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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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Blick zu. «Jeder – oder das Mittagessen ist gestrichen. Für alle! Habt Ihr mich verstanden?»
    «Aber Sir», stammelte der Kommandant, «niemand trifft immer nur ins Schwarze, nicht einmal die besten Bogenschützen!»
    «Dann wird es höchste Zeit, dass sie es lernen», sagte Mangol und wandte sich wieder an den wohlbeleibten Mann, der zähneklappernd vor ihm stand.
    «Ist aus Eurer Familie noch jemand hier?», fragte er ihn.
    Der Mann nickte. «Ja, Sir, meine beiden Söhne.»
    «Holt sie her!»
    «Sofort, Sir!»
    Der Mann verschwand und kam kurz darauf mit seinen Söhnen zurück. Mangol musterte die zwei von seinem Pferd aus. Sie waren schlammbespritzt, und die dünnen Kleider klebten ihnen am nassen Leib. Der ältere der beiden Jungen war vielleicht fünfzehn Jahre alt. Sein dunkelblondes Haar hing ihm in Strähnen in die Stirn. Der jüngere mochte um die zwölf sein. Er sah abgemagert aus und hatte eine große blutige Schramme über dem rechten Auge. Er zitterte vor Kälte.
    Mangol nickte ihm zu. «Wie ist dein Name, Junge?»
    «Alberto, Sir», antwortete dieser mit quiekender Stimme.
    «Stell dich vor die Zielscheibe, Alberto.»
    Der Knabe sah den schwarzen Ritter entgeistert an. Sein Vater wollte sich eben schützend vor ihn werfen, als der ältere Bruder sich vordrängte.
    «Sir, nehmt mich an seiner Stelle!»
    Mangol verzog den Mund zu einem kurzen, widerlichen Grinsen. «Rührend», sagte er. «Wie ist dein Name?»
    «Yasin, Sir.»
    «Nun, Yasin, wenn ich gewollt hätte, dass du dich vor die Zielscheibe stellst, dann hätte ich es bestimmt gesagt, denkst du nicht? Ich will nicht dich, sondern ihn. Aber wenn du unbedingt den Helden spielen willst, dann sorge dafür, dass dein kleiner Bruder stillhält, wenn euer Vater den nächsten Pfeil abschießt. Wir wollen ja nicht, dass jemand verletzt wird.»
    Jetzt konnte sich der Vater nicht mehr länger zurückhalten. Voller Verzweiflung blickte er zu Mangol hoch.
    «Sir! Das könnt Ihr nicht verlangen! Ich bitte Euch!»
    Mangol gab zwei Soldaten ein Zeichen. «Stellt ihn vor die Zielscheibe», ordnete er kühl an.
    «Bitte, Sir!», flehte der wohlbeleibte Mann. «Streicht mein Essen, steckt mich ins Gefängnis, tut, was immer Ihr wollt. Bloß das nicht! Zwingt mich nicht, auf meinen eigenen Sohn zu schießen!»
    «Aber das tue ich doch gar nicht», entgegnete Mangol ungerührt. «Ich will, dass Ihr ins Schwarze trefft. Ist das zu viel verlangt?»
    Er nickte den Soldaten zu, worauf diese den Knaben aus den Armen seines Vaters rissen und ihn mit sich fortschleppten. Der Junge ließ es wortlos mit sich geschehen und wehrte sich nicht. Yasin ging neben ihm her und versuchte ihn davon zu überzeugen, wie harmlos das Ganze wäre.
    «Es wird schon nichts passieren, Alberto. Ist ein Kinderspiel, ins Schwarze zu treffen. Papa schafft das mit links, glaub mir!»
    In der Zwischenzeit unterbrachen mehr und mehr Männer ihr Training, um zu sehen, was da drüben beim Bogenschießen vor sich ging. Die Soldaten stellten Alberto vor die Zielscheibe. Sein Kopf reichte bis knapp unter den kleinen schwarzen Innenkreis. Schreckensbleich und mit weichen Knien stand der Knabe da. Er schlotterte, und diesmal war es nicht vor Kälte.
    «Die wollen nur sehen, wie tapfer du bist», redete Yasin weiter auf ihn ein. «Du musst einfach die Luft anhalten und dich nicht von der Stelle rühren, dann kann gar nichts schiefgehen.»
    Mangols Blick wanderte indessen zurück zu dem Vater der beiden Jungen.
    «Schießt ins Schwarze», befahl er ihm tonlos.
    «Ich … ich kann das nicht, Sir!», stotterte der Mann, und Tränen füllten seine Augen. «Ich verspreche Euch, ich treffe ins Schwarze! So oft Ihr wollt! Aber nehmt meinen Jungen da weg! Ich flehe Euch an!»
    Doch Mangol ließ sich nicht erweichen. Die Menschentraube um den Schießstand herum wurde indessen immer größer. Mehrere hundert Augenpaare waren auf den makabren Schauplatz gerichtet. Dem Kommandanten war es nicht mehr wohl bei der Sache, aber ihm waren in der Situation die Hände gebunden.
    Es goss wie aus Kübeln. Albertos Vater stellte sich auf die Linie und spannte den Bogen. Er versuchte sich zu konzentrieren, versuchte die großen schwarzen Augen zu ignorieren, die ihn von der Zielscheibe her panik- und tränenerfüllt anstarrten. Dann peilte er den schwarzen Kreis über dem Kopf seines Sohnes an und ließ den Pfeil los.
    Für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Alle hielten den Atem an. Der Pfeil surrte durch die

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