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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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glauben, aber es stimmt. Jedenfalls hat Guaimar ihn daraufhin beim Kaiser angeschwärzt, der ihn prompt vertrieben hat. War lange in Konstantinopel. Jetzt ist er wieder da.«
    In diesem Augenblick öffnete sich eine Hintertür, und der Prinz trat von Bewaffneten begleitet ein, die sich zu beiden Seiten des Throns aufstellten. Pandulf warf einen kurzen Blick auf uns, die wir aufgesprungen waren, als hätte man uns bei einer Missetat ertappt. Mit einem Seufzer ließ er sich nieder.
    Er musste Mitte fünfzig sein, wenn nicht älter, denn sein Bart und das lange Haar sahen zwar gepflegt aus, waren aber stark mit Grau durchsetzt, und das Gesicht von scharfen Falten gezeichnet, besonders um den Mund. Außerdem hatte das gute Leben bei ihm einen Bauch und auch sonst ein paar Polster hinterlassen, die er unter einem langen Gewand zu verstecken suchte. Er musterte uns mit listigen Augen, denen nichts zu entgehen schien. Mir war etwas mulmig zumute.
    »Wer führt hier die Rede?«, fragte er mit einer Stimme, die wie ein Reibeisen klang. Das heißt, ich konnte nur vermuten, dass er das gemeint hatte, denn Reynard stieß mich in den Rücken und flüsterte: »Jetzt bist du dran.«
    Ich holte tief Luft, trat vor und beugte das Knie.
    »Robert Guiscard schickt mich, Dominus.«
    Reynard hatte mir beigebracht, Lombarden von Stand so anzureden. Zum Glück stand er jetzt hinter mir, um mir zu helfen und zu übersetzen.
    »Das hab ich schon verstanden«, brummte Pandulf. »Und wer bist du?«
    »Sein Knappe, Dominus.«
    »Einen Knappen schickt er mir also. Noch dazu ein halbes Kind. Da sollte ich doch wohl sehr beleidigt sein, dass er mir so einen dummen Hanswurst schickt wie dich. Und wer ist der andere da, mit dieser Fratze zum Fürchten?« Er deutete auf Ivain.
    Reynard wartete nicht auf mich, sondern erklärte ihm, dass Ivain als Jugendlicher ins Feuer gefallen war oder so ähnlich.
    »Was für eine traurige Truppe.« Pandulf schüttelte den Kopf. »Nun denn, Knappe, warum kommt Robert nicht selbst?«
    »Er möchte sich mit Euch treffen, Herr, außerhalb der Stadt.«
    Pandulf runzelte einen Augenblick lang verdutzt die Stirn, dann lächelte er dünn. »Hat er etwa Angst vor mir?«
    »Nein, Dominus. Das hat er nicht«, sagte ich mit möglichst fester Stimme. »Aber was er mit Euch besprechen will, ließe sich besser außerhalb der Stadt erledigen, so sagt er.«
    »Ich bin ein alter Mann. Und vor die Stadt zu reiten ist nicht gut für meine Verdauung. Wenn er etwas zu bereden hat, soll er selbst kommen.« Er machte eine Handbewegung, als wollte er lästige Fliegen verscheuchen. »Und jetzt verschwindet.«
    Für einen Augenblick fehlten mir die Worte, bis Reynard mir nochmals in den Rücken stieß. »Nun sag schon, was Robert dir aufgetragen hat.«
    Da fiel es mir wieder ein, und ich verbeugte mich. »Wie Ihr wünscht, Dominus. Ich soll Euch aber noch sagen, dass er sich mit Drogo entzweit hat und dass auch andere Normannen unzufrieden sind.«
    Lange starrte er mich wortlos mit etwas zur Seite geneigtem Kopf und aus halbgeschlossenen Lidern an. Fast dachte ich, er wäre eingeschlafen, als er plötzlich breit lächelte. Seine Zähne sahen dabei gelb und verrottet aus.
    »Also gut«, knurrte er. »Wann und wo?«
    Ich sagte es ihm. »Und mit kleinem Gefolge«, fügte ich hinzu.
    Er lachte. »Ich glaube, er hat doch Angst vor mir. Aber gut, hab schon verstanden.« Er griff in sein Gewand und warf mir ein Goldstück zu. »Für deine Mühe, Knappe.«
    Dann brach er in schallendes Gelächter aus.
    Wir ritten zurück zum Lager und berichteten. Robert war sehr zufrieden mit mir, besonders als Pandulf am nächsten Nachmittag tatsächlich wie verabredet an der alten Römerbrücke auftauchte. Diesmal war das Wetter besser als während der vergangenen Tage. Die Sonne tauchte den gemächlich dahinfließenden Volturno und seine von Gebüsch umsäumten Ufer in ein warmes Licht. Hinter uns grüne Hügel, auf denen Kiefern und Zypressen wuchsen, und vor uns die fruchtbare Campania. Ein schönes Fleckchen Erde.
    Robert ritt auf seinem herrlichen Grauschimmel bis auf die Mitte der Brücke vor. Dort blieb er stehen. Rainulf war an seiner Seite und dahinter der große Rollo zu ihrem Schutz. Und natürlich Reynard zum Übersetzen. Alle vier hoch zu Ross, falls sie gezwungen sein würden, zu fliehen.
    Von der anderen Seite näherte sich Pandulf, ebenfalls von zwei Kriegern begleitet und seinem eigenen Übersetzer, obwohl mir im Palast der Verdacht gekommen

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