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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Geschäfte liefen schlecht, seit hier immer mehr Nichtstuer und ewige Studenten, die bisher Lemmys Hauptabnehmer waren, aus ihren Kleinstwohnungen vertrieben wurden. Er war also fast so weit, seinen Arsch zu bewegen, aber als er dann hin und her überlegte, ob er die spitzen oder die sehr spitzen Stiefel anziehen sollte, da fiel ihm plötzlich ein, dass er seit ein paar Tagen hinten im Anbaugebiet einen Wal liegen hatte, und er fragte: „Was ist, wenn sie aufwacht?“
    Lemmy ließ ein Glas kaltes Wasser einlaufen und sagte: „Ich übergieße sie alle paar Stunden mit Wasser, sie atmet ruhig, aber sie wacht nicht auf. Ich hab’ keine Ahnung, wie es mit uns beiden weitergehen soll.“
    Ich sagte: „Sie ist kein Wal, Lemmy! Du brauchst sie nicht mit Wasser zu übergießen!“
    „Aber was soll ich denn sonst mit ihr machen?“
    „Keine Ahnung!“
    Wenn man so will, dann lebte Lemmy seit ein paar Tagen in einer Art fixen Partnerschaft. Die Glückliche war aber nicht irgendeine heiße Kifferbraut, von der Lemmy träumte, seit er ein Kiffer war. Es handelte sich vielmehr um einen hundert Kilo schweren Wal aus türkischer Erzeugung mit überquellendem Bauchfett und reichlich Hüftgold, der vor zwei Tagen wie aus dem Nichts auf ihn draufgefallen war, gleich beim Eingang, wo er gerade einen Packen Schellacks sortierte.
    Die Fettwurst, die in zu enge Leggings und ein bauchfreies Top gezwängt war, hatte sich bei dem Sturz ihr süßes Köpfchen angeschlagen und dabei das Bewusstsein verloren. Und wenn ich nicht wie jeden Tag auf einen Guten-Morgen-Jolly zu ihm hinuntergestiegen wäre, mit dem wir immer den neuen Tag begrüßten, dann würde sie heute von Maden zerfressen und von Würmern bewohnt auf ihm draufliegen, und Lemmy würde es bei den hohen Temperaturen und der unerträglichen Luftfeuchtigkeit keinen Deut besser gehen.
    Das war natürlich keine schöne Vorstellung, auch wenn dann alles hier mir gehört hätte!
    Ich hatte den Wal von Lemmy heruntergerollt, um seine Sauerstoffzufuhr zu sichern, und ihm dann sofort einen Joint unter die Nase gehalten, damit er nicht etwa zu viel von dieser frischen Luft abkriegte. Was man halt macht, wenn man einen verunglückten alten Kiffer wieder auf die Beine stellen will. Und während sein Gesicht langsam wieder Farbe annahm, hatte ich mich natürlich gefragt, was die Lady wohl zu ihm heruntergeführt haben mochte. Wollte sie Platten kaufen? Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, denn die Platten, die ein DJ heute so braucht, die hatte Lemmy nicht im Angebot, und sie sah irgendwie auch nicht aus wie ein verdammter DJ. Also wollte sie vielleicht einen Gras-Deal mit ihm checken? Auch das glaubte ich eher nicht, denn diese jungen Dinger kauften heute kein Gras mehr, die kauften Schminkzeug und zu enge Tops. Blieb also nur noch die Möglichkeit, dass sie neu in der Gegend war und bei ihm Pizza holen wollte, aber noch nicht wusste, dass es bei ihm gar keine Pizza gab. Jedenfalls sah sie so aus, als würde ihr Pizza schmecken.
    Nachdem er aber wieder halbwegs geradeaus schauen konnte, hatte mich Lemmy auf eine ganz andere Spur geführt: „Sie hat immer ,Bitte nicht große Schwert‘ geschrien, und dann ‚Asül‘, Rock! Immer wieder ‚Asül‘!“
    „Asyl?“
    „,Asül‘, Rock! Mit ü! Und ‚Bitte nicht große Schwert!‘“
    Asül mit ü? Dann war sie also eine Türkin, die auf der Flucht vor einem großen Schwert war? Du lieber Himmel!
    Die tellergroßen Schweißflecken an den Achseln ihres Hello-Kitty-T-Shirts und der riesengroße Schweißfleck zwischen ihren mächtigen Schenkeln deuteten jedenfalls darauf hin, dass sie sich ordentlich angestrengt haben musste, nachdem sie vermutlich ganz gegen ihre Gewohnheit die Couch verlassen hatte, auf der sie sonst den ganzen Tag mit Chips und Cola vor dem Fernseher herumlag.
    Wir gingen zu ihr nach hinten, wohin wir sie geschleppt hatten, nachdem sie einfach nicht aufwachen wollte. Sie war zu schwer, als dass wir sie in der Dunkelheit auf die Straße hinauf hätten tragen und dort irgendwo ablegen können. Aber dafür war es ohnehin zu spät, denn wenn die Türken erst erfuhren, dass eine von ihnen im Plattenladen eines einheimischen Freaks herumgelegen war, dann machten die geschnittene Gurke aus ihm, die würden ihm nicht glauben, dass er sie nur mit Wasser übergossen hatte!
    Ich fragte Lemmy, ob ich nicht doch meinen Kumpel Guttmann anrufen sollte, der Bulle bei der Mord-West war und der sich mit solchen Sachen vielleicht

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