Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
Vom Netzwerk:
Zeichen, flogen die ersten Pfeile. Zwei von den vorderen Reitern stürzten getroffen zu Boden, ein dritter wankte und hielt sich die Schulter. Und bevor die Übrigen überhaupt zu den Waffen greifen konnten, wurden noch zwei von ihnen getroffen. Der Letzte riss den Gaul herum, um sein Heil bei der Nachhut zu suchen, als Ivains Wurfaxt ihn mit voller Wucht im Nacken traf. Mit einem gellenden Schrei stürzte der Mann in den Bach.
    Inzwischen hatte die Nachhut ihren Reittieren die Sporen gegeben, um den Kameraden zu Hilfe zu eilen. Aber sie kamen nicht weit, denn wir brachen mit Geheul von beiden Seiten aus dem Wald hervor und stellten uns ihnen mit Speer und Schild entgegen. Zwei von ihnen wurden gleich von den Gäulen gerissen und auf der Stelle erledigt. Ein Pferd stürzte, von Rollos Hammer getroffen, zu Boden und begrub seinen Mann unter sich, ein anderes stieg in Panik hoch und warf den Reiter direkt vor Roberts Füße, der ihn mit einem Streich enthauptete. Nur den beiden letzten Söldnern gelang die Flucht.
    Den Verwundeten nahmen wir die Waffen ab und banden sie. Gerlaine stand dabei und starrte wie gebannt auf die Toten und das viele Blut. Mir ging es nicht anders, denn es war das erste Mal, dass ich an einem solchen Kampf teilgenommen hatte. Wild entschlossen war ich mit den anderen vorgeprescht, aber bevor ich hatte zum Zuge kommen können, war alles schon vorüber gewesen. Und doch, die plötzliche Wucht des Erlebten konnte einem schon die Knie weich werden lassen.
    Auch die Fuhrleute und Mönche wagten kaum, sich zu bewegen. Das Entsetzen stand ihnen in den Augen. Nur ein alter Mönch mit hochrotem Kopf stieg furchtlos vom Bock und verlangte zu wissen, wer unser Anführer sei. Wütend funkelte er Robert an, auf den Arichis gewiesen hatte. Er sei Bruder Anselmus, ließ er ihn wissen, und wie wir es wagen könnten, uns am Eigentum des heiligen Klosters von Monte Cassino zu vergreifen. Es sei ein Frevel an Gott selbst, und wir alle würden bis in alle Ewigkeit in den Flammen der Hölle schmoren.
    Robert schenkte ihm keine Beachtung, bis er sein Schwert an einem Grasbüschel vom Blut gereinigt hatte. Dann drehte er sich um und lächelte freundlich auf ihn herab.
    »Sag ihm, Arichis, es ist doch eher ein Frevel, wenn ausgerechnet Männer Gottes so viel Reichtum an sich raffen, derweil die Armen darben müssen. Wir befreien sie nur ein wenig von dieser sündhaften Last. Zu Ehren Christi, der die Armen liebte.«
    Bei diesen Worten musste selbst der sonst so verschlossene Arichis grinsen. Und Bruder Anselmus blieb nichts anderes übrig, als zähneknirschend zuzusehen, wie wir die Ladung von den Karren zerrten, Ballen aufschnitten und überall nach Wertvollem suchten.
    Diesmal hatten wir es gut getroffen, denn unter viel nutzlosem Zeug fanden wir Beutel voll klingender Münze, goldene Kelche, feinste Seide, sündhaft teuren Purpur, Gewürze aus dem fernen Osten, Kreuze aus Gold und Silber von den Goldschmieden in Bari und elfenbeinerne Kästchen voller Edelsteine zur Verzierung geistlicher Ornate. Beim Anblick dieser Herrlichkeiten war Robert viel zu gierig, um nur einen Wegzoll zu verlangen. Alles, was sich einschmelzen oder zu Geld machen ließ, nahmen wir an uns, ebenso wie die Pferde, Waffen und Rüstungen der Söldner.
    »Wer bist du?«, wollte Anselmus grollend wissen.
    »Roberto d’Altavilla, il Guiscardo genannt«, antwortete er. »Sag das deinem Abt und merkt euch den Namen, denn bald werdet ihr mehr von mir zu hören bekommen.«
    Es war das erste Mal, dass Robert etwas auf Lombardisch sagte. Er hatte natürlich recht. Es wurde Zeit, dass wir die Landessprache lernten.
    »Il Guiscardo«, wiederholte der Mönch mit Hass in der Stimme. »Soll dich doch gleich der Satan holen.«
    Die Christen unter uns bekreuzigten sich bei diesen Worten, aber Robert lachte nur. Wir überließen es den Mönchen, sich um Tote und Verwundete zu kümmern, und machten uns aus dem Staub.
    Abends, am Lagerfeuer, erhielt Arichis gemäß der Abmachung seinen Anteil an der Beute. Vom Rest versprach Robert die Hälfte unter den Männern aufzuteilen, aber erst wenn wir wieder in Melfi waren. Trotzdem gab er jedem schon ein paar Goldmünzen, um uns bei Laune zu halten. Den Rest luden wir auf ein Maultier, das vier Mann Tag und Nacht zu bewachen hatten, als traute er Arichis nicht so ganz.
    *
    Wir zogen weiter Richtung Nordosten und kamen bald in die Nähe eines Dorfes, das um ein Kloster entstanden und einem dieser christlichen Heiligen

Weitere Kostenlose Bücher