Das Schwert - Thriller
befanden, abgefeuert waren. Sie saß in dem von Jack am Morgen gemieteten Peugeot, den sie am Straßenrand geparkt hatte, dicht beim Zooeingang, ungefähr einen halben Block entfernt von der französischen Botschaft. Der Motor lief, und ihr Puls raste, denn ihr war bewusst, wie leicht ihr Plan in einer Katastrophe enden konnte. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Fast zwölf.
Ihr Handy surrte. Sie klappte es auf und hörte Jacks Stimme.
»Ein Mann in einer Dischdascha hat soeben etwas am linken Brückenpfosten befestigt. Vater Joseph hat ihn gesehen, aber er wartet noch, bis die Luft rein ist. Bleib empfangsbereit.«
Der Priester stand einige Meter unterhalb von Jacks Ausguck und gab sich den Anschein von jemandem, der die Aussicht bewundert. Sein ältester Sohn Pierre wartete in der Nähe des Eingangs, neben den Gehegen der Löwen, die missmutig und ruhelos im Kreis herumwanderten und ab und zu durch die rostigen Gitter einen Wenn-ich-könnte-wie-ich-wollte-Blick auf die Gaffer warfen. In einer anderen Abteilung erlaubte ein Tierpfleger einer Reihe ausländischer Besucher, die Löwenwelpen zu knuddeln, die diese Strapaze mit hoheitsvollem Gleichmut ertrugen.
Vater Joseph setzte seinen Zoospaziergang fort. Er wollte erst im letztmöglichen Augenblick handeln. Fallsal-Masri einen Hinterhalt für Jack gelegt hatte, achteten seine Handlanger vermutlich nicht auf einen Mann im koptischen Priestergewand.
Er verharrte einige Minuten bei der grünen Brücke, wie in Bewunderung der Konstruktion versunken, dann ließ er die kleine Tasche, die er mit sich führte, beiläufig zu Boden fallen, während er den an den Pfosten geklebten Umschlag abriss. Ohne Eile, im Vertrauen darauf, dass eventuelle Beobachter immer noch auf das Erscheinen einer ganz anderen Person warteten, setzte er seinen Weg auf dem unteren Pfad fort, der direkt zurück zum Löwenhaus führte.
»Er hat den Umschlag«, sagte Jack. »Ich kann ihn jetzt nicht mehr sehen, es sind zu viele Bäume dazwischen.«
»Kommt zurück zum Auto«, forderte Dschamila.
Der Priester schlängelte sich durch die Menschenmenge zu der Stelle, wo sein Sohn wartete. Sie streiften sich im Vorübergehen, dabei wanderte der Brief in Pierres Hand und in die Tasche seiner Jeans. Der Junge schlenderte zum Ausgang; sein Vater folgte ihm in einigem Abstand.
Jack hatte von der Brücke aus einen anderen Weg genommen und inzwischen das Löwenhaus erreicht. Er erhaschte einen Blick auf die aus der Menge hervorstechende Tracht des Priesters, dann verlor er ihn wieder aus den Augen.
Pierre hatte ohne Zwischenfall den Ausgang passiert. Niemand wusste, dass er den Umschlag hatte, niemand interessierte sich für ihn. Er marschierte zum Auto und schob sich auf den Rücksitz.
»Mein Vater ist unterwegs«, meldete er.
Doch als Joseph beim Ausgang anlangte, lösten sich zwei Männer aus der Menge und ergriffen seine Arme, einer links, einer rechts.
»Ich denke, Sie sollten mit uns kommen, Priester«, sagte einer, und gemeinsam bugsierten sie den sich vergeblichSträubenden zu einem Pfad, der zum südlichen Ende des zoologischen Gartens führte. »Wir haben etwas mit Ihnen zu besprechen.«
Während der Mann noch an Josephs Arm zerrte, trat jemand von hinten an ihn heran, und das Letzte, was er in diesem Leben spürte, war eine Hand an seinem Hals und der Druck stählerner Finger auf seine Halsschlagader. Er rutschte in sich zusammen wie eine Stoffpuppe. Der zweite Mann fuhr herum, verdutzt, und Jack war bei ihm, bevor er reagieren konnte. Ein scharfer Hieb mit den Fingerknöcheln gegen den Adamsapfel streckte ihn neben seinem Gefährten zu Boden.
»Schnell, Vater, nichts wie weg hier.«
Sie saßen im Auto, zogen rasant vom Bordstein weg und waren außer Sicht, ehe irgendeiner von den Ahl al-Dschanna aus dem Portal gestürmt kam. Sie fuhren zurück nach Schubra al-Chaima. Es war zehn Minuten nach zwölf.
Unterwegs las Jack die Nachricht in dem Umschlag. Sie war kurz und knapp.
Professor Goodrich, sofern Sie meinen Anweisungen gefolgt sind und das Gewünschte für uns hinterlegt haben und falls unsere Überprüfung zweifelsfrei ergibt, das der bewusste Gegenstand authentisch ist und keine Kopie, seien Sie um 3.00 Uhr heute Nachmittag am Eingang der Amerikanischen Universität. Ihre Tochter wird dort auf Sie warten. Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet.
Keine Unterschrift.
Das Hauptportal der Universität befand sich im Ewart Building an der Scheich-Rihan, zwischen
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