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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unheimlichen, insgesamt gründlichen Dauer-Ungewissheit, die Wolf zu erregen weiß, sowie der Aufkündigung sämtlicher Vereinbarungen darüber, wie sich (unwirkliche) Wirklichkeit und deren sprachliche Darstellung zueinander verhalten bzw. sich gegenseitig gestalten, ist der Horror dieser Passagen ein durch Dehydrierung, Entschlackung, Verdichtung und verblüffend unangestrengter Regelbrüche auf seine entweder affektive oder motivische Essenz reduzierter und daher umso unberechenbarer und organischer wuchernder Horror – Horror, der nicht mehr außerhalb der Sprache existiert oder von dieser beschworen wird, sondern sich von woher auch immer durch sie hindurch gefressen hat und durch die Leitmotive von Händen, Betten, kalten Frauen, Hüten, Fledermäusen, Monden, Schreien, Essen, Reisen, Weichem, Schlachthöfen, seltsamen Kreaturen oder am oberen Rand des Bildes Verschwindenden kriecht. Zwangsnaturalisten und Zwangshermeneutiker könnten den Bericht »dieser Reise durch die Gedärme der Erde, durch die Windungen der Därme, durch die entzündeten Stellen der Welt« dank der Leute, »die sich in meinem Zimmer versammelt hatten, in weißen Kitteln, mit Stethoskopen, mit Sägen und Scheren, Zangen, Klemmen, Wundhaken und Skalpellen« und einer Erzählerfigurenidentitätsauslöschung wie »Als ich mich beim Vorüberlaufen im Spiegel sah, kam ich mir plötzlich bekannt vor. Doch das sah nur so aus.« als halluzinierendes Kopfinnere eines fiebrigen Kranken betrachten und auf die Darstellung allumfassender Entfremdungsgefühle rückrechnen.
    Das interesselose Wohlgefallen von Ror Wolfs Horror jedoch erwächst zu einer viel weiseren, bodenloseren und humorig grundierten Schönheit. Sein Horror ist erhaben und entrückt, ohne abgehoben zu sein, denn das »Schönste ist, schrieb ich, auf dem Bett liegend einfach davonzuschaukeln, in die Ferne hinein, in die gewaltigsten Abenteuer hinein, ohne aufzustehen, ohne sich ein einziges Mal zu erheben. Das Eindringen in die unbekannten Gebiete geschieht also ganz leicht, ohne Eile, das ist schön.« Den ihrerseits subtil illustrativen bis eigene gewaltigste Abenteuer entwerfenden, an Max Ernst und Paul Delvaux erinnernden Collagen sowie der vorzüglichen Buchgestaltung ist es zu danken, dass dieses Buch nicht zuletzt ein visuelles und haptisches Ereignis darstellt.
    Sven-Eric Wehmeyer

COMIC
    MOEBIUS
    ARZAK – DER RAUMVERMESSER
    (ARZAK: L’ARPENTEUR)
    Ehapa, Köln 2012  ·  80 Seiten  ·  € 25,–

    1975 war der Krieger mit der spitzen Kopfbedeckung und dem eigenartigen geflügelten weißen Reittier einer der ersten Steine im titanischen Monument von Moebius. Unter diesem Pseudonym erfand sich damals bekanntermaßen der französische Comic-Künstler Jean Giraud neu und spazierte fortan an den Grenzen des Unbekannten und Unterbewussten entlang, um mehr als einem Medium sowohl mit seinem revolutionären Schaffen als Moebius wie auch mit seinen Arbeiten als Giraud neue Impulse zu verpassen (siehe auch Andreas Platthaus’ hervorragender Nachruf im SCIENCE FICTION JAHR 2012).
    Mit Arzak – Der Raumvermesser erschien bei Ehapa im Herbst 2012 die letzte Arbeit des Comic-Genies, das im März 2012 im Alter von 73 Jahren gestorben ist. Darin wollte Moebius der so populären, nichtsdestotrotz ungebrochen mysteriösen Figur aus seinem visionären Schaffen endlich eine echte Hintergrundgeschichte angedeihen lassen. Diese Geschichte bleibt nun definitiv unvollendet. Für den großformatigen Band an sich ist das nicht weiter tragisch, lebt er doch ohnehin vor allem von seinen Bildern und weniger von der bestenfalls soliden Science-Fiction-Story eines fremden Planeten, auf dem Menschen und Aliens einen alten Konflikt am Leben erhalten, während der einsame Reiter und Raumvermesser zwischen all dem steht.
    Moebius’ letzter Flug über grandiose Wüstenlandschaften, die sein Schaffen in allen Bereichen so sehr geprägt haben und so charakteristisch für seine Arbeit sind, ist keine überzeugende Einheit aus Geschichte, Text und Bildern. Womit sich der Kreis schließt: Denn schon in den ersten Arzach -Episoden vor fast vierzig Jahren in Métal hurlant , dem originalen Schwermetall also, stellte Moebius erzählerische Konventionen und Qualitäten klar hinter die zeichnerische Erfahrung und Entfaltung.
    Letztlich ist Arzak in dieser Ausstattung nicht mehr und nicht weniger als ein riesiges Bilderbuch zum Abschied – tolle Bonusseiten mit Moebius’ Kommentar zu Figur und Geschichte und

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