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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Wortlos machte ich ihr Platz. Sie drehte mir den Rücken zu, rückte jedoch eng genug heran, um sich ein wenig zu wärmen. Sie musste völlig durchgefroren sein, denn noch lange spürte ich ihr Zittern.
    Das war zum Glück die einzige Nacht, die wir bei diesem Wetter im Freien zu verbringen hatten, denn Lando stellte sich als ein nützlicher Kerl heraus. Er war einmal Fuhrmann gewesen, bevor er in Onfrois Dienste getreten war. Er kannte nicht nur alle Wege, sondern wusste auch, wo eine günstige Herberge zu finden war oder eine trockene Scheune.
    Immer noch redeten Gerlaine und ich nicht miteinander. Am dritten Tag hielt ich es nicht mehr aus und war entschlossen, die Dinge endlich ins Reine zu bringen. Nach dem Abendessen auf dem Hof eines Bauern, dem Robert etwas Silber zugesteckt hatte, hielt ich den rechten Augenblick für gekommen. Während die anderen sich am Feuer wärmten und Geschichten erzählten, lud ich sie ein, ein paar Schritte zu gehen, denn ein voller Mond hing am Himmel und verzauberte die nächtliche Landschaft mit seinem milchigen Licht. Sie sah mich nicht an, aber willigte ein.
    »Warum hast du Elda verprügelt?«, fragte ich.
    »Heißt sie so, die Schlampe?«
    »Sie ist ein freundliches Mädchen und hat dir nichts getan.«
    »Ich hab gesehen, wie sie sich an dich rangeschmissen hat.«
    »Was kratzt dich das? Du willst doch nichts mehr von mir wissen.«
    »Ganz recht«, fauchte sie. »Ihr könnt euch beide zum Teufel scheren.«
    Sie war stehen geblieben und drehte mir den Rücken zu.
    »Na schön. Anscheinend hab ich’s mal wieder vermasselt«, sagte ich nach einer Weile. »Eigentlich wollte ich mich mit dir versöhnen.«
    Sie war nach wie vor wütend. »In Wirklichkeit hab ich der Kuh einen Gefallen getan und sie vor dir bewahrt«, stieß sie hervor. »Du willst doch nur die Nächstbeste vögeln, die für dich die Beine breit macht. So wie Thore. Der ist bestimmt dein großes Vorbild.«
    »So denkst du von mir?«
    Sie antwortete nicht.
    »Dabei hab ich die ganze Zeit nur dich im Sinn«, beschwor ich sie. »Wer hat denn in Melfi gesagt, dass du mitkommen darfst, als Robert dagegen war? Ich bin unglücklich, wenn du nicht in meiner Nähe bist. Bitte, Gerlaine, können wir uns nicht vertragen und so sein wie vorher?«
    Aber darauf erhielt ich keine Antwort. Nach einer Weile, die mir fast wie eine Ewigkeit vorkam, seufzte ich entmutigt und wandte mich zum Gehen.
    »Ich will, dass du mich respektierst«, hörte ich sie leise sagen. Schon wesentlich versöhnlicher.
    »Aber das tu ich doch.«
    »Schwör es.«
    »Ich schwöre es bei Odin und allen Göttern. Ich schwöre bei meiner toten Mutter, bei Fressenda und beim Haupt meines Seeräubervaters. Ich schwöre, wenn du willst, sogar bei dem Gekreuzigten und …«
    »Schon gut«, lachte sie und kam in meine Arme. »Aber du musst mir etwas versprechen.«
    »Was?«
    »Keine anderen Mädchen, hörst du? Ich weiß, ihr Kerle nehmt es nicht so genau, aber ich werde rasend, wenn du eine andere anfasst. Noch einmal, und es ist aus zwischen uns.«
    »Aber da war nichts, Gerlaine.«
    »Versprich es.«
    »Versprochen.«
    Sie schmiegte sich an mich, und wir küssten uns lang und ausgiebig. Es war wie ein Heimkommen nach langer Reise.
    »Es ist schon komisch«, sagte ich auf dem Rückweg, den wir diesmal Arm in Arm nahmen. »Wie es aussieht, sind Robert und ich in der gleichen Zwickmühle.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er liebt Alberada, darf sie aber nicht heiraten, weil er nur ein mittelloser Edelmann ist.«
    »Und du bist nur ein mittelloser Reitknecht.«
    »Knappe! Ich bitte dich.«
    »Komm her, du edler Knappe«, flüsterte sie und zog mich zu sich, um mich noch einmal so heftig zu küssen, dass mir die Luft wegblieb. »Vielleicht werden wir ja reich zusammen auf diesem Beutezug«, flüsterte sie. »Ich will euch jedenfalls helfen.«
    Doch was wussten wir schon, was es hieß, auf Beutezug zu gehen. Ein lustiges Abenteuer sollte es werden, die Reichen im Land der Byzantiner um ihr überflüssiges Gold zu erleichtern. Sicher würde es auch ein paar Kämpfe geben, aber gewiss nichts Ernsthaftes. Und dann würden wir uns vielleicht in Melfi ein Häuschen bauen. So stellten wir uns das vor.
    Jedenfalls war es von diesem Tag an wieder gut zwischen uns beiden. Und Gerlaine war es ernst damit, ein vollwertiges Mitglied unserer Truppe zu sein und nicht nur Feldkoch oder Anhängsel. Unter Onfrois Waffensammlung fand sich ein kleiner, besser für sie geeigneter Dolch als

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