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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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war, dass er durchaus unsere Sprache verstand, denn mehrmals hatte er gar nicht gewartet, bis Reynard mit dem Übersetzen fertig gewesen war. Auch er war heute gewappnet. Bestimmt eine Sonderanfertigung, damit sein Bauch hineinpasste.
    »Hat er dir wirklich ein Goldstück gegeben?«, fragte Ragnar. »Zeig mal her.«
    Ich reichte es ihm. »Ein Solidus, byzantinische Prägung.«
    »Mann, davon könnte ich einen ganzen Beutel voll gebrauchen.«
    »Denk bloß nicht daran, es einzustecken.«
    »Ist schon gut. Hab nicht vor, dich zu beklauen.« Er reichte mir das Goldstück wieder. »Frag mich nur, was die da so lange zu bereden haben.«
    Ragnar, ich und ein paar andere Reiter saßen am Ufer zu Pferde, hielten einige Bauern zurück, die die Brücke überqueren wollten, und blieben wachsam und bereit, jederzeit einzugreifen, falls Pandulf ein faules Spiel mit uns treiben sollte. Aber es blieb alles friedlich.
    Schließlich trennten sich beide Seiten in gutem Einvernehmen, und wir kehrten zu unserem Lager auf dem Hügel zurück.
    »Was haben sie besprochen?«, fragte ich Reynard am Abend, nachdem wir gegessen hatten. Wir saßen etwas abseits von unseren Anführern. Auch ein paar andere Kameraden hatten sich zu uns gesellt.
    »Er sagt, er hat in Apulien Spione bei den Byzantinern. Er kennt die fettesten Klöster und wird uns wissen lassen, wo wir zuschlagen sollen.«
    »Und warum tut er das?«
    »Angeblich braucht er Geld genau wie Robert. Und selbst kann er sein Wissen nicht verwenden. Es würde seinem Ruf schaden, der ohnehin schon nicht der beste ist. Er will es sich nicht mit dem Papst verderben.«
    »Wir teilen uns also die Beute.«
    »So ist es. Aber wohl ist mir nicht dabei.«
    »Warum?«
    »Pandulf war immer auf byzantinischer Seite. Und nun lässt er uns bei ihnen plündern? Das ist doch seltsam.«
    »Er will sich bereichern. Du hast es doch selbst gesagt.«
    »Ich glaube nicht, dass ihm so sehr am Gold gelegen ist. Er will Unruhe stiften.«
    »Aber zu welchem Zweck?«
    »Es hat ihm zum Beispiel sehr gefallen, dass Robert und Drogo sich gestritten haben. Auch nach Pierron und Asclettin hat er gefragt und wie die darüber denken. Ich glaube, er will einen Keil zwischen uns Normannen treiben.«
    »Ich leg mich jetzt aufs Ohr«, sagte Herman und gähnte. »Robert wird schon wissen, was er tut.«
    *
    Am Morgen blies ein eisiger Wind von Westen her. Wir hockten eng ums Feuer, um uns zu wärmen.
    »Was sitzen wir immer noch auf diesem Hügel herum«, beklagte sich Herman. Seine Augen waren rot gerändert, und er nieste in einem fort. »Man holt sich noch den Tod. Auf was warten wir eigentlich?«
    »Auf Pferde.« Reynard befingerte das heiße Stück Speck, das er über dem Feuer gebraten hatte, und versuchte, etwas abzuschneiden, ohne sich zu verbrennen. »Ist Teil der Abmachung. Pandulf liefert Gäule für alle. Damit wir uns schneller bewegen können.«
    »Nichts gegen Reiten«, murrte Herman, »aber kämpfen tu ich nur zu Fuß. Hab noch nie auf einem Gaul gekämpft. Wüsste nicht, wie’s geht.«
    »Dann wird’s Zeit, dass du’s lernst«, meinte Ragnar. »Bevor du alt und schwach wirst oder an deiner eigenen Rotze verreckst.«
    Wenig später tauchte tatsächlich eine kleine Herde Pferde auf, geführt von drei Lombarden aus Capua. Schnell traten wir die Feuer aus und schulterten unsere Bündel. Unten an der Brücke nahmen wir die Tiere gezäumt und gesattelt in Empfang, so wie Robert es verlangt hatte. Fachkundig begutachtete er sie.
    »Nicht die edelsten«, meinte er, »aber brauchbar.«
    Die drei Männer trugen Schwerter, ansonsten aber einfache, unauffällige Kleidung. Man hätte sie für reisende Kaufleute halten können.
    »Wir werden Euch als Führer begleiten«, sagte einer von ihnen. Er schien ihr capo zu sein, wie sie es hier nannten, und beherrschte unsere Sprache fließend. »Außerdem achten wir darauf, dass die Vereinbarung eingehalten wird. Auf Anweisung des Fürsten.«
    »Und wie heißt du?«
    »Arichis, Herr.«
    »Gut. Dann lasst uns aufbrechen.«
    Ein seltsamer Vogel, dieser Arichis. Er war hager, und ein dünner Bart zierte seine ausgehöhlten Wangen. Die linke Hand war verkrüppelt. Aber das Hervorstechendste waren die tiefliegenden Augen, schlau und irgendwie hinterhältig kamen sie mir vor. Er schien alles zu sehen, konnte einem aber doch nicht so recht ins Gesicht blicken. Vielleicht tat ich ihm unrecht, aber ich fühlte mich unwohl in seiner Gegenwart.
    »Ich hoffe, der führt uns nicht in einen

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