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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Tasche und schaltete ein Lämpchen am Armaturenbrett an. Sie hatte ihm erzählt, dass sie in Aguza wohnte, in einer preisgünstigen Wohnung des British Council ein paar Straßen weiter. Es gab sonst niemanden, an den er sich wenden konnte, und sowohl Naomi als auch Samiha brauchten dringend medizinische Hilfe.
    Er fuhr in zügigem Tempo nach Norden zur 6. Oktober-Brücke, hinüber ans Westufer und dort auf die Nile Street. Er kannte den Weg zum British Council, aber es dauerte eine Weile, die Straße zu finden, in der Georgina wohnte.
    Naomi schwieg die ganze Zeit, und er fürchtete, sie könnte die Besinnung verloren haben. Als sie endlich anhielten,sprang Samiha sofort aus dem Auto und stieg hinten bei Naomi ein.
    »Es ist nicht schlimm«, sagte sie. »Aber wir brauchen bald einen Arzt.«
    Nach einem halben Dutzend Mal Klingeln öffnete Georgina die Tür, merkbar schlechter Laune. Ihr Gesicht war dick mit Creme eingeschmiert, ihr Haar verstrubbelt.
    »Falls du das bist, Jamie, hau ab. Wie spät, zum Teufel, ist es überhaupt?«
    »Nach sechs«, antwortete Jack. »In einer halben Stunde wird es hell. Und ich bin nicht Jamie, sondern Jack, Jack Goodrich. Ich muss Sie um Hilfe bitten. Ich kenne sonst niemanden, an den ich mich wenden könnte.«
    Sie rieb sich gähnend die Augen.
    »Jack? Was ist denn los?«
    Er schilderte ihr die Situation in so wenigen Worten wie möglich. Sie starrte ihn ungläubig an.
    »Naomi sitzt draußen im Wagen«, sagte er. »Samiha ist von einer Kugel in den Arm getroffen worden. Ich musste Naomi die Infusion abnehmen. Beide gehören so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung. Unterwegs erzähle ich Ihnen, was ich von Samiha über Mohammed al-Masri und seine Organisation erfahren habe.«
    Georgina verschwand, um sich anzuziehen.
    Jack wartete und beobachtete, wie ein lichtes Grau sich in den Himmel stahl und die bleiche Sichel des zunehmenden Mondes umspülte.
    Hier, abseits der unaufhörlichen Betriebsamkeit des Stadtzentrums, war Kairo friedvoll. Eine andere Welt als die, aus der er eben gekommen war. Unwillkürlich drängte sich ihm der Gedanke auf, wie schnell das alles ausgelöscht sein könnte, wenn am Freitag, zu einer nicht näher bezeichneten Stunde, der Himmel über Kairo sich grellweiß färbte. Er konnte in fünfzehn Minuten bei den Pyramidensein. Schneller, wenn er den Fuß auf dem Gaspedal ließ und auf verkehrsarme Seitenstraßen auswich.
    Die Haustür ging auf, und Georgina trat auf die Straße, angetan mit Jeans, einem schlabberigen Pullover, und mit einer Haarbürste bewaffnet.
    Jack fuhr zur Nile Street zurück und darauf nach Norden, bis zu dem Punkt, wo sie zur Sudan Street wurde. Von dort ging es über die alte Eisenbahnstrecke hinweg nach Imbaba, dem Elendsviertel, das al-Masris Hauptquartier beherbergt hatte, bevor er es nach Schubra verlegte.
    Während der Fahrt berichtete er Georgina, was Samiha ihm erzählt hatte.
    »Klingt weit hergeholt«, meinte sie. »Wie das Drehbuch zu einem Thriller. Tom Cruise oder Pierce Brosnan. James Bond. So was.«
    Samiha, auf dem Rücksitz, mischte sich ein.
    »Nicht James Bond hat Naomi den Finger abgeschnitten. Nicht James Bond ist heute Nacht in die Kirche eingedrungen und hat zwei unschuldige Kinder ermordet. Er hat eine Bombe, und er wird sie benutzen. Sie können entscheiden, ob Sie uns helfen wollen oder nicht. Wenn nicht, und er zündet die Bombe, kann niemand sagen, wie viele Menschen den Tod finden werden.«
    Georgina schwieg.
    Sie passierten den Kamelmarkt, erreichten die Betonwüste des Kit-Kat-Einkaufszentrums.
    »Ich bin schon ein paarmal hier gewesen«, bemerkte Georgina und dirigierte Jack zu einem Parkplatz in der Nähe des Supermarkts. »Dr. O’Malley hat da drüben seine Klinik.«
    Jack trug Naomi; Samiha, nun doch vom Blutverlust geschwächt, ging langsam hinterher und wurde von Georgina gestützt. Der Himmel war immer noch voller Sterne, der Mond wanderte zwischen ihnen hinauf, schmal und silbern,aber der östliche Horizont war nicht länger schwarz. Hinter den Muqattam-Bergen flackerte die Morgendämmerung wie eine ruhelose Flamme. Jack schaute in das sanfte Zwielicht, doch seine Gedanken waren nicht bei diesem Morgen, sondern bei dem des Strafgerichts von al-Masris Gnaden.
    Die Klinik befand sich im Erdgeschoss eines Hochhauses, das von Landflüchtigen bewohnt wurde, Menschen noch unterhalb der untersten Sprosse von Kairos steiler gesellschaftlichen Leiter. Ursprünglich von Ärzten ohne Grenzen

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