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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Boden durchgetreten. Aufheulend verschwand der Wagen in der Nacht.

40
Weihnachten
    Sie eilten zurück in die Kirche. Das Gotteshaus war ein Ort des Todes geworden. Kaum aus der Ohnmacht erwacht, hatte Schadia erleben müssen, wie auch ihre älteste Tochter ermordet wurde. Vater Joseph versuchte, ungeachtet seiner eigenen großen Schmerzen, sie zu beruhigen, doch ohne Erfolg. Sie schrie und raufte sich die Haare. Samiha bemühte sich nach Kräften, die beiden überlebenden Schwestern zu trösten, Irene und Maria, aber nichts konnte ihren Kummer lindern, und sie konnte sich nicht vorstellen, wie diese Kinder jemals ihren Seelenfrieden wiederfinden sollten. Die beiden Jungen saßen nebeneinander in einer Bank und hielten sich in den Armen. Der jüngere, John, weinte bitterlich, Pierre war blass und still.
    Dschamila, die die Jakubs als ihre zweite Familie betrachtete, war fassungslos. Sie fühlte sich elend, betäubt, erschüttert bis auf den Grund ihrer Seele. Auch wenn sie sich sagte, dass sie und Jack ein noch größeres Massaker verhindert hatten, empfand sie beim Blick auf die Leichen von Hannah und Marie keine Erleichterung, sondern eine dumpfe Niedergeschlagenheit.
    Erst als Jack wieder im Kirchenschiff stand, wurde ihm bewusst, dass die Gefahr nicht gebannt war. Naomi lag noch im Krankenhaus, und Raschid wusste wahrscheinlich, in welchem.
    Er ging zu Samiha, die bei den Mädchen saß.
    »Samiha, ich brauche deine Hilfe. Wir müssen zum Krankenhaus fahren, sofort. Damit Raschid nicht vor uns bei Naomi ist.«
    Sie stand auf und sagte Irene und Marina, sie käme bald wieder.
    Derweil unterrichtete Jack Dschamila von seinem Vorhaben und sagte ihr, sie solle die Familie nach Hause begleiten und die Diakone wecken.
    »Keine Polizei«, mahnte er. »Möglicherweise haben sie dort Spitzel eingeschleust. Falls mir oder Samiha etwas zustößt, bist du die einzige Person, die weiß, was sie für Freitag planen. Du musst am Leben bleiben und in Freiheit. Sieh zu, dass du eine Möglichkeit findest, jemanden ins Bild zu setzen, der etwas zu sagen hat. Vielleicht jemanden in der amerikanischen Botschaft. Sorg zumindest dafür, dass die Konferenz abgeblasen wird.«
    Immer noch aufgewühlt und kaum eines klaren Gedankens fähig, nickte sie nur wortlos. Eine innere Stimme raunte ihr zu, reiß dich zusammen, die Katastrophe zu verhindern ist wichtiger als alles andere. Eine zweite Stimme drängte sie, in Tränen auszubrechen.
    Jack und Samiha hasteten nach draußen. Der gemietete Peugeot stand noch dort, wo sie ihn verlassen hatten, und der Ersatzschlüssel befand sich in seiner Tasche.
    Sie rasten auf der Abu’l-Faraj nach Südwesten, weckten schlafende Kinder aus ihren Träumen vom Weihnachtsmann, rissen ihre stille Nacht in tausend Stücke. Im Süden der Sinan-Pascha-Moschee fuhren sie auf die Corniche und mit Vollgas weiter nach Süden in Richtung der Brücke über den Nil.
    Während der gesamten Fahrt betete Jack zu dem, was er von Gott noch in einem Winkel seiner Seele bewahrt hatte, sah er Raschids Hand mit dem Messer über Naomis Finger schweben, sah dieselbe Hand Maries Köpfchen abschneiden, sah dieselbe blutige Hand einen langen, klaffenden Schnitt über Hannahs unschuldige Kehle ziehen.
    Auf dem letzten Wegstück hielt er angestrengt Ausschaunach Hinweisen dafür, dass Raschid ihnen zuvorgekommen war, doch als er vor dem Gebäude anhielt, stand dort kein weiteres Auto.
    Sie hämmerten gegen die Eingangstür, bis der bauab , der Pförtner, herbeigeeilt kam und öffnete.
    Jack drängte sich an dem verdutzten Mann vorbei und marschierte ins Foyer. Eine Krankenschwester erschien auf der Treppe. Sie erschrak. Beruhigte sich aber, als sie Samiha entdeckte, die hinter Jack hereinkam.
    Jack fing sie ab, bevor sie den Fuß der Treppe erreicht hatte.
    »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte er. »Das englische Mädchen, das mit der verletzten Hand. Bringen Sie mich zu ihr.«
    Die Krankenschwester, eine Frau um die vierzig, schüttelte steif den Kopf.
    »Sie können uns nicht in aller Herrgottsfrühe überfallen und Forderungen stellen. Wer sind Sie überhaupt? Was wollen Sie von der Kleinen?«
    »Ich bin ihr Vater. Jemand ist auf dem Weg hierher, um sie zu töten. Ich muss meine Tochter von hier wegbringen.«
    »Bitte beruhigen Sie sich. Sie reden dummes Zeug. Die Kleine ist längst nicht wiederhergestellt. Wenn Sie sie mitnehmen, wird sie einen Rückfall erleiden. Möglicherweise stirbt sie.«
    »Darum kümmere ich mich, sobald sie

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