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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schilderung der fernen Zukunft (die er so gut wie kaum ein anderer beherrscht) und der harten, prosaischen Sprache unserer heutigen Welt zu wechseln, ohne in Klischees oder Fantasieworte abzugleiten. Dennoch fragte ich mich nach dem Lesen von »Vortex«, warum er sich überhaupt die Mühe machte, jene zweite Handlungsebene rund um Orrin einzuführen, die letztlich nicht viel mehr als ein Krimiversatz ohne wesentliche SF-Elemente ist. Ich hätte es interessanter gefunden, wäre Wilson in jener fernen Zukunft geblieben, wo sich die letzten Menschen auf die Suche machen, um endlich die wahre Bedeutung und Herkunft der »Hypothetischen« zu finden. Dort zeigt er nämlich seine echte schriftstellerische Stärke: Kaum jemand schreibt so staunend und gleichzeitig illusionslos über die Zukunft wie Wilson; meisterhaft baut er ein Geheimnis rund um »seine« Außerirdischen auf, das der Lösung entgegendrängt; und wie kein anderer stellt er uns fremde Artefakte vor, die nicht nur eindrucksvoll, sondern im besten Sinne mehrdeutig sind. Ob es sich um die »Chronolithen« aus seinem gleichnamigen Roman handelt, um die dunklen Ruinen des plötzlich erscheinenden Kontinents »Darwinia« (ein anderer Roman) oder eben um die Sternentore des »Spin«-Universums. Seine Freude und Faszination am Fremdartigen überträgt sich auf uns – und im Gegensatz zu vielen Pseudo-SF-Autoren weicht Wilson in der Erklärung seiner Erfindungen nicht auf billige Fantasy-Ideen aus (à la »Sie wurden von einer Alien-Intelligenz hergezaubert«), sondern scheut nicht die Mühe, wissenschaftliche Interpretationen zu liefern, die unser Vorwissen oftmals um originelle, neue Denkansätze bereichern. Wilson zu lesen, ist also immer sinnvoll.
    So klärt er auch im letzten Kapitel von »Vortex« (welches für mich die Essenz seines bisherigen literarischen Schaffens darstellt) nicht nur auf, wie sich zwischen Orriin Mathers und dem Jahrtausende in der Zukunft lebenden Turk Findley eine Verbindung ergeben konnte. Er lüftet auch das Geheimnis um die »Hypothetischen« – zumindest so weit, dass wir ein Gefühl des »Aha« bekommen, ohne jenes des »Sense of Wonder« zu verlieren. Auch hierin liegt Wilsons Meisterschaft – gerade so viel im Dunklen, Unerklärten zu lassen, dass die Erklärungen nicht plump wirken und andererseits aber auch nicht ohne Weiteres anfechtbar sind: Virtualität trifft auf Quantenphysik, Informatik auf Exobiologie. Und übrig bleibt – ohne zu viel verraten zu wollen – die Erkenntnis, dass unsere hochentwickelte Zivilisation für ältere, außerirdische Intelligenzen wohl nur das Pendant einer interessanten Datenbank darstellt.
    Uwe Neuhold

ROR WOLF
    DIE VORZÜGE DER DUNKELHEIT
    Roman  ·  Mit Collagen des Autors  ·  Schöffling Verlag, Frankfurt/M., 2012  ·  272 Seiten  ·  € 24,95

    Von der prinzipiellen Bedeutungslosigkeit der Unterscheidung zwischen E- und U-Kunst wissen selbstverständlich insbesondere die Aufgeschlossenen derer, die sich bevorzugt von fantastischen Künsten begeistern lassen, schon lange. Dennoch stellt es auch für jene nach wie vor ein außerordentliches und freudiges Ereignis dar, wenn ebenfalls davon wissende Künstlerinnen und Künstler mit zweifelsfreier Hochkultur-Reputation die in für den kulturellen Kanon verantwortlicher westlich-bildungsbürgerlicher Perspektive hierarchisch niederen, dem Trivialen zugeschlagenen populären Genres bedienen, also zum Beispiel Arno Schmidt waschechte Science-Fiction-Romane schreibt (»Die Gelehrtenrepublik« von 1957 oder »Die Schule der Atheisten« von 1972), Ingmar Bergman statt seiner »sich an der Oberfläche erst mal züchtig-kunstvoll als Komödien oder Psychodramen« (Hans Schifferle) gebenden filmischen Werke unverhohlen dem lupenreinen Horror frönt ( Vargtimmen / Die Stunde des Wolfs von 1968) oder die Fotokünstlerin Cindy Sherman die körperlich in diverse Richtungen drastischen Inhalte der Bild-Arrangements ihrer Serien Disasters (1985–1989) und Sex Pictures (1992) dem Darstellungsinventar von Splatter, Gore und Pornografie entnimmt.
    Durch das in diesen Fällen zwangsläufige Zusammenwirken von Affirmation und Negation werden nicht nur tatsächliche und vermeintliche Grenzen verschoben bis aufgehoben, sondern mehr oder weniger artige Themen, Motive, Stile und Gattungen zu mehr oder weniger fremdartigen Schöpfungen synthetisiert, welche den je lehrmeinungsgemäß für gültig befundenen ästhetischen Kategorien dann deren

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