Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
wegen des fragwürdigen Glücks endloser Duplikate von Elvis oder Madonna alle Vielfalt eliminieren und sich selbst zur Ausrottung verdammen wird, verweist auf den Trugschluss der allgemeinen Dummheit.
3.Asteroideneinschläge. Hierbei handelt es sich um die derzeit beliebtesten Naturkatastrophen, in alarmistischen Dokumentationen mannigfaltig ausgemalt. Ihnen liegt der Trugschluss der Dramatik zugrunde. Ich persönlich habe das Interesse daran verloren, als ein ausgewiesener Experte, der in einer dieser Dokumentationen interviewt wurde, zugab, dass die Chancen, dass ein größerer Asteroid tatsächlich in näherer Zukunft auf der Erde aufschlägt, bei etwa hundert Millionen zu eins liegen. Jetzt schlafe ich wieder ruhig.
Manche Kommentatoren haben sich auf andere mögliche astronomische Katastrophen eingeschossen, die noch unwahrscheinlicher sind: Ein wanderndes Schwarzes Loch könnte in unser Sonnensystem eindringen und anfangen, Planeten zu verschlingen, oder eine gewaltige Hypernova könnte in unserer Galaxis explodieren und unseren Planeten in ein derart intensives Strahlenbad tauchen, dass alles organische Leben ausgelöscht wird. Und dann gibt es noch das Szenario aus der Mottenkiste, in dem bösartige Außerirdische beschließen, die Erde zu unterwerfen. Niemand kann behaupten, dass Derartiges unmöglich wäre; aber jede vernünftige Überprüfung muss unausweichlich zu dem Schluss gelangen, dass solche Ereignisse extrem unwahrscheinlich sind.
4.Eine Welt unter der Herrschaft multinationaler Konzerne. Infolge zahlreicher Unternehmenszusammenschlüsse, die immer größere Firmen hervorbringen, erscheint diese Sorge aktuell. Man befürchtet, dass diese gewaltigen Körperschaften, die mächtig genug sind, sich jeder Regulation durch Regierungen zu wiedersetzen, immer weiterwachsen werden, bis sie tun und lassen können, was sie wollen, und sich zu den wahren Herren unserer Welt aufschwingen.
Hierbei handelt es sich um ein klassisches Beispiel für den Trugschluss der Extrapolation. Einzelne Firmen, die dramatisch wachsen, können auch einen ebenso dramatischen Niedergang erleben. Wenn man beispielsweise den Film Blade Runner von 1982 sieht, fällt einem auf, dass die darin dargestellte Zukunftswelt unter anderem von der Firma Atari dominiert wird. Tja, 1982 mag es danach ausgesehen haben, dass Atari die gesamte Videospielindustrie im Würgegriff hatte, doch bald darauf kam Nintendo und Atari welkte dahin. Was die generelle Tendenz zur Bildung großer, multinationaler Konzerne betrifft, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass sie sich so lange fortsetzen wird, bis sich die ganze Welt in der Hand einiger weniger Firmen befindet – tatsächlich gibt es in den letzten Jahren einen deutlich erkennbaren Trend hin zur Entstehung zahlloser kleinerer Unternehmen, die alle eine Nische für sich finden und trotz größerer Konkurrenten prächtig gedeihen und an Einfluss gewinnen.
5.Das Versiegen der natürlichen Rohstoffe. Hierbei handelt es sich um die Vorstellung, dass die Menschheit jeden Tropfen fossiler Brennstoffe verbrauchen, den letzten Baum des letzten Regenwalds fällen und die letzten Reste nutzbringender Mineralien abbauen wird, sodass die Erde als leere, mehr oder weniger unbewohnbare Hülle zurückbleibt.
Solche Albtraumszenarien lassen sich oft auf den Trugschluss der Dramatik oder den der Extrapolation zurückführen, vor allem aber deuten sie auf den Trugschluss der allgemeinen Dummheit hin. Kommentatoren, die feststellen, dass man diesen Problemen derzeit mit einer gewissen Gleichgültigkeit begegnet, verwechseln eine dem Alltagsbewusstsein entsprechende Konzentration auf die Gegenwart mit fahrlässiger Blindheit gegenüber der Gefahr. Wenn man erfährt, dass gewisse Rohstoffe in siebzig Jahren möglicherweise aufgebraucht sein werden, treibt einen das normalerweise nicht zum sofortigen Handeln an; in siebzig Jahren wird man aller Wahrscheinlichkeit nach tot sein und die eigenen Kinder womöglich auch. Die Menschen haben andere Sorgen. Wenn man allerdings erfährt, dass gewisse Rohstoffe vielleicht schon in zwei Jahren aufgebraucht sein werden, dann wird man energische Maßnahmen ergreifen, um das zu bewahren, was einem noch bleibt, und entweder Ersatz für die gefährdeten Rohstoffe oder Alternativen zu ihrer Verwendung zu finden. In den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts, als die Probleme in Europa und Asien weit weg zu sein schienen, konzentrierten sich die USA auf ihre eigenen Sorgen und
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