Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
Schlüssel«.
5 Als »Keylogging« bezeichnet man das heimliche Aufzeichnen aller Tastatureingaben eines Computers. Computerviren können damit zum Beispiel Passwörter abfangen und unbemerkt an Dritte weiterschicken.
6 Unter Firmware versteht man die Kombination aus einem im Gerät fest verbauten Speichermodul und bereits vorinstallierter Software zum Betreiben des Gerätes.
7 Arduino ist eine beliebig erweiterbare Prozessorkarte, an die eine Vielzahl passender Sensoren und Module anschließbar sind. Mit Arduino können etwa Roboter programmiert, Lichtinstallationen gesteuert und vieles mehr gemacht werden.
8 VisiCalc (1978/79) und Lotus 1-2-3 (1983) waren die ersten weit verbreiteten Tabellenkalkulationsprogramme. VisiCalc wurde durch den Apple II populär, während Lotus 1-2-3 auf IBM-PCs lief, bevor Microsoft Excel sie später vom Markt drängte.
9 Unter einem Kernel versteht man die unterste Ebene eines Betriebssystems, die für die Kommunikation mit der Hardware zuständig ist. Nicht zum Kernel gehört beispielsweise alles, was mit der Darstellung der Daten am Bildschirm zu tun hat.
10 Mit Terminal ist in der Informatik ein Eingabefenster gemeint, mit dem man in einer geschützten Umgebung, einer sogenannten »Shell«, direkt Befehle an das Betriebssystem geben kann.
REVIEW
BUCH
ERNST AUGUSTIN
ROBINSONS BLAUES HAUS
Roman · C. H. Beck, München 2012 · 319 Seiten · € 19,95
Robinson ist wieder einmal schiffbrüchig geworden. Aber diesmal strandet er nicht auf einer weltabgewandten Insel irgendwo im Mündungsgebiet des Orinoco, sondern »inmitten eines Ozeans von Menschen über Menschen, die alle laut reden und alle etwas anderes meinen«. Ernst Augustins Fantasieinsulaner ist einer, der sich schon als Kind ein Tauchbehältnis gebaut hat, um sich vor Altersgenossen, die ihn drangsalieren, zu verbergen.
Nun ist er ein Gejagter, einer, der agentengleich verschiedene Namen führt. Ein Meister des Unsichtbarkeit bewirkenden Mittelmaßes und des Nicht-Auffallens. An den Bahnhöfen von Grevesmühlen, London und Warschau unterhält er kleine Besenkammern als Ausweichquartiere, allesamt so luxuriös ausgestattet, dass sie dem Leser innen beinahe größer vorkommen als außen, jede Besenkammer eine TARDIS, ohne dass ihr Insasse zum Zeitlord würde. Denn dieser Ich-Erzähler hat nicht mehrere Leben, er hat nur eines.
Der Ich-Erzähler fühlt sich dieses Leben lang verfolgt, hält sich in kleinen, holzvertäfelten Verstecken auf: »Und dann steht man vor dieser Tür und steckt den Schlüssel ins Schloß. Und dann … Wärme, Wärme, Ruhe, Ruhe, teefarbene Beleuchtung, das Bernsteinlämpchen. Und, ja, der leise zimtartige Geruch, der ist auch ganz wichtig, es ist die Täfelung aus Dengue-Holz, die nur sehr schwer zu beschaffen war, nur unter größten Umständen.«
Die Welt, aus der sich der Held zurückzieht, vor der er sich verbirgt, erscheint als bissiger Albtraum: »Lieber Freund. Das Leben ist ein Säbelzahntiger.«
Der Insel-Baumeister Robinson baut sich seine Welt zurecht: einen Kosmos der Verstecke. Mit den Menschen in Kontakt steht er nur via Chatroom. Dort trifft er auch, für Robinson wohl unvermeidlich, auf seinen Freitag. Doch dieser »Freitag« hat etwas von einem Wechselbalg, tritt einmal als schwarz-lackierter Schuhscheinboy auf, dem Robinson das Leben rettet, ein andermal als Dame mit Schritt, für die Robinson ein gläsernes Penthouse auf dem Wyman Tower in New York errichten will. Unter falschem Namen, versteht sich.
Verstehen wir überhaupt etwas? Haben wir es mit einem Mann zu tun, der unter Wirklichkeitsverlust leidet und Verfolgungswahn? Mischen sich – mal wieder – Pathologie und Fantastik, Genie und Wahn?
Ernst Augustin, der Autor dieser Robinsonade, wurde im Jahr 1927 in Hirschberg am Fuß des Riesengebirges geboren. Der Flecken findet sich heute unter dem Namen Jelenia Góra in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Was alles ja schon so klingt, als hätte viel passieren müssen, um als Sohn dieses Fleckens nicht Autor märchenhaft-fantastischer Bücher zu werden. Seine Dissertation schrieb Augustin über »Das elementare Zeichnen bei den Schizophrenen«. Er arbeitete als Unfallchirurg, danach in der Neurologie und Psychiatrie der Ost-Berliner Charité. Nach seiner Flucht aus der DDR im Jahr 1958 arbeitete er an Orten, die damals am Rand der europäischen Wahrnehmung lagen: im afghanischen Kandahar beispielsweise. Er bereiste Pakistan und Indien, die
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