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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Erdatmosphäre. Es gibt also keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass die Lufthansa mittlerweile Flüge zum Mond anbieten müsste.

    Darüber hinaus gingen viele Raumfahrtgeschichten von einer weiteren fragwürdigen Analogie aus, nämlich der zwischen dem Weltraum und Amerika. So wie unterdrückte Europäer nach Amerika zogen, um dort ein neues Leben zu beginnen und sich von Europa unabhängig zu machen, so glaubte man, dass sich auch die Raumreisenden der Zukunft auf dem Mond oder Mars oder in Weltraumhabitaten ansiedeln, sich ein neues Leben aufbauen und schließlich ihre Unabhängigkeit von der Erde erkämpfen würden. Doch das All ist weitaus lebensfeindlicher, als Amerika es jemals war. Man stelle sich einen Immobilienmakler vor, der jemandem ein Stück Land auf dem Mond verkaufen möchte: »Hier finden Sie einen Platz zum Leben, an dem es keine Atemluft, kein Wasser und keine Nahrungsmittel gibt und extreme Temperaturen herrschen, einen Platz, an dem Sie auf der Stelle sterben, falls Sie zufällig einmal ohne aufwendige Schutzkleidung rausgehen. Und, wollen Sie nicht am liebsten gleich einziehen?« Wenn man eine Analogie zwischen dem Weltraum und irgendeinem Ort auf der Erde ziehen wollte, dann müsste man sich wohl eher für die Antarktis als für Amerika entscheiden – eine Eiswüste, die bis heute unbewohnt ist, abgesehen von einigen kleinen Gruppen von Wissenschaftlern. Und die unterdrückten Völker unserer Erde haben bislang noch nicht das Recht für sich eingefordert, zum Südpol auszuwandern und dort eine neue Zivilisation zu begründen.
    2.Das Klonen von Menschen. Immer wieder wird behauptet, dass nach dem Klonen von Schafen das Klonen von Menschen – die als biologische Organismen kein bisschen komplizierter sind als Schafe – nicht mehr lange auf sich warten lassen kann. In SF-Geschichten und populärwissenschaftlichen Artikel werden zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für diese neue Technologie ausgemalt: Größenwahnsinnige Wirtschaftsmagnaten könnten sich selbst klonen, um ihre Imperien, wenn sie alt werden, an jüngere Versionen ihrer Selbst weiterzugeben oder um ihre alten Gehirne in neue Körper verpflanzen zu lassen; ein Mensch könnte seinen Körper ohne Gehirn klonen lassen und als Quelle für einwandfreie Ersatzorgane am Leben erhalten; besonders fähige und beliebte Einzelpersonen könnten im Dienste der Gesellschaft vervielfältigt werden – jede Fußballmannschaft könnte ihren eigenen Beckenbauer haben, jeder Konzertsaal seinen eigenen Placido Domingo; ja, wenn wir einfach alle Menschen, die wir mögen, vervielfältigen, anstatt auf die altmodische Art Kinder zu zeugen, bringen wir vielleicht sogar die Biodiversität unserer Spezies in Gefahr und erschaffen eine Zivilisation, die nur noch aus einer kleinen Anzahl von Idealbürgern besteht, die immer wieder kopiert werden …

    Nun, bislang ist nichts von alledem eingetreten (obwohl dubiose Quellen bisweilen anderes behaupten), und ich rechne auch nicht damit, dass das in absehbarer Zukunft der Fall sein wird. Zuerst einmal scheint es prinzipiell problematischer zu sein, komplexe Lebewesen zu klonen als einfache; selbst wenn bereits routinemäßig ziemlich einfache Organismen geklont werden, unterliegt die Annahme, dass man in gleicher Weise vollständige und gesunde Doppelgänger von Menschen aus ihrem Zellmaterial erschaffen könnte, dem Trugschluss der Analogie. Darauf folgt der Trugschluss der Unausweichlichkeit von Technologien: Nur weil wir etwas tun können , bedeutet das noch lange nicht, dass wir es notwendigerweise auch tun werden , und da das Klonen von Menschen in den meisten technologisch hoch entwickelten Gesellschaften bereits entweder strengstens verboten ist oder zumindest verboten werden soll, scheint es eindeutig, dass die moralischen und ethischen Vorbehalte gegen das Klonen von Menschen die obengenannten Szenarien zumindest hinauszögern, wenn nicht gar ganz verhindern werden. Man sollte auch nicht den Trugschluss des allgemeinen Wohlstands vergessen: Die Lagerung von Ersatzmenschen kostet eine Menge Geld. Einen Komapatienten in einem Krankenhausbett zu versorgen kann Hunderte von Dollar am Tag kosten – stellen sie sich vor, wie viel Sie ausgeben müssten, um Ihren Ersatzkörper vierzig Jahre lang am Leben zu erhalten, bis Sie seine Netzhäute oder seine Niere brauchen. Wenn das Klonen überhaupt jemals zugelassen wird, dann wird es ein Zeitvertreib für Reiche sein. Und die Sorge, dass die Menschheit

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