Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
– der Kampfkater Gagh (den Boris Strugatzki als einen seiner Lieblingshelden bezeichnet) steht vor der Frage, ob er sich die Einmischung durch eine komplett andere Welt in die Angelegenheiten seiner eigenen Seele gefallen lassen muss.
Wie schon bei den anderen Bänden der Werkausgabe hält der Anhang den Kommentar Boris Strugatzkis und die erhellenden Anmerkungen Erik Simons bereit. Während man die Anspielungen der Gebrüder auf Kipling und das Dschungelbuch vielleicht noch selbst hätte herausfinden können, muss man dankbar sein für die Verweise zu Marx, Gorki und Gogol. Und dass sich der Titel »Es ist schwer, ein Gott zu sein« von einem alten japanischen Haiku ableitet (genauer gesagt, einem Senryu), wäre ohne diese Anmerkungen unbemerkt geblieben.
Wie auch die anderen Bände der Werkausgabe ist auch der vierte ein Pflichtkauf für Science-Fiction-Leser. Außerdem ist es derjenige Band, den man einem Leser als Einstieg in das Universum der Gebrüder Strugatzki am ehesten empfehlen kann, denn er enthält noch die eingängigsten Texte. Wer als Strugatzki-Anfänger diesen Band gelesen hat, kann sich danach an den ersten Band der Werkausgabe machen (der die Maxim-Kammerer-Trilogie enthält); er ist dann gewappnet für Band 2 und 3; und irgendwann wird er auch die Neuausgabe von »Atomvulkan Golkonda« lesen wollen.
Karsten Kruschel
ROBERT CHARLES WILSON
VORTEX
(VORTEX)
Roman · Aus dem Amerikanischen von Marianne und P. H. Linckens · Wilhelm Heyne Verlag, München 2012 · 399 Seiten · € 8,99
Die epische Schilderung von den letzten Tagen der Menschheit, die Robert C. Wilson mit »Spin« begann (der plötzlichen Ummantelung unserer Erde durch eine anonyme, schließlich »Die Hypothetischen« genannte außerirdische Intelligenz) und die er mit »Axis« fortsetzte, findet in »Vortex« ihren Abschluss und Höhepunkt: In ferner Zukunft verbinden riesige Tore unseren ökologisch zugrunde gerichteten Planeten mit anderen Welten, in welche die Menschheit vor dem Kollaps flüchtet. Doch noch immer weiß sie nicht, zu welchem Zweck die »Hypothetischen« diese Sternentore und andere fremdartige Technologien schufen – sie bleiben stumm, analysierend, teilnahmslos. Da entdeckt eines der letzten riesigen (das heißt: kontinentgroßen) Schiffe der Menschen – die Vox – auf einer Erkundungsfahrt auf der alten Erde einige Überlebende der in »Axis« geschilderten großen Katastrophe. Unter ihnen befinden sich Turk Findley und Isaac Dvali, die durch einen außerirdischen »Temporalbogen« mehrere Jahrtausende weit transportiert worden, in die ferne Gegenwart des Romans. Doch noch während die zuständige Vox -Soldatin Treya (die wie alle anderen ein drohnenartiges Dasein führt) über die Herkunft der beiden rätselt, wird die Erkundungssonde kurz vor Erreichen eines Sternentors (durch welches Vox die unwirtliche Erde verlassen wollte) angegriffen und der Großteil seiner Bewohner getötet. Treya, Turk und Isaac überleben die Katastrophe und müssen auf sich allein gestellt den Weg zurück zu Vox finden, um einen lebensfreundlicheren Planeten erreichen zu können.
Inmitten dieses Szenarios verfrachtet uns der Autor plötzlich zurück in die nähere Zukunft der Erde (die »Spin«-Gegenwart) und stellt uns drei weitere Protagonisten vor: Sandra Cole, Psychiaterin, der ein Polizist namens Bose eines Tages einen jungen, verwirrten Mann zur Untersuchung bringt: Orrin Mathers. In dessen Gepäck wurden von ihm verfasste Schriftstücke gefunden, die von einer fernen Zukunft handeln – und von einem Mann namens Turk Findley!
Wilson überrascht uns also mit einem literarischen Kunstgriff: Er durchbricht die anfangs erschaffene, authentisch geschilderte Romanwelt und wirft die Frage auf, ob sie nicht einfach nur von Orrin Mathers erfunden wurde. Doch zu welchem Zweck? Sandra und Bose wollen herausfinden, ob der sprachlich nicht sehr versierte Orrin einfach nur ein Betrüger ist oder tatsächlich Informationen aus der Zukunft erhält – und warum. Die Handlung lässt diese beiden Möglichkeiten lange in der Schwebe, ohne an Fahrt zu verlieren: In beiden Zeitebenen geschehen dramatische Dinge, die keine Langeweile beim Lesen aufkommen lassen und die Wahrheit Schritt um Schritt enthüllen. Orrin hat sein Wissen tatsächlich aus der Zukunft empfangen – und dahinter steckt einmal mehr die Technologie der Hypothetischen.
Der Autor versteht es gekonnt, zwischen der elegischen, lyrischen
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