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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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Die Jugendlichen liefen, so schnell sie ihre Beine tragen konnten. Speere sausten dicht an ihnen vorbei, und das Gebrüll der aufgebrachten Menge wurde immer lauter. Katara warf ein paar Körbe mit Nüssen und Kartoffeln um. Aber die Verfolger ließen sich nicht abschütteln, und der Abstand zwischen ihnen wurde immer geringer.
    «Da lang!», rief Pishda, sprang flink über einen Zaun und ließ die letzten Lehmhütten hinter sich. Sie steuerten geradewegs auf die steile Bergwand zu, die sich hinter dem Dorf befand und senkrecht in die Höhe ragte. Obwohl es auf den ersten Blick aussah, als würden sie in eine Sackgasse laufen, schien Pishda genau zu wissen, was er tat. Oberhalb der Felswand befand sich eine Plattform, mit Eisenstangen verstrebt, von der zwei lange Seile herunterhingen. Sie reichten bis zum Boden, und an einem der Seile war ein großer geflochtener Korb befestigt, der wohl normalerweise zum Transport von Lebensmitteln verwendet wurde.
    «Steigt ein!», rief Pishda eifrig und winkte die Jugendlichen zu sich. «Rasch!»
    Sie kletterten in den Korb hinein.
    «Ziehen! Alle zusammen! Los!»
    Sie packten das zweite Seil, das über Winden mit dem Korb verbunden war, und Stück für Stück zogen sie sich und ihren Transportbehälter daran in die Höhe. Als die Kannibalen sie einholten, schwebte der Korb bereits so hoch über ihren Köpfen, dass sie ihn nicht mehr erhaschen konnten. Vor Wut auf den Boden stampfend blieben die Eingeborenen vor der Bergwand stehen und mussten zusehen, wie sich die Propheten vor ihren Augen langsam in die Lüfte hoben. Sie waren ihnen entkommen.

20
    Nachdem sie unversehrt oben auf der Felswand angekommen waren und wieder festen Boden unter den Füßen hatten, trennten sie das Seil durch, damit der Häuptling nicht auf die Idee kommen würde, sie weiter verfolgen zu lassen. Pishda war ganz außer sich über die gelungene Aktion und gluckste vor Vergnügen, auch wenn er etwas blass um die Nase war.
    «Das hat Spaß gemacht! Zweihundertfünfzehn!», verkündete er strahlend. «Ich hab einen neuen Rekord aufgestellt! Mein letzter lag bei zweihundertzehn, und da waren längst nicht alle so einfallsreich wie diesmal. Ich werde von Mal zu Mal besser! Habt ihr die Männer gesehen, die wir in den Ameisenhaufen geworfen haben? Oder die mit den Federn, das war vielleicht eine Gaudi!»
    Bei seinem lausbubenhaften Grinsen war es schwer, sich vorzustellen, dass es sich bei dem Dreikäsehoch nicht um einen Achtjährigen, sondern um einen alten Mann handelte. Sie schauten alle gemeinsam noch einmal über die Bergwand hinunter, wobei Pishda aber plötzlich sehr vorsichtig wurde und etliche Schritte von der Felskante zurückblieb. Die Siedlung war aus dieser Höhe in der Dunkelheit kaum noch zu erkennen. Nur das große Feuer auf dem Dorfplatz leuchtete durch die Nacht, und der Wind trug die noch immer aufgeregten Stimmen der Eingeborenen die Felsen hoch.
    «So», sagte Pishda. «Genug geschaut. Wir brechen besser auf, ich kenne eine Höhle hier in der Nähe, da können wir übernachten. Und keine Angst vor den Kannibalen: Die holen uns nicht mehr ein. Ich glaube, selbst wenn sie es könnten, würden sie es nicht tun. Die haben für heute genug aufs Dach gekriegt, würde ich sagen.»
    Aliyah löste ihren Umhang und streckte ihn dem halbnackten Pishda entgegen.
    «Hier», sagte sie, «sonst erfrierst du noch.»
    Pishda lachte. «Danke. Ist nicht nötig. Ich habe eine dicke Haut.»
    «Du bist barfuß und halbnackt», sagte Aliyah. «Du wirst dir eine Erkältung holen.»
    Aber Pishda schüttelte den Kopf. «Ich meine das wörtlich mit der dicken Haut. Meine Haut ist jedes Jahr ein Stückchen dicker geworden. Ich hab seit Ewigkeiten nichts anderes getragen als das hier.» Er deutete auf seinen Lendenschurz. «Mehr brauche ich nicht. Ich spüre keine Kälte.»
    Etwas skeptisch band sich Aliyah ihren Mantel wieder um. «Du musst es ja wissen», murmelte sie.
    Sie machten sich auf den Weg zu der nahegelegenen Höhle, und Miro beleuchtete mit den Tränen des Lichts die Umgebung. Sie schritten durch ein Feld mit kniehohem Gras und kamen an merkwürdig riesigen Bäumen mit langen braunen Hülsenfrüchten vorbei, die an überdimensionale Bohnen erinnerten.
    «Du mit deinen Fähigkeiten», wunderte sich Sihana beim Gehen, «warum bist du nicht viel früher abgehauen?»
    «Mir waren leider die Hände gebunden», erklärte Pishda. «Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit gefesselten Händen kann ich mich nicht

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