das ihn sofort wieder verunsicherte. Er wies nach rechts.
»Dort unten. Das Zelt, in dem wir sie untergebracht haben, steht dort drüben.«
Nicci packte ihn am Unterarm und hinderte ihn am Weitergehen. Sie wollte nicht, dass Tovi sie hörte, noch nicht.
»Es wird ein Weile dauern. Warum geht Ihr nicht zurück zu Richard und richtet ihm von mir aus, er soll sich ein wenig ausruhen. Ich denke, Cara hat auch ein wenig Ruhe nötig. Warum kümmert Ihr Euch nicht auch gleich um sie?«
»Nun, ich schätze, es spricht wohl nichts dagegen.«
»Und noch etwas, General. Wenn meine Freundin Cara morgen früh nicht mit einem übermütigen Lächeln von hier aufbricht, reiße ich Euch bei lebendigem Leib die Eingeweide heraus.«
Seine Augen weiteten sich erstaunt. Nicci konnte nicht anders, sie musste lächeln.
»Nur so eine Redewendung, Benjamin.« Keck hob sie eine Braue. »Die Nacht mit ihr gehört Euch. Vertut sie nicht.«
Endlich lächelte auch er. »Danke …«
»Nicci.«
»Danke, Nicci. Ich muss die ganze Zeit an sie denken. Ich könnt gar nicht ermessen, wie sehr ich sie vermisst habe – und wie besorgt ich ihretwegen war.«
»Doch, ich denke, das kann ich. Aber das solltet Ihr besser ihr erzählen, nicht mir. Also, wo ist nun diese Tovi?«
Er hob den Arm und zeigte. »Dort unten, nach rechts hinüber. Das letzte Zelt in der Reihe.«
Nicci nickte. »Tut mir einen Gefallen. Sorgt dafür, dass niemand uns stört, das gilt auch für die Ärzte. Es ist unbedingt erforderlich, dass ich mit ihr allein bin.«
»Ich werde mich darum kümmern.« Er wandte sich herum und kratzte sich verlegen am Kopf. »Tja, eigentlich geht es mich ja nichts an, aber seid Ihr« – er deutete auf sie, dann auf den Weg, den sie gekommen waren -, »Ihr und Richard Rahl, nun, Ihr wisst schon.«
Nicci schien mit keiner Antwort herausrücken zu können, von der sie wirklich überzeugt war.
»Die Zeit ist knapp. Lasst Cara nicht warten.«
»Ja, ich verstehe, was Ihr meint. Danke, Nicci. Ich hoffe, Euch morgen früh zu sehen.«
Sie sah ihm noch nach, wie die Dunkelheit ihn verschluckte, dann wandte sie sich ihrer Aufgabe zu. Eigentlich hatte sie den General mit ihrem Gerede über die Herrin des Todes nicht verunsichern wollen, aber um ihrer selbst willen musste sie noch einmal in die alte Rolle schlüpfen, musste sie sich noch einmal diese Denkweise zu Eigen machen und zu der eiskalten Einstellung zurückfinden, die sie für alles unempfänglich machte.
Sie schlug die Zeltplane zur Seite und trat ins Zelt. In einer gusseisernen Halterung, die man neben der Pritsche in den Boden gerammt hatte, brannte eine einzelne Kerze. Im Zelt war es stickig und heiß, und es roch nach abgestandenem Schweiß und getrocknetem Blut.
Tovis schwerer Körper lag auf dem Rücken, sie hatte sichtlich Mühe, Luft zu bekommen.
Beherzt ließ Nicci sich auf einem Armeehocker neben ihr nieder. Tovi bekam kaum mit, dass sich jemand neben sie setzte. Nicci legte ihr eine Hand aufs Handgelenk und ließ einen feinen Strahl ihrer Magie in sie hineinströmen, um ihr ein wenig Erleichterung zu verschaffen.
Sofort registrierte Tovi diese von der Gabe inspirierte Hilfe und wandte den Kopf herum. Erstaunt weiteten sich ihre Augen, ihr Atem beschleunigte. Doch dann keuchte sie plötzlich auf vor Schmerzen und griff sich an den Unterleib. Nicci verstärkte ihren Energiestrom, bis Tovi sich mit einem erleichterten Seufzer wieder zurücksinken ließ.
»Was führt dich hierher, Nicci? Was in aller Welt tust du hier?«
»Seit wann kümmert dich das? Schwester Ulicia und ihr Übrigen habt mich einfach in Jagangs Gewalt zurückgelassen, als seine Leibsklavin, als Gefangene dieses Schweins.«
»Aber offenbar bist du entkommen.«
»Entkommen? Schwester Tovi, hast du den Verstand verloren? Niemand konnte dem Traumwandler je entkommen – niemand außer euch fünfen.«
»Vier. Schwester Merissa ist tot.«
»Wie das?«
»Das dumme Miststück hat versucht, ihr eigenes Spiel mit Richard Rahl zu spielen. Du wirst dich erinnern, wie sehr sie ihn gehasst hat – in seinem Blut baden wollte
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