Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Atem.
«Das … dürften seine Augen gewesen sein», wusste Miro zu berichten, worauf ihn Joash ziemlich angewidert ansah.
«Soll das ein Witz sein?»
«Äh … nein», antwortete ihm Miro. «Frösche gebrauchen ihre Augen als Kau- und Schluckhilfe. Tatsache.»
«Na, das ist ja ein Ding», brummte Joash und nickte Miro zu. «Hältst du ihn mal für mich fest? Ich würd hier ganz gerne raus, bevor ich wieder von seinen hüpfenden Augenbällen verfolgt werde.»
«Kein Problem», sagte Miro, streckte seinen rechten Arm aus und nagelte den Frosch wieder mit seinen Gedanken am Boden fest, damit Joash aus dem Maul steigen konnte. «Und jetzt nichts wie weg hier.»
Joash, Aliyah und Sihana kletterten an dem Strick auf den Eimerrand, während Miro dafür sorgte, dass der Frosch sich nicht bewegen konnte. Danach ließ er sich von Joash am Seil hochziehen, damit er den Frosch im Auge behalten konnte und nicht wieder die ganze Zeit gegen seine klebrige Zunge ankämpfen musste. Oben angekommen, erlöste er den Frosch aus seiner Erstarrung, worauf dieser wie von Sinnen im Eimer herumhüpfte, als würde er von einem kleinen Motörchen angetrieben, und nicht mehr aufhörte zu quaken. Die Jugendlichen saßen erleichtert auf dem Eimerrand und blickten kopfschüttelnd in den Bottich hinunter.
«Prickelfrosch gefällig?», fragte Sihana die Freunde plötzlich und streckte ihnen ein paar farbige Bonbons entgegen, die sie aus ihrer Wundertasche, die offenbar sogar wasserdicht war, gefischt hatte. Die Gefährten sahen sich gegenseitig an, und dann mussten sie auf einmal lachen. Das war mit Abstand das merkwürdigste Abenteuer, das sie je zusammen bestritten hatten. Daran gab es nicht den geringsten Zweifel.
18
Nachdem Joash und Miro zwecks Entschleimung noch ein Bad im Brunnen genommen hatten, holte Sihana eine große Schere aus ihrer Handtasche und begann ungefragt, Joash die überlangen Filzlocken auf ihre normale Länge zurückzuschneiden.
«Ich schätze, es bleibt uns nichts anderes übrig, als an dieser Eisenkette hochzuklettern», sagte Katara und deutete auf die Kette, an der der Holzeimer befestigt war.
«Da hoch?», rief Sihana entsetzt. «Nie im Leben!»
«Einen anderen Weg nach oben gibt es nicht», stellte Miro fest. «Es sei denn, wir könnten fliegen.»
«Das dauert Stunden, bis wir oben sind», seufzte Aliyah und blickte besorgt den Brunnenschacht hinauf. «Bis dahin haben die Ephrion längst über dem Feuer gegrillt.»
«Sag so was nicht, ey», meinte Joash bekümmert, «wir schaffen das schon.»
«Und deine Schulter?», fragte Aliyah.
«Ich denk drüber nach, wenn wir oben sind», antwortete Joash. «Los, Mann! Wir dürfen keine Zeit verlieren.»
«He, ich bin noch nicht fertig!», sagte Sihana, aber Joash hörte nicht auf sie, ging kurzerhand über den Eimerrand zur Öse, in der der Bügel des Eimers eingehängt war, und hangelte sich – das starke Ziehen in der rechten Schulter tapfer ignorierend – bis zur Eisenkette hinüber.
«Na kommt schon!», winkte er die andern zu sich herüber. «Oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?»
«Warte!», rief ihm Katara zu. «Wir sollten eine Seilgemeinschaft bilden, damit keiner abstürzt.»
«Gute Idee», meinte Sihana und verstaute die Schere in ihrer Handtasche. «Einmal in den Brunnen zu fallen genügt mir.»
Gesagt, getan. Als alle auf dem Bügel saßen, banden sie sich ein Seil um die Hüften, und dann begannen sie zu klettern, Joash an der Spitze, gefolgt von Miro, Aliyah, Sihana und Katara an letzter Stelle. Sie kletterten und kletterten, wobei ihnen die Kettenglieder beinahe wie große Treppenstufen vorkamen. Unendlich weit über ihren Köpfen, wie es schien, war die Öffnung des Brunnens zu sehen. Minute um Minute verstrich. Schon hatten sie ein gutes Stück zurückgelegt, und der Eimer mit dem immer noch wild darin herumhüpfenden Frosch war unter ihnen bereits winzig klein geworden. Aber noch immer kam es ihnen so vor, als wären sie ihrem Ziel kein Stückchen näher gekommen.
«Ich kann nicht mehr!», verkündete Sihana, als sie ein Drittel der Strecke zurückgelegt hatten. «Ich hab mir bereits drei Fingernägel abgebrochen, und meine Hände sind voller Blasen!»
«Meine Hände tun mir auch weh», sagte Aliyah, «aber wir müssen weiter. Ephrion braucht uns!»
«Ich wünschte, wir wären schon oben», seufzte Sihana.
Im selben Moment, wie sie diesen Wunsch aussprach, geschah etwas Unglaubliches: Sie wussten nicht, wie, sie wussten nicht,
Weitere Kostenlose Bücher