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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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wurde, was den matt rötlichen Lehm in ein lebendiges Rot verwandelte. Miro erkannte einen Schlüssel, der an einem Haken neben dem Eingang hing.
    «Warum hast du das nicht gleich gesagt?», rief er.
    «Weil wir nicht an ihn rankommen», entgegnete der Junge einfach. «Oder kann jemand von euch fliegen?»
    «Fliegen nicht», grinste Miro selbstsicher und streckte seine Hand aus. «Aber das hier tut’s auch.»
    Er fixierte den Schlüssel mit seinen blauen Augen und schoss seine Gedanken wie Pfeile auf ihn ab. Zuerst geschah nichts. Aber dann war deutlich zu sehen, dass der Schlüssel sich leicht bewegte. Miro konzentrierte sich noch mehr. Wie von einem unsichtbaren Magneten angezogen, hob sich der Schlüsselbart leicht an. Dann löste sich der Schlüssel vom Haken und schwebte in Zeitlupe auf das Backofenhäuschen zu. Schließlich ließ Miro ihn in Pishdas Hand fallen.
    «Bitteschön», sagte er zufrieden. «Problem gelöst.»
    Pishda zeigte sich begeistert. «Klasse! Deine Gabe ist ganz schön ausgeprägt für dein Alter, weißt du das? Du solltest sie unbedingt mehr trainieren, damit sie noch stärker wird. Wenn du so weitermachst, wirst du eines Tages erstaunliche Dinge in Bewegung setzen, das kannst du mir glauben!»
    «Danke», murmelte Miro und fuhr sich verlegen durch sein feuerrotes Haar. «Was ist eigentlich deine Gabe?»
    «Meine Gabe?» Anstatt die Frage zu beantworten, kicherte der Junge verschmitzt. «Lasst euch überraschen», sagte er, während er den Schlüssel im Schloss drehte und das Gitter aufschob. Er trat ins Freie, blieb kurz stehen, als müsse er sich erst an den Gedanken gewöhnen, kein Gefangener mehr zu sein, und huschte dann geduckt in Richtung Dorfplatz.

19
    Das ganze Dorf hatte sich um das prasselnde Feuer eingefunden. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Die meisten der Eingeborenen hockten im Schneidersitz auf dem Boden und schrien mit erhobenen Fäusten immer wieder ein Wort.
    «Kambé! Kambé! Kambé!»
    Die jungen Trommler spielten noch immer den Rhythmus für die tanzenden Krieger, die ums Feuer herumwirbelten. Seltsame Laute, ein Gemisch aus schwerem Atmen, Gurgeln und rasselndem Wiehern, hallten durch die Nacht. Der Mann, der die fünf Gefährten auf Heuschreckengröße geschrumpft hatte, saß auf einem mit Federn geschmückten Thron. Neben ihm stand der Zwerg mit der Rüstung und trank gierig aus einem tiefen Zinnbecher, während ihm die Flüssigkeit übers Kinn lief.
    Pishda kauerte sich hinter einen Stein, von wo aus er den Platz gut überblicken konnte.
    «Wo ist Ephrion?», fragte Aliyah besorgt. «Ich kann ihn nirgends sehen!»
    «Keine Sorge», flüsterte Pishda. «Solange die Zeremonie andauert, geschieht ihm nichts. Der Mann auf dem Sessel ist übrigens der Häuptling. Sie nennen ihn Nbambu.»
    «Wir haben schon seine Bekanntschaft gemacht», knurrte Joash.
    «Der Stamm ist ihm treu ergeben. Sie fürchten ihn wegen seiner Zauberkräfte und weil er über Leben und Tod entscheidet. Lange Geschichte. Kurzfassung: Wer sich ihm widersetzt, kommt an den Spieß.»
    «Sie essen sich gegenseitig auf?», fragte Sihana bestürzt und kaute nervös an einem ihrer Fingernägel herum.
    «Sie leben und sterben nach ihren eigenen Gesetzen», berichtete Pishda, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. «Wer ein Unrecht begeht, kommt an den Spieß. Wer eine unheilbare Krankheit hat, kommt an den Spieß. Wer vierzig Jahre alt wird …»
    «Hör auf!», unterbrach ihn Aliyah. «Ich will das lieber nicht hören. Das ist furchtbar!»
    «Ach, da ist er ja!», sagte Pishda. «Wir sind nicht zu spät gekommen. Sie haben ihn noch nicht angeknabbert, seht ihr?»
    Die Freunde beobachteten, wie Ephrion, der nach wie vor kopfüber an einer dicken Stange hing, von zwei halbnackten Burschen durch die Menge getragen wurde. Die Menge tobte. Alle streckten ihre Hände nach dem dicken Jungen aus und berührten ihn, während die beiden Männer sich den Weg zum Feuer bahnten. Die Gefährten wurden immer nervöser.
    «Wir müssen etwas tun!», piepste Sihana aufgebracht. «Wir müssen ihm helfen!»
    «Bin schon dabei», grinste Pishda, «auf dieses Vergnügen habe ich zwanzig Jahre lang gewartet! Haltet euch gut fest, es könnte gleich etwas holprig werden.»
    Mit einem Satz sprang er auf den Stein, reckte mutig seine Brust und pfiff durch die Zähne. Augenblicklich drehte sich der Stamm nach ihm um. Die Tänzer hörten auf zu tanzen, die Trommler hörten auf zu trommeln, die Sänger hörten

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