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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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eher zierlich, mit dunklen, zu einem langen Zopf geflochtenen Haaren, großen, schwarzen Augen und einem hübschen Näschen. Ich hatte nicht übel Lust, mit ihr anzubändeln, schon allein, um Gerlaine zu ärgern.
    Ihrem Gebaren nach zu urteilen musste Elda mich in meinem neuen Gewand für einen jungen Herrn halten. Sie schien einen Narren an mir gefressen zu haben, denn sobald ich abends in der Halle auftauchte, eilte sie herbei, schenkte mir ein keckes Lächeln und fragte nach meinem Begehr. Ehe ich michs versah, standen schon ein voller Becher vor mir und eine Kleinigkeit aus der Küche, um vor dem Mahl den Magen anzuregen. Nicht, dass er solcher Ermutigung bedurft hätte, war ich doch in einem Alter, in dem man imstande ist, ganze Berge hinunterzuschlingen.
    Ich sonnte mich in Eldas Aufmerksamkeit und genoss dank Robert mein Vorrecht, bei den Mächtigen zu speisen. Denn jeden Abend, sobald die Sonne hinter den Bergen um Melfi versunken war, versammelte sich der Normannenadel mit seinen engen Vertrauten, um in Drogos Halle zu tafeln und zu saufen. Das heißt diejenigen, die sich gerade in der Stadt aufhielten und nicht irgendwo in Apulien ihr Unwesen trieben.
    Hier in der Runde prahlten sie gern damit, welchen Bischof sie kürzlich geschröpft hatten, welches Städtchen gezwungen, den vereinbarten Tribut zu zahlen, oder wo es ihnen gelungen war, eine Patrouille der Byzantiner zu demütigen. Anscheinend schlugen sie zu, wo es ihnen gefiel, tauchten auf, um Schrecken zu verbreiten, und verschwanden wieder. Mit den Unmengen an Bier und Wein, die sie in sich hineinschütteten, wurden die Geschichten immer bunter und wilder. Besonders wenn Drogo, wie an diesem Abend, selbst nicht zugegen war, sondern auf seinem Landgut bei Venosa weilte.
    Onfroi war aufgetaucht, hatte mir eine schwere Hand auf die Schulter gelegt und darauf bestanden, mich zu ihm und seinen Kumpanen zu setzen.
    »Das ist Gilbert«, sagte er. »Aufgewecktes Kerlchen. Gehört zur Familie.« Er zwinkerte mir zu. Die anderen nickten nur, beachteten mich ansonsten nicht weiter, sondern führten ihre Unterhaltung fort.
    »Hab nichts dagegen, wenn Drogo den frommen Mann spielen will«, maulte ein gewisser Asclettin von Aceranza schon ziemlich angeheitert. Er musste den ganzen Nachmittag getrunken haben. Er war der weitaus Älteste in dieser Runde, vielleicht um die fünfzig, und in ihm erkannte ich den hageren Kerl mit den langen Beinen wieder, der über die vielen Söhne der Hautevilles gespottet hatte. Der hässliche Zug um seinen Mund schien ein Dauerzustand zu sein. »Aber ich sage dir, er soll uns nicht verbieten, auf Beutezug zu gehen. Das ist unser Kriegsrecht. Dafür sind wir doch hier, verflucht noch mal.«
    Neben ihm saß Girard de Buonalbergo, ein entfernter Verwandter von Roberts Mutter Fressenda, wie ich herausgefunden hatte. Ich mochte den Mann. Er hatte ein ehrliches, offenes Gesicht, wenn auch zum Teil von Pockennarben entstellt, die nur halb von einem kurzen Bart verdeckt waren.
    Als eines der Schankweiber, eine füllige Magd, Asclettin den Humpen nachfüllte, griff er ihr unter den Rock. Sie zuckte zurück und schlug ihm auf die Pranke. »Ihr seid betrunken, Herr«, rief sie, zwang sich jedoch zu einem versöhnlichen Lächeln. Schließlich war er einer der zwölf Barone. Ein Mann, mit dem man es sich nicht verscherzen sollte.
    »Maria«, lachte er. »Keine hat so einen saftigen Hintern wie du.« Er wollte sie nochmals begrapschen, aber da war sie schon davongeeilt.
    Als hätte er eine Heldentat vollbracht, wandte er sich grinsend wieder uns anderen zu.
    Ein solches Benehmen hätte es an Fressendas Tafel nicht gegeben oder wäre mit einem Kochlöffel auf die Finger geahndet worden. Hier aber schien sich niemand daran zu stören.
    »Wir können nicht ewig so weitermachen«, sagte Girard. »Sonst ist bald das ganze Land in Aufruhr gegen uns.«
    »Wegen ein paar Klöster, die wir um ihr Gold erleichtern?« Asclettin stierte ihn herausfordernd an. Eine lange Haarsträhne hing ihm tief ins Gesicht. »Die Pfaffen sind doch selbst die größten Halunken. Plündern weit und breit das Landvolk aus. Wir hingegen bedienen uns nur bei den reichen Schmarotzern. Und die haben es nicht besser verdient.« Er hob seinen Humpen und nahm einen kräftigen Zug.
    »Das mit den Klöstern solltest du Drogo besser nicht wissen lassen«, lachte Onfroi. »Er nimmt seinen Glauben ernst.«
    Asclettin knallte den Humpen auf den Tisch.
    »Seit wann das denn?«, knurrte er.

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