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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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sehnsüchtig und tief betrübt auf all die schönen Dinge, die ich ihr nicht kaufen konnte, weil ich weniger als ein verdammtes Kupferstück in der Tasche hatte. Außer Messer und Schwert besaß ich nichts von Wert.
    Fast schon war ich gewillt, meine Waffen einzutauschen, da hörte ich Hamos Stimme hinter mir, der mir zuraunte: »Wenn du etwas klauen willst, musst du dich schon klüger anstellen.« Er grinste spöttisch, als ich mich zu ihm umdrehte. Mit dem Kopf wies er auf den Händler, der misstrauisch zu uns herüberäugte. »Der Kerl hat dich seit einer Weile fest im Blick.«
    »Hier wird nichts gestohlen«, knurrte Reynard und zog mich fort. »Kehren wir zur Herberge zurück. Da gibt’s wenigstens was zu saufen.«
    Die arme Gerlaine, die uns erwartete und frisch gebadet noch lieblicher als sonst aussah, verstand nicht, was in mich gefahren war, warum ich ihr vor Scham nicht unter die Augen treten mochte. Stattdessen betrank ich mich auf Roberts Kosten zum ersten Mal in meinem Leben, und dies, ermutigt durch die anderen, bis zur völligen Bewusstlosigkeit. Erst am nächsten Morgen erwachte ich mit heftigen Kopfschmerzen und unter dem wiehernden Gelächter meiner Kumpane. Gerlaine dagegen würdigte mich keines Blickes.
    Robert hatte für sich und seine beiden Unterführer, Rainulf und Fulko, die alten, schäbigen Kleider gegen neue eingetauscht. Nichts Auffälliges, aber zusammen mit poliertem Lederzeug und neuen Stiefeln sahen sie ein klein wenig wie Edelleute aus. Umso besser, war die Meinung unter uns anderen. Sollten wenigstens unsere Anführer nicht wie Bettler herumlaufen. Und auch wir würden es den hochnäsigen Lombarden schon zeigen, dass wir kein Deut schlechter waren als sie.
    An einem der Tage besuchten wir das einige Meilen entfernte und vor Jahrhunderten zerstörte antike Capua mit seinen eingestürzten Tempeln und der alten Kampfarena, die man Amphitheater nennt. Ein Beweis, dass auch die Römer den Kampf geliebt hatten.
    Nun waren wir ausgeruht und bereit weiterzuziehen. Der Himmel hatte sich gelichtet, und Robert war ungeduldig, endlich Melfi zu erreichen und seine Brüder in die Arme zu schließen. Da tauchte eine Abteilung Krieger vor unserer Herberge auf. Sie trugen die Abzeichen Capuas und waren mit Speer und Schild bewaffnet. Fürst Pandulf habe von uns gehört, sagten sie, und verlange Robert zu sprechen.
    Der legte seinen Panzer an und gürtete sein Schwert. Wir sahen ihm nach. Was für ein stattlicher Kerl er doch war, hochgewachsen, breitschultrig, braun gebrannt und mit hellen, in der Sonne leuchtenden Haaren. Alle Weiber der Stadt schienen ihm nachzuschauen, als er zusammen mit Rainulf und Fulko den Soldaten zum Fürstenpalast folgte.
    »Ausgerechnet dieser Höllenhund Pandulf«, murrte Reynard. »Ich hatte gar nicht gewusst, dass der wieder im Lande ist. Ich frage mich, was er im Schilde führt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Der alte Gauner ist ein Unruhestifter und Schlitzohr. Gegen Geld würde der sogar seine steinalte Mutter feilbieten, wenn einer sie vögeln wollte.« Er legte zwei Finger an die Nase und schneuzte geräuschvoll auf den Boden. »Wisst ihr, wie sie ihn nennen, den feinen Herrn? Sie nennen ihn den reißenden Wolf der Abruzzen. Und den Namen hat er sich redlich verdient.«

Ankunft in Melfi
    A ls die drei zurückkehrten, machten sie betretene Gesichter. Besonders Robert sah aus, als hätte ihm einer in die Milch gespuckt. Ohne ein Wort zog er sich in seine Kammer zurück, um die Satteltaschen zu packen.
    »Was ist los?«, wollte Thore wissen und gähnte ausgiebig. Am Abend zuvor hatte er eine der Küchenmägde beschwatzt und mit ihr die halbe Nacht auf dem Heuboden verbracht. Das Gestöhne war bis in den Schankraum zu hören gewesen.
    »Williame de Hauteville ist tot«, sagte Rainulf ernst.
    »Was sagst du?« Thore war plötzlich hellwach. Auch wir anderen traten näher.
    »Ein Fieber hat ihn erwischt. Letztes Jahr schon.«
    Wir waren zutiefst betroffen, fühlten wir uns doch alle als Gefolgsleute der Hautevilles, und auf den großen Williame und seine Erfolge hatten wir alle Hoffnungen gesetzt.
    »Und jetzt?«, fragte Reynard. Die Nachricht schien ihm besonders zuzusetzen, war er doch jahrelang Williames Kriegsgefährte gewesen.
    »Nach seinem Tod hat es wohl mächtig Streit gegeben.« Diesmal war es Fulko, der berichtete. »Ein gewisser Pierron wollte sein Nachfolger werden. Das wäre weniger gut für uns gewesen. Aber am Ende haben sie sich auf Drogo

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