Das Schwert - Thriller
überfüllt sein. Ein koptischer Priester wird nicht weiter auffallen. Ich deponiere das Schwert dort, wo sie es wollen, und nehme den Umschlag an mich. Bis dahin werde ich für die Rettung Ihrer Tochter beten. Ihr seid von Herzen eingeladen, mit uns den Gottesdienst zu feiern.«
Abends rief Jack seine Schwester Sandra an. Er wollte nachfragen, ob sie versucht hatte, die Gilfillans zu erreichen, und er war in Sorge um seine Eltern.
Nach dreimaligem Rufton meldete sich ein Mann.
»Derek Lassiter. Wer spricht?«
»Derek, hallo. Wie geht’s dir? Hier ist Jack.«
»Jack? Was zum Teufel fällt dir ein, einfach so hier anzurufen, als wäre alles in schönster Ordnung? ›Wie geht’s dir? Hier ist Jack.‹ Geht dir einer ab dabei, trallala von Gottweißwo meine Nummer anzurufen, puppenlustig, hallo, wie geht’s dir, wie geht’s Sandra?«
»Was ist los, Derek? Ist was passiert? Kann ich mit Sandra sprechen?«
»Ach, soll ich sie an den Apparat rufen? Hier, Sandra, Schatz, es ist dein putziger kleiner Bruder, er will mit dir über Mutter und Vater sprechen und seine netten Freunde in Schottland, wie hießen sie noch gleich, die Gilfillans?«
»Hör auf, Derek, und verrat mir endlich, was los ist.«
»Willst du mich verarschen? Es ist zu spät für die Ich-kann-kein-Wässerchen-trüben-Nummer. Sie sind dir auf den Fersen. Vergiss das Geschwätz, das harmlose Getue,geh zum nächsten Polizeirevier und stell dich freiwillig. Bevor du noch mehr Unheil anrichten kannst, wenn du verstehst, was ich meine. Außer, du planst einen Ausflug nach Nottingham. Ist es das? Stehen wir als Nächstes auf deiner Liste, Sandra und ich? Dann lass dir gesagt sein, falls es dir einfallen sollte, hier aufzukreuzen, drehe ich dir eigenhändig den verdammten Hals um! Haben wir uns verstanden?«
Jack beendete den Anruf. Seine Hände zitterten. Was konnte Dereks seltsames Benehmen zu bedeuten haben?
Pierre, der älteste der beiden Söhne der Jakubs, wollte sich Ende des Jahres an der Universität einschreiben. Er hatte einen kleinen Computer in dem Zimmer, das er mit seinem Bruder teilte, und Internetanschluss.
Es dauerte knapp eine Minute, um herauszufinden, was hinter Dereks kryptischen Andeutungen steckte. In Norwich hatte man Jacks Vater und Mutter tot aufgefunden, ermordet. Zwei Ehepaare und ein einzelner Mann waren auf dieselbe Weise in Schottland getötet worden, und man hatte Jacks Namen mit jedem dieser Verbrechen in Zusammenhang gebracht. Er stand gegenwärtig an der Spitze der Liste der meistgesuchten Verbrecher des Vereinigten Königreichs. Aus Norfolk und aus Schottland hatte man Beamte nach Kairo geschickt, um ihn zu suchen und zu verhaften.
33
Eine Brücke zu weit
Zoologischer Garten, Kairo
Dokki
Tags darauf
12.00 Uhr mittags
Vor hundert Jahren galt der Kairoer Zoo als der viertbeste der Welt, ein Juwel am Westufer des Nils, begrünt mit Bäumen und Sträuchern und Pflanzen aus Indien, Zentralafrika und Südamerika. Ursprünglich war die parkähnliche Anlage ein Lustgarten für die Haremsfrauen des Chediven Ismail gewesen. Riesenfarne beschatteten Pagoden, Kioske, Gartenlauben und Aussichtspavillons, verteilt auf kleinen Inseln in einem Netz aus Seen und gewundenen Kanälen. Für die Bürger der Stadt ein lauschiger Zufluchtsort vor der drückenden Sommerhitze.
Nichts von der einstigen Pracht hatte sich in die moderne Zeit hinübergerettet. Die Sehenswürdigkeiten waren noch vorhanden, aber der Zoo war schäbig und heruntergekommen. Überall Zeichen der Verwahrlosung. Die seinerzeit kunstvoll angelegten Wege aus roten, weißen und schwarzen zu dekorativen Arabesken geordneten Kieseln waren von Millionen Füßen abgenutzt und streckenweise mit Beton ausgeflickt. Geländer hatten Roststellen, die Lusthäuser brauchten einen neuen Anstrich. Am schlimmsten waren die Bedingungen, unter denen die Tiere dahinvegetierten. Eingesperrt in enge Pferche, von den Besuchern gepiesackt, dem unaufhörlichen Gelärme der Passanten ausgesetzt, wirkten sie matt und traurig.
Jack hatte Posten auf einem Hügel über der eisernen, von Gustave Eiffel gebauten Hängebrücke bezogen, unmittelbar im Norden des Tümpels, in dem die Flusspferde lagen, bis zu den Augen im Modder. Von hier aus konnte er mit Hilfe seines Fernglases alles beobachten, was am Brückenaufgang geschah.
Dschamila überprüfte ihre Waffe. Sie war nicht glücklich darüber, dass sie keine Möglichkeit hatte nachzuladen, wenn die zehn Schuss, die sich noch im Magazin
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