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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Anführer der beiden entrüstet und stieß einen wütenden Schwall griechischer Laute aus. Nichts davon schmeichelhaft, so schätzte ich.
    »Er sagt, der Statthalter habe keine Zeit für normannische Dreckskerle und Wegelagerer. Wir sollen lieber auf unsere lächerliche Burg in den Sümpfen zurückkriechen.«
    Robert ließ sich nichts anmerken. Doch ich kannte ihn besser. Die Bemerkung hatte ihn geärgert. Dennoch verbeugte er sich höflich und lächelte.
    »Ich bin kein Wegelagerer, sondern heiße Robert Guiscard und bin ein normannischer Edelmann, wenn’s recht ist. Aus dem Geschlecht der Hautevilles. Wir befinden uns im Krieg mit Byzanz, wie allgemein bekannt ist. Deshalb sag deinem Statthalter, wir werden die ganze Ernte abbrennen, ohne dass ihr es verhindern könnt.« Er ließ Lando übersetzen, bevor er mit fester Stimme hinzufügte: »Und ihr könnt ruhig eure Truppen schicken, denn vor griechischen Arschfickern ist uns nicht bange.«
    Kaum hatte er das ausgesprochen, wurde einer der beiden Griechen dunkelrot vor Zorn und konnte sich nur mit Mühe beherrschen, nicht auf der Stelle zur Waffe zu greifen.
    »Ich sehe, mein Guter, du verstehst unsere Sprache.« Robert lachte gehässig. »Dann hör gut zu. Wir ziehen uns jetzt zurück. Aber am Morgen stehen meine Männer mit brennenden Fackeln bereit, um in der ganzen Gegend hier die Felder anzuzünden. Dann werdet ihr bald hungern müssen. Nur einer kann das verhindern … euer Statthalter. Ich erwarte ihn also morgen früh genau an dieser Stelle, und zwar so, wie ich selbst auch erscheinen werde, allein und unbewaffnet. Jegliches Gefolge, außer einem Übersetzer, bleibt auf hundert Schritt zurück, denn wir wollen ja keinen Streit. Es geht nur um einen Vorschlag, der ihm hoffentlich willkommen sein wird.«
    Mehr war nicht zu sagen. Die Offiziere machten wütende Gesichter, aber sie wendeten ihre Pferde, und kurz darauf waren wir inmitten der Felder wieder allein. Die Feuer hatten irgendwo in Waldrichtung einen Bach erreicht und verbreiteten sich nicht weiter. Schwarze, verkohlte Erde, wo kurz zuvor der Weizen hoch gestanden hatte. Ein durchdringender Brandgeruch und eine schwere, bläuliche Rauchwolke hingen noch lange über der Gegend, bis der Wind sie endlich zerstreute.
    Die Nacht verbrachten wir zwischen dichten Weidensträuchern an einer einsamen Stelle am Fluss. Ein Nachtangriff der Byzantiner schien unwahrscheinlich, aber in Feindesland war es immer besser, vorsichtig zu sein, deshalb hatten wir Wachen postiert und verzichteten auf ein Lagerfeuer. Mit der untergehenden Sonne hatte es sich etwas abgekühlt. Frösche quakten im Schilf, und der Strom floss träge dahin. In unseren Herzen sah es nicht ganz so ruhig aus.
    »Bin gespannt, was die bereit sind, für ihren Weizen zu zahlen«, feixte Reynard.
    Herman nickte aufgeregt. »Endlich sehen wir mal gutes Silber für unsere Mühen.«
    »Vielleicht bezahlen sie dich lieber mit Stahl und greifen an«, brummte Ragnar.
    »Mir auch gleich«, grinste Herman. »Ich halte mich an Gilbert hier mit seinem Runenschwert. Da kann einem nichts geschehen.«
    »Genau. Wir schicken nur Gilbert vor«, krähte Hamo und schlug mir auf die Schulter. »Die Kerle auf ihren gepanzerten Gäulen sahen gar nicht freundlich aus.«
    »Scheiß dir nicht in die Hosen, Hamo«, knurrte Rainulf.
    »War nur ’n Scherz, Mann.«
    Trotz der Albereien war uns durchaus mulmig zumute. Runenschwert oder nicht, morgen würden wir vielleicht unseren Mann in der Schlacht stehen müssen. Und der eine oder andere könnte dabei sein Leben lassen. Kein Gedanke, der mich ruhig schlafen ließ. Außerdem vermisste ich Gerlaine an diesem Abend mehr denn je. Was hätte ich nicht dafür gegeben, zu ihr unter die Decke zu kriechen und meine Arme um sie zu legen. Und sie? Dachte sie überhaupt noch an mich?
    Noch vor Morgengrauen waren wir auf den Beinen. Eine kurze Katzenwäsche am Fluss, dann saßen wir wieder im Sattel. Kaum zeigte sich die Sonne über den Gipfeln der Berge, standen wir am verabredeten Ort. Mehr als die Hälfte der Männer waren in Sichtweite voneinander über ein großes Gebiet verteilt, wo sie an vielen Stellen gleichzeitig Feuer legen konnten. Das verabredete Zeichen dafür war dicker Qualm aus grünen Blättern von einer Feuerstelle, die wir einige hundert Schritt hinter dem Treffpunkt zwischen Sträuchern versteckt angelegt hatten. Der Wind blies sogar noch kräftiger als am Vortag und würde die Flammen im Nu verbreiten. Vorsicht war

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