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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Männer so beschäftigt, dass keine Langeweile aufkam. Leider starben auch zwei Kameraden an diesem verfluchten Sumpffieber. Kein Wunder, dass wir das verseuchte Scribla gern hinter uns gelassen hätten. San Marco wurde in unserer Vorstellung allmählich so etwas wie das gelobte Land der Christen, wenn wir es denn nur einnehmen könnten.
    Die Nachbarschaft mit Cassano hatte aber auch ihr Gutes. Es gab dort zwar wenig Zerstreuung und noch weniger zu kaufen, aber wir freundeten uns langsam mit den Leuten an. Sogar ein paar Brocken Griechisch lernten wir. Und wo Krieger sind, da sind auch Mädchen. Irgendwie wurden sie von unserem neuen Reichtum angezogen wie Motten vom Licht.
    Einigen von uns, dazu gehörten auch Herman und Herve, genügte es nicht, gelegentlich zu vögeln. Nein, sie wollten gleich etwas Dauerhaftes und richteten sich mit ihren schwarzgelockten Liebchen ein, als wären sie verheiratet. Besonders Herman war seiner kurvenreichen Schönheit so zugetan, dass er sie kaum noch aus den Augen ließ.
    Aber war meine Leidenschaft für Gerlaine denn so viel anders? Auch wir hatten über einen Hausstand gefaselt. Und statt mich mit den Bauernmädchen im Dorf zu vergnügen, fand ich die dunklen Kuhaugen, mit denen sie uns verfolgten, das einfältige Gekicher und die plumpen Annäherungsversuche eher abstoßend. Keine konnte meiner Gerlaine auch nur im Entferntesten das Wasser reichen.
    Ausgerechnet Rollo, der sonst wenig zu sagen hatte, bemerkte meine Trostlosigkeit und deutete sie richtig.
    »Eh, Mann. Trink mal ’nen Schluck.« Er reichte mir seinen Weinschlauch. »Ich weiß, sie fehlt dir. Aber das ist das Los des Kriegers.« Er tippte sich an die Stirn. »Herman spinnt, wenn er denkt, er kann jetzt auf Familie machen. Du weißt, wie das bei uns ist. Heute hier, morgen da, übermorgen tot. Das passt einfach nicht.«
    So tiefe Gedanken hatte ich dem guten Rollo gar nicht zugetraut. »Da hast du recht«, erwiderte ich niedergeschlagen. »Man sollte es sich aus dem Kopf schlagen.« Wenigstens war der Wein aus dem Dorf nicht schlecht, und so nahm ich einen tiefen Schluck. »Spielen wir ’ne Runde?«
    »Ist schon alles wieder weg. Das Silber, mein ich. Kann mir nicht mal mehr ’ne Hure leisten.« Er grinste verlegen. »Hat aber auch sein Gutes. Macht das Leben einfacher.«
    Irgendwie fand ich das komisch und fing an zu lachen. Konnte mich kaum beruhigen. Hier hatten wir die wildesten Dinge getrieben, um an Gold zu kommen, und unserem Rollo rann alles gleich wieder durch die Finger. Macht das Leben einfacher. So konnte man es natürlich auch sehen.
    »Was ist los?«, fragte Hamo, der dazugekommen war.
    »Spendier deinem Kumpel mal ein Mädchen. Ich glaub, der hat’s nötig.«
    »Nix da«, knurrte Rollo. »Mein Mädchen ist hier.« Damit nahm er mir den Weinschlauch weg und trank in langen Zügen. Dann rülpste er und grinste zufrieden. »Die beklagt sich wenigstens nicht. Und treu ist sie auch.«
    Jetzt lachten wir alle drei, wobei Rollos Bass am lautesten dröhnte.
    Einige Wochen darauf, es war bereits Spätherbst geworden und die Laubbäume hatten schon fast ihre bunte Pracht verloren, da rief Robert mich zu sich.
    »Du sollst mein Bote sein«, sagte er und nahm aus einer Schatulle ein wundervolles Diadem. Einen schlanken Goldreif mit Perlen verziert und auch mit Edelsteinen in den zartesten Farben. Ich sah ihn erstaunt an.
    »Für Alberada«, erklärte er, und seine Augen leuchteten. »Ich glaube, das würde ihr stehen, was meinst du?«
    Wie um von seinem Gefühlssturm abzulenken, fügte er hinzu: »Bei dir weiß ich wenigstens, dass du unterwegs das Ding nicht verscherbelst, um dich zu besaufen.« Er lachte verlegen.
    »Bin ich jetzt vom Schildträger zum Liebesboten geworden?«, fragte ich frech.
    »Und deine Gerlaine? Bist du nicht begierig, sie zu sehen?«
    »Und ob!«, rief ich.
    »Hör zu. Rede mit meinem Vetter Girard. Erzähl ihm, was uns widerfahren ist. Wir sind auf dem richtigen Weg hier. Aber ich brauche seine Unterstützung und so viele Männer, wie er entbehren kann. Du weißt, was wir vorhaben.«
    Ich nickte. »Wen darf ich mitnehmen?«
    »Reynard wird dich begleiten. Er spricht besser Lombardisch als du. Und ich gebe euch auch Fulko mit. Du sollst ihm gehorchen, denn er ist ein erfahrener Mann und hat vielleicht mehr Gewicht bei Drogo als du.«
    »Gut.«
    Robert dachte nach. »Noch was. Horch Fulko mal ein bisschen für mich aus. Er ist mir gegenüber nicht wie früher.«
    »Stimmt. Er ist

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