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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Feindesland lag. Oder zurück nach Scribla, um Robert von der Lage zu berichten. Doch bevor ich mich entscheiden konnte, lief mir plötzlich der Spion Arichis über den Weg.
    Es war eines späten Nachmittags und dunkelte schon. Ich war gerade aus einer Schenke gekommen, wo ich einsam gebrütet hatte, was zu tun sei. Vor mir in der Gasse ging ein Mann in die gleiche Richtung. Er trug einen Umhang mit Kapuze, so dass man nicht viel von ihm sehen konnte, doch etwas an seinem Gang erinnerte mich an jemanden. Und dann kam es mir. Konnte es denn sein? Arichis?
    Kurz darauf sah der Mann sich flüchtig um und bog in eine enge Gasse ein. Neugierig näherte ich mich leise und spähte vorsichtig um die Ecke. In einem dunklen Torbogen sah ich ihn mit zwei Männern reden. Er händigte etwas aus, das der Größere seiner beiden Gesprächspartner schnell einsteckte. Auch von dem konnte ich in dem schummrigen Licht nicht viel erkennen, außer dass er eine hohe Stirn besaß und ein großes Muttermal an der Schläfe. Sein Gefährte war untersetzt, aber kräftig. Beide trugen Waffen. Das sah Arichis ähnlich, dachte ich, uns hier in Melfi auszuspionieren. Falls er es denn wirklich war. Ich war entschlossen, es herauszufinden.
    Es dauerte nicht lange, da schien ihre Unterredung beendet zu sein. Hastig zog ich mich zurück, denn der Kapuzenmann machte Anstalten, auf dem gleichen Weg zurückzukommen. Schnell überquerte ich die Straße und schlüpfte in einen Hauseingang. Er ging an mir vorbei, ohne mich zu bemerken. Aber diesmal hatte ich genug gesehen. Es war tatsächlich Arichis.
    Ich folgte ihm mit etwas Abstand, denn er sollte nicht merken, dass ich sein geheimes Treffen beobachtet hatte. In der Nähe des Marktplatzes schloss ich dann rasch auf und rempelte ihn im Vorbeigehen an, als hätte ich ihn nicht gesehen.
    »Kannst du nicht aufpassen, du Bauerntölpel«, rief ich.
    Er schaute auf und erkannte mich sofort.
    »Gilberto«, sagte er milde. »Warum hast du es so eilig?«
    »Du hier?« Ich gab vor, freudig überrascht zu sein. »Was machst du hier?«
    Er zögerte, aber nur ganz kurz. »Ich bin als Botschafter unterwegs. Im Auftrag meines Herrn.«
    »Drogo ist aber nicht in Melfi.«
    »Das habe ich gemerkt. Da bin ich wohl umsonst gekommen.«
    »Du könntest mit der Contessa sprechen. Komm, ich führe dich zu ihr.«
    »Nein, ich denke nicht.«
    Ich grinste ihn verschmitzt an. »Eigentlich glaube ich an keine Botschaft. Sei ehrlich, Arichis. Du spionierst uns doch aus, oder irre ich mich?«
    Er starrte mich einen Augenblick lang an, dann hob er ergeben die Schultern. »Hatte dich schon bemerkt in jenem Hauseingang, aber da war es zu spät. Was soll ich sagen? Du weißt, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene.«
    Seine entwaffnende Offenheit überraschte mich.
    »Verdammt, Arichis. Ich sollte dich den Männern des Grafen übergeben, das weißt du, oder nicht?«
    Er lächelte gleichmütig. »Vielleicht. Aber das wirst du nicht tun. Wir waren doch gute Gefährten, und ich habe euch monatelang geholfen. Erzähl mir lieber, wie es euch ergangen ist.«
    Der Kerl hatte mich richtig eingeschätzt. Nein, ich würde ihn nicht verraten. Das war nicht meine Art. Was sollte es schon schaden, wenn er sich ein wenig umsah? Es gab nichts zu verbergen. Und wenn er Spione bezahlte, wie die beiden Kerle vorhin, wer konnte das verhindern? Drogo oder Guaimar hatten gewiss auch ihre Kundschafter überall. Ich berichtete ihm also von der Kerkerhaft und von unseren Abenteuern in Kalabrien. Auch er musste über die Geiselnahme von Bisignano lachen.
    »Dein Roberto ist ein gewitzter Bastard«, sagte er. »Aber ich mag ihn. Und dich auch. Deshalb gebe ich dir jetzt einen guten Rat. Verschwinde aus Melfi. Geh zurück nach Kalabrien und haltet euch aus allem raus, du und Roberto, denn es wird bald hässlich für euch Normannen werden.«
    »Ich weiß. Man hört viel Gerede«, sagte ich mit einem geringschätzigen Achselzucken. »Aber das ist nur das Bellen zahnloser Hunde. Vor deinem Pandulf ängstigt sich niemand hier. Schließlich ist Streit unter Lombardenfürsten nichts Neues.«
    »Diesmal ist alles anders. Eigentlich dürfte ich dir das gar nicht sagen, aber ich tue es aus Freundschaft und weil du mich unbehelligt gehen lässt. Hör zu, der Papst ist unterwegs mit einem Heer von Alemannen. Und was es noch nie gegeben hat, ist nun eingetreten. Der Kaiser und die Kirche Roms haben sich mit Byzanz verbündet. Ich war selbst an den Verhandlungen mit Argyros

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