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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Finanzloch stopfen oder ihre Flucht finanzieren wollten, weil sie Spielschulden angehäuft hatten oder von Heimholkommandos gejagt wurden. Oft waren es Boxer oder Kampfsportler, die in stinkenden Keller-Klitschen der Umgebung trainierten, ein paar von denen brachten es sogar zu Amateurkämpfen unten in der Lugner City, dem örtlichen Einkaufstempel. Das brachte ihnen zwar bei ihren Schwestern und Cousinen zuhause hohes Ansehen ein, aber nur ganz selten einen Stich. Wenn du aber stundenlang auf einen Sandsack einschlägst, dann willst du am Abend vielleicht mal eine zärtliche Hand spüren.
    Die ganz Hoffnungslosen, die nicht einmal mehr im Grosny Creditsky Geld kriegten, versuchten es bei Big Bärbel und ihren Mädels. Sie zapften deren Kindergeld und die Familienbeihilfe an, und wenn sie dann am Abend allesamt besoffen genug waren, dann kriegten die Jungs von den Mädels hinter einem Baum auch mal einen geblasen oder durften sie noch weiter hinten überhaupt flachlegen. Als Alleinerzieherin aus dem Gemeindebau stand man auf solche Typen, oder man stand nicht auf sie. Wenn Ersteres der Fall war, dann konnte man hier als Frau ein durchaus erfülltes Sexualleben haben, und so war Big Bärbel zu einer ansehnlichen Sammlung Kinder gekommen, die alle einen anderen Erzeuger hatten, es war von jedem Genpool etwas dabei, ein schöner Querschnitt der Vielfalt der Welt – rot, gelb, schwarz. Die Väter selbst waren freilich längst über alle Berge oder irgendwohin abgeschoben worden.
    Der Huberpark war also einer meiner liebsten Plätze in der Stadt, ein letztes Refugium der Unterschicht. Aber selbst diese dreckige Idylle war bedroht, seit sich die Mädels um Big Bärbel hier immer öfter Schwierigkeiten mit dem Stoßtrupp „Besorgte Mütter“ einhandelten, die diesen schönen Streifen Grün im Zentrum der Bildungsferne neuerdings für sich beanspruchten und ihn lieber ohne Zigarettenrauch und Bierdosen und Einwegspritzen haben wollten, dafür aber mit Caffè Latte und Zitronengras. Wer von der Sozialhilfe lebte, der sollte das in Zukunft bitte zuhause tun, die späten Mütter wollten in Ruhe ihr gepudertes Näschen in die Sonne halten, während das moldawische Kindermädchen die Kleinen von der Schaukel zur Sandkiste trug. Angeblich würde hier sogar bald ein International Private Children House errichtet, wie das heute hieß, aber nur für solche, die es sich auch leisten konnten. Big Bärbel und ihre Mädels würden da mit Sicherheit nicht dazugehören, denn von ein paar dreckigen Ficks mit irgendwelchen Lümmeln gegen eine Dose Red Bull wurde man nicht reich, erst recht nicht, wenn man sich dabei immer wieder ein Kind anhängen ließ!
    So setzte sich die ganze verdammte Kette der Armut letztlich bis hin zu Lemmy fort, der das schwächste Glied in dieser Kette war, weil er zwar ein guter Mensch war, als Geschäftsmann aber rein gar nichts taugte. Er ließ sich von Big Bärbel oft nur mit einem süßen Lächeln bezahlen, in der Hoffnung, dass er vielleicht auch mal randürfte. Aber das würde natürlich nie passieren, denn die Frau, die Lemmy ranließ, musste erst noch gebaut werden.
    Ich parkte den Toyota direkt vor dem Parkeingang in zweiter Spur, und wir betraten den Park, wo gleich rechts vom Eingang die kombinierte Doppelbank mit Esstisch stand. Leere Bierdosen lagen auf dem Boden herum, neben Dutzenden verdreckten Ausgaben der Gratis- Gosse , die mit Statt Schandfleck – bald Kindergarten? getitelt hatte. Die Mädels hatten ihre geschwollenen Füße draufgestellt, oder sie schoben darauf ihre klapprigen Kinderwägen vor und zurück, während sie die wichtigen Dinge des Lebens besprachen: „Ich lass’ mich ja schon länger nur noch von Türken besteigen, am besten von frisch gefangenen anatolischen Ziegenhirten, die noch nicht viel gesehen haben von der Welt außer Steine und Ziegen. Und du kannst mir eines glauben: Sie haben die größeren.“
    „Ich will auch keinen Österreicher mehr, nicht in hundert Jahren! Der Österreicher ist im Durchschnitt 15 bis 20 Kilo fetter, und sein Schwanz ist um fünf bis zehn Zentimeter kürzer.“
    Ich fragte: „Gleich um so vieles fetter?“
    Wir hatten uns ungefragt dazugestellt, dabei hatte ich einen strengen Blick auf Big Bärbels eigenes Schwabbelfleisch riskiert. Manches deutete darauf hin, dass sie schon wieder schwanger war, wenn auch nicht unbedingt ihre Figur, die immer irgendwie gleich war, seit sich ihr Gewicht bei geschätzten 120 Kilo plus/minus eingependelt

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