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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Hinterhalt«, murmelte Reynard, dem es wohl ähnlich ging.
    Trotz unserer Vorbehalte sollte er sich als hilfreicher Führer erweisen. Arichis war einer von Pandulfs Spionen, wie er selbst zugab. Gelegentlich verließ er uns und kehrte erst nach Tagen zurück, meistens mit der Kunde, wo sich feindliche Truppen befanden, wo es dagegen sicher war oder wo man einem Kaufmannszug auflauern konnte. Überall schien er Spitzel oder Zuträger zu haben, die ihn auf dem Laufenden hielten. Ich fragte mich, wie viele solcher Männer Pandulf auch in Salerno und Melfi hatte.
    Wir drangen in bergiges Land vor, nordöstlich von Capua, das zum Fürstentum Benevento gehörte. Hier hofften wir auf gute Beute, denn die Gegend lag fernab von byzantinischer Herrschaft, während die einheimische Prinzenfamilie so sehr vom eigenen Volk gehasst wurde, dass sie sich mit dem Hauptteil ihrer Truppen in der Stadt verschanzt hielt. Kaum jemand kümmerte sich um den Schutz des Umlandes mit seinen vielen Höhenzügen und Tälern, versteckten Örtchen und verschlafenen Klöstern.
    Das Landvolk erschrak, wo immer wir auftauchten, und versteckte sich und sein Vieh, denn eine Bande normannischer Krieger, das konnte nur eines bedeuten. Wir nahmen uns bei den Bauern, was wir an Nahrung brauchten, ließen sie aber ansonsten in Ruhe. Und um unsere Anwesenheit geheim zu halten, ritten wir oft nachts und ließen uns von Mond und Sternenhimmel leiten, vor allem aber von Arichis’ guten Ortskenntnissen. Dafür blieben wir tagsüber irgendwo in den dichten Wäldern der Hügel und Berge versteckt, wo wir warteten, während er oder einer seiner Männer auf Kundschaft unterwegs waren.
    Gleich in den ersten Tagen stießen wir auf ein paar kleinere Kaufmannszüge von wenigen Ochsenkarren. Sie reisten von Söldnern bewacht, doch wir waren zu viele, als dass sie Widerstand gewagt hätten. Die Ausbeute war gering, denn Weizen, Olivenöl oder gesalzener Fisch war nicht, was wir suchten, und von Wertvollerem hatten diese kleinen Händler nur wenig bei sich. Dabei bestahlen wir sie nicht, sondern nahmen uns einen Wegzoll, wie Robert es zu nennen pflegte, dessen Höhe er und Arichis nach dem Wert der Ladung schätzten. Da die Fuhrleute eine solche Summe oft nicht dabeihatten, nahmen wir von ihrer Ladung oder persönlichem Besitz, was uns gefiel.
    »Möchte wissen, warum er es Wegzoll nennt«, sagte Gerlaine. »Im Grunde bestehlen wir sie doch.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Mir ist es gleich, wie er es nennen will. Glaubst du, die Sache lohnt sich? Bis jetzt bestimmt nicht.«
    »Bald wird eine bessere Gelegenheit kommen. Ich spüre es.«
    »Wenn uns dieser Arichis nur nicht an der Nase herumführt«, erwiderte ich, obwohl ich gelernt hatte, ihren Eingebungen zu vertrauen.
    »Ich fürchte mich mehr vor Drogo. Er wird nicht gutheißen, was wir tun.«
    »Drogo ist es gleich, was aus uns wird. Er ist jetzt der große Herr und wir sind nicht mehr als die armen Verwandten, die einem lästig sind.«
    »Er wird sich noch wundern«, lachte sie. »Und andere auch.«
    Ihre Zuversicht machte mir Mut. Und tatsächlich, nach einigen Tagen berichtete Arichis von einem besonders gesicherten Warentransport. Angeblich von Bari unterwegs nach Westen, womöglich für Monte Cassino bestimmt, denn er sei von Mönchen begleitet. Auf meine Frage, was es denn mit diesem Monte Cassino auf sich habe, erfuhr ich, dass es das größte und mächtigste Kloster des Südens ist, dass es gewaltige Ländereien besitzt und sogar ein eigenes Söldnerheer, um sich zu schützen.
    Robert bekam leuchtende Augen, als er Arichis berichten hörte. Es gab nur eine Straße, auf der sie kommen konnten. Dort legten wir an einsamer Stelle einen Hinterhalt. Der Weg führte an einem Bächlein entlang, rechts und links stieg das dichtbewaldete Gelände an. Wir versteckten die Gäule und legten uns auf die Lauer. Doch wir waren zu früh an Ort und Stelle und mussten die ganze Nacht im Wald ausharren, bis unsere Späher endlich am nächsten Vormittag den Kaufmannszug ankündigten. Wir machten uns bereit.
    Ein halbes Dutzend Söldner ritt dem Zug voran. Gleich darauf rumpelte der erste voll beladene Ochsenkarren um die Wegbiegung, gefolgt von drei weiteren. Die Fuhrleute marschierten neben ihren Tieren, vorn auf den Wagen saßen die Mönche. Den Abschluss bildete eine weitere Handvoll bewaffneter Reiter.
    Thore und noch zwei, die sich aufs Bogenschießen verstanden, legten auf. Wir hielten den Atem an. Und dann, auf Roberts

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