Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
keine Angst machen.«
Robert lächelte zuvorkommend. »Nun, Eccellenza, wir wollen niemanden erschrecken, auch eure Kinder nicht. Ich muss sagen, ihr seid wahrlich von Gott gesegnet, ihr Leute von Bisignano. Seht nur, wie prachtvoll euer Korn steht.« Er machte eine weite, umfassende Geste mit den Armen. »Bald kommen die Bauern zum Mähen, dann könnt ihr fuhrenweise den Weizen in die Scheunen fahren, das Korn dreschen und den glücklichen Abschluss eines ganzen Arbeitsjahres feiern.«
»Was soll das Gerede?«
»Ich dachte nur, es wäre doch schade, wenn dem Weizen so kurz vor der Ernte noch etwas zustoßen würde. Ein plötzliches Unwetter zum Beispiel. Oder gar eine Feuersbrunst. Der Sommer ist bisher sehr trocken gewesen. Da kann man nie wissen, was geschehen könnte. Und so ein Feuer kann alles vernichten.«
»Ich hab schon verstanden, Normanne. Es ist uns nicht entgangen, wo deine Halunken sich gegenwärtig herumtreiben, um Brände zu legen.« Er machte eine wütende Handbewegung. »Nun sag schon, wie viel willst du?«
Er kam schnell zur Sache, dieser Panagiotis. Bestechungen und krumme Absprachen schienen ihm vertrauter zu sein als das Kriegerische.
»Zweihundert Pfund in Gold«, sagte Robert so ungerührt, als würde er um Äpfel feilschen. »Weniger, als du wahrscheinlich wiegst.«
Panagiotis traten vor Überraschung die Augen aus dem Kopf. Er verschluckte sich fast und musste husten. Dann lachte er höhnisch. »Ich sehe, du bist ein elender Träumer, Normanne. Ich gebe dir zehn Pfund in Silber. Und das ist äußerst großzügig.«
»Zweihundert Pfund in Gold«, wiederholte Robert.
Panagiotis lachte so ausgiebig, dass ihm die Tränen kamen. »Das ist der Weizen von ganz Kalabrien nicht wert. Nur zu, du Bastard. Brenn ihn ruhig ab. Ich persönlich brauche keinen Weizen. Ich besitze Schiffe in Rossano. Damit lasse ich mir holen, was ich brauche. Was juckt es mich, wenn die Bauern verhungern. Von denen gibt’s genug.«
»Du nimmst meine Worte also nicht ernst.«
»Ernst genug, dass ich jetzt gleich meine Reiter auf euch hetze. Ich werde mich beim Zuschauen totlachen, wenn sie dich in Stücke hauen.«
Er wollte schon sein Pferd wenden, als Robert zwei schnelle Schritte tat und die Hand an die Zügel seines Pferdes legte.
»Du hast mich falsch verstanden. Die zweihundert Pfund sind für dich, Fettsack, und nicht für den Weizen.«
Bevor Lando auch nur ein Wort übersetzen konnte, hatte Robert den überraschten Panagiotis am Gürtel gepackt und mit einem Ruck aus dem Sattel gerissen. Blitzschnell, bevor der Mann wusste, wie ihm geschah, schlang er ihm von hinten beide Arme um den Bauch, hob ihn hoch und hielt den strampelnden Kerl als lebenden Schutzschild vor sich, falls es den Bogenschützen einfallen sollte, zu schießen.
»Schnell. Verschwinde, Lando!«
Der ließ es sich nicht zweimal sagen und rannte zu den anderen zurück, während Robert wankend rückwärtslief, den schreienden und mit den Armen rudernden Statthalter vor der Brust. Ein Wunder, dass er nicht strauchelte, und bei dem Gewicht des Mannes ein außergewöhnlicher Beweis von Roberts Körperkräften.
Wir waren fast noch mehr überrascht als die völlig überrumpelten Byzantiner. Zwei von ihnen rissen schließlich die Bogensehne an die Wange. Aber der Dritte herrschte sie an, und auch Panagiotis schrie auf, sie sollten doch um Himmels willen nicht schießen. Ratlos ließen sie die Bogen wieder sinken. Doch der Rest der byzantinischen Reiterei war nicht so vorsichtig. Sie gaben ihren Gäulen die Sporen und begannen, uns zu umzingeln.
Auch wir hatten endlich verstanden und preschten vor, um Robert zu schützen. Rot vor Anstrengung hatte er es über fünfzig Schritt geschafft, den Fettwanst zu tragen. Nun ließ er ihn auf die Erde fallen. Rainulf und Herman waren schon aus dem Sattel, um den Gefangenen zu binden, während ich ihm mein Schwert an die Kehle hielt. Die anderen bildeten einen waffenstarrenden Kreis um uns herum. In diesem Augenblick waren alle fest entschlossen, für unseren Teufelskerl von Anführer zu sterben, wenn es sein musste. Denn dieser Streich war so verrückt, dass er einfach gelingen musste.
Doch so weit war es noch nicht.
Ich zwang Panagiotis, der sich erheben wollte, zurück auf die Knie und hob mein Schwert über sein Haupt, jederzeit bereit, ihm den Kopf abzuschlagen. Er schrie wie am Spieß, Tränen liefen ihm die Wangen herunter, und es roch, als hätte sich sein Darm unerwartet entleert. Mich beschwor
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