Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
Vom Netzwerk:
Du hast dich ihnen angeschlossen, um deinen Vater zu finden. Aber das hier, das ist nicht dein Weg, Sihana. Und tief in dir drin weißt du, dass ich Recht habe. Du gehörst nicht hierher.»
    Sihana sah Pishda mit gerunzelter Stirn an. Zweifel kamen in ihr auf. «Und was ist mit dem Zeichen? Warum hab ich das Zeichen der Propheten gekriegt?»
    «Das Zeichen der Propheten.» Pishda lachte. Er hob seinen linken Fuß hoch und zeigte auf das Brandmal in der Mitte seiner Fußsohle. Die Konturen waren zwar schwach, die Linien kaum noch zu erkennen, doch es war eindeutig das Wappen Shaírias.
    «Nichts weiter als ein Symbol.» Er setzte sich wieder im Schneidersitz hin. «Dein Platz ist nicht hier, Sihana. Willst du, dass dein Vater vergebens gestorben ist? Geh zurück zu deiner Mutter. Lebe dein Leben. Das hier ist eine Nummer zu groß für dich. Steig aus, bevor es zu spät ist.»
    Sihana blickte nachdenklich vor sich hin. «Du würdest mich freilassen?», fragte sie ihn.
    «Ja, das würde ich», antwortete Pishda. Er erhob sich, ging zu einem seiner Brüder, der seinen Rucksack bewachte, und kam mit dem Rucksack zu Sihana zurück. Er stellte ihn vor sie hin, holte den Spinnenmantel hervor und überreichte ihn Sihana. Das Mädchen sah ihn verblüfft an.
    «Du gibst mir meinen Mantel zurück?»
    «Ich gebe dir die Chance, von hier zu verschwinden, Sihana. Hier und jetzt. Niemand muss davon erfahren. Du legst einfach den Mantel um und teleportierst dich nach Dark City zurück, nach Hause oder wo auch immer du hinwillst.»
    Sihana fühlte das Spinnengewebe unter ihren Fingern, und ihr Herz begann schneller zu schlagen.
    «Und wo liegt der Haken?»
    «Kein Haken», versicherte ihr Pishda. «Nur eine einzige Bedingung: Einer meiner Doppelgänger kommt mit dir, und wenn du angekommen bist, zerstört er den Mantel, damit du nicht etwa auf die irrsinnige Idee kommst, doch wieder zurückzukehren. Obwohl es wenig Sinn ergäbe, zurückzukehren. Denn alles, was hier auf dich warten würde, wäre der sichere Tod. Also, was sagst du? Willst du leben, oder willst du sterben?»
    Sihana dachte angestrengt nach. Die Versuchung, den Mantel anzuziehen, um sich einfach von hier wegzuteleportieren, war groß. Und was Pishda angesprochen hatte, war ihr tatsächlich schon oft durch den Kopf gegangen: Sie gehörte nicht zu den Auserwählten. Diese alte Prophetin, von der ihr die Jugendlichen erzählt hatten, hatte sie schließlich mit keinem Wort erwähnt. Sie war aus freien Stücken dabei, nicht weil es ihr Schicksal war. Natürlich, sie mochte die vier – vor allem Miro –, aber hier ging es nicht mehr nur um ein harmloses Abenteuer. Es ging um ihr Leben!
    Du gehörst nicht hierher, hörte sie Pishdas Worte in ihrem Kopf. Willst du, dass dein Vater vergebens gestorben ist?
    Sihana klammerte sich an den Spinnenmantel und biss sich auf die Lippen. Sie spürte ihren Pulsschlag bis in die Fingerspitzen. Sie warf einen Blick auf die Gefährten, die um das Feuer herum lagen und einigermaßen friedlich schliefen. Miros roter, verstrubbelter Haarschopf lugte unter seinem Umhang hervor.
    «Und?», hakte Pishda nach.
    Sihana hob den Blick. Sie war hin- und hergerissen und durcheinander von dem, was Pishda ihr gesagt hatte, und von ihren eigenen zwiespältigen Gefühlen. Doch schließlich atmete sie tief durch und gab Pishda den Mantel zurück.
    «Ich kann nicht», murmelte sie.
    Pishda zog die Augenbrauen hoch. «Na schön», meinte er und stopfte den Mantel in seinen Rucksack zurück. «Aber falls du es dir anders überlegen solltest: Das Angebot gilt.»
    «Ich werde es mir nicht anders überlegen», sagte Sihana.
    Doch Pishda lächelte nur. «Wir werden ja sehen.»

43
    Yasin ging nicht direkt zur Krankenstation, sondern machte einen Umweg über die Toiletten der Jungs. Er hätte es zwar niemals zugegeben, aber seinen kleinen Bruder vor der Zielscheibe stehen zu sehen, hatte ihm ganz schön zugesetzt. Schon auf dem Weg zur Toilette fühlte er, wie sich sein Magen verkrampfte, und kaum hatte er die Tür hinter sich zugezogen und war zu einem der Waschbecken gestürzt, musste er sich auch schon übergeben. Er öffnete den Wasserhahn, wischte sich den Mund sauber, fuhr sich mit den nassen Händen übers Gesicht und betrachtete sich nachdenklich im Spiegel. Es war nicht der Pfeil in seinem linken Arm, der ihm zu schaffen machte, sondern alles andere.
    Er sah die Szene noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen, er sah den Pfeil, der viel zu tief

Weitere Kostenlose Bücher