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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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auf zu singen, und Nbambu erhob sich verwundert aus seinem Sessel.
    «Nonoku likwembu ontu je! (Der Junge am Spieß ist ein Prophet!)», rief Pishda vom Stein herunter, worauf die Eingeborenen erschrocken von Ephrion und seinen Trägern zurückwichen und aufgeregte Blicke ausgetauscht wurden. «Nkadu likwembu biha no! (Prophetenfleisch ist verdorbenes Fleisch!)»
    «Tengile vito embu? (Wie ist er freigekommen?)», fragte der Zwerg seinen Meister mit kratziger Stimme und wischte sich über den verschmierten Mund. Die Zeremonie war wie auf Kommando gestoppt worden. Alle Augen waren auf Nbambu gerichtet. Gespannt warteten die Untergebenen auf die Anweisung ihres Häuptlings. Dieser zog seine Mundwinkel nach unten und spuckte mit verbittertem Gesicht auf den Boden. Er richtete den kralligen Nagel seines rechten Zeigefingers auf den goldblond gelockten Jungen und brüllte so laut, dass sein Kopf dabei rot anlief:
    «Munhu ngongi! (Fasst ihn!)»
    Wie eine wildgewordene Büffelherde stürmte der gesamte Stamm auf den kleinen Pishda los, der sich aber wenig beeindruckt zeigte und mit einem breiten Grinsen, die Hände in die Seite gestützt, seelenruhig auf dem Stein stehen blieb, als hätte er nichts zu befürchten.
    Und was dann geschah, war schlicht unglaublich: Plötzlich war es nicht mehr ein blondgelockter Junge, der auf dem Stein stand, sondern es waren zwei! Im Bruchteil einer Sekunde hatte sich Pishda einfach verdoppelt, und das war noch längst nicht alles. Aus zwei Pishdas wurden vier, aus vier wurden im Nu zwölf, und aus jedem neuen Doppelgänger entsprangen unverzüglich zwei weitere Kopien. Als die aufgebrachten Kannibalen den Stein erreichten, um Pishda zu fassen, standen ihnen bereits an die hundert gleich aussehende Knaben gegenüber, und jeder von ihnen brannte darauf, ihnen eins auf die Rübe zu geben. Voll motiviert schwangen die hundert oder zweihundert Pishdas ihre Fäuste und stürzten sich kreischend und johlend ins Kampfgewühl.
    Bald war nichts mehr zu sehen als mehrere Knäuel ineinandergeschlungener Arme und Beine. Kleiderfetzen, Haarbüschel, Masken und Speere flogen durch die Luft. Drei Pishdas hatten in einer Hütte einen Topf mit einer klebrigen schwarzen Masse gefunden, übergossen damit ein paar Frauen und bewarfen sie anschließend mit weißen Federn. Fünf Pishdas beschmierten junge Männer mit einem zähflüssigen Sirup und rollten sie danach in einen nahegelegenen Ameisenhaufen. Ein Dutzend Pishdas nagelte mehrere Burschen an ihren Kleidern an den Türrahmen ihrer Häuser fest. Vier Dutzend Pishdas wälzten sich mit Eingeborenen im Schlamm, schlugen sich Schilde und Brustpanzer um die Ohren, und zwei Dutzend sammelten alle Kinder ein und verknoteten ihre Kleider so eng miteinander, dass daraus eine schreiende Menschentraube entstand. Drei Pishdas rannten mit Fackeln dem Zwerg mit der Rüstung hinterher und jagten ihn so lange zwischen den Lehmhütten hindurch, bis er freiwillig in den Brunnen sprang, um seine unermüdlichen Angreifer abzuschütteln.
    Es war ein einziges Chaos, und der Stamm hatte nicht die geringste Chance gegen die Übermacht an Pishdas, die lästiger waren als ein Wespenschwarm. Nbambu versuchte im Getümmel unterzutauchen und sich in seine Kuppel zu verkriechen, aber schon wurde er von einer Handvoll Pishdas zu Boden gerissen, und Sekunden später hing er wie ein verschnürter Schinken an einem Stock.
    Die fünf Jugendlichen beobachteten alles von einem sicheren Plätzchen aus, nachdem sie in Pishdas Ledertasche doch zu sehr durcheinandergepurzelt waren. Schließlich holte Pishda die Tasche und die Gefährten und stellte sie vor Nbambu auf den Boden.
    «Nzi nghena urui! (Mach sie wieder groß!)», befahl er dem Häuptling, während zwei seiner Doppelgänger mit Fackeln bereitstanden, um ihn notfalls dazu zu zwingen.
    «Karhala! (Niemals!)», fauchte Nbambu mit krebsrotem Kopf. Pishda gab seinen Brüdern ein Zeichen, worauf diese kurzerhand die Spitzen seines Fellumhangs in Brand steckten. Nbambus Gesicht färbte sich dunkelrot. Er zerrte wie wild an seinen Fesseln und schrie und spuckte.
    «Siku chava tsongii ne tungo! (Lass mich sofort herunter, oder du kannst etwas erleben!)»
    «Nzi nghena urui!», beharrte Pishda seelenruhig auf seiner Forderung und wartete mit verschränkten Armen darauf, dass der Häuptling endlich tat, was er von ihm verlangte.
    Nbambu merkte, dass der Junge es ernst meinte und sich auch nicht die Bohne von ihm einschüchtern ließ. Und als der

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