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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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drehte sich auf den Rücken, umklammerte den Metallstab, beugte beide Beine und spannte die Muskeln an.
    *
    »Nun komm doch erst einmal herein.« Lara löste sich von Mark. An den Oberarmen und am Rücken spürte sie noch den Nachhall seiner Umarmung. Er hatte sich, nachdem sie ihm die Tür geöffnet hatte, regelrecht an ihr festgeklammert und dabei ein bisschen gezittert.
    Erst jetzt schien er auch Jo zu bemerken. Seine Augen öffneten sich etwas, dann umarmte er auch den Fotografen. Jo klopfte Mark auf den Rücken und verursachte dabei ein dumpfes Geräusch. Lara nahm Mark die Jacke ab und folgte den beiden Männern dann in die Küche.
    »Willst du auch einen Tee?« Sie zeigte auf die beiden Tassen mit den Teebeuteln darin. Mark bejahte, setzte sich und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. Hier, im viel zu hellen Licht von Laras Küche, sah er krank aus. Die Haut unter den Augen schimmerte bläulich, die Falten von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln schienen sich seit Sonntag, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, vertieft zu haben. Einen Bartschatten hatte Mark vor vier Tagen auch schon gehabt, aber seitdem schien er sich definitiv nicht mehr rasiert zu haben. Es wirkte ungewohnt, so als säße dort ein anderer Mann, jemand, den sie nicht wirklich kannte.
    Jo, der inzwischen den Wasserkocher erneut gefüllt und angeschaltet hatte, kam herüber und füllte Marks Tasse auf. Dann nahm er neben Lara Platz und verschränkte die Finger ineinander.
    »Nun erzähl schon.« Jo, der sich selbst auch noch einen Tee aufgebrüht hatte, warf drei Stückchen Kandis in seine Tasse. »Was wollte denn die Kripo nun genau von dir?«
    »Also, zuerst möchte ich erst einmal richtigstellen, dass man mich nicht festgenommen, geschweige denn verhaftet hat. Das hat Anna falsch verstanden.«
    »Das dachten wir uns schon.«
    »Das Einzige, was an der Sache stimmt, ist, dass ich zu einer Befragung aufs Revier gebeten wurde.«
    »Du sagtest am Telefon, es seien neue Beweise aufgetaucht?« Lara bemühte sich, ruhig zu bleiben. Hoffentlich verlief der Rest des Gesprächs nicht auch so zähflüssig.
    »Ich verstehe das selbst nicht.« Mark schüttelte den Kopf. »Sie haben in Studers Haus ein Terminkärtchen mit meinem Stempel darauf gefunden.«
    »Er war schließlich dein Patient. Warum sollte er so etwas nicht haben?«
    »Das könnte man noch erklären, du hast recht. Außerdem waren da aber auch noch andere Dinge.«
    »Was denn? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Bei der Durchsuchung sind außerdem Notizen von mir aufgetaucht.« Mark hob die Schultern und ließ sie wieder herabsacken. »Studer muss sie aus der Praxis entwendet haben. Mit den Papieren und dem Terminkärtchen haben sie mich bei dieser Befragung zuerst konfrontiert. Es hätte ja sein können – so die Kripo –, dass ich bei Studer daheim gewesen bin und die Sachen dort vergessen habe. Vielleicht war ich sogar sein Komplize und habe ihn umgebracht, weil er unvorsichtig wurde.«
    »So etwas Hirnrissiges habe ich lange nicht gehört.« Laras Fassungslosigkeit schlug allmählich in Zorn um.
    »Das ist leider noch nicht alles.« Ein schmerzlicher Zug hatte sich um Marks Mund gelegt. »Sie haben mich gefragt, ob ich meine Fingerabdrücke und eine Speichelprobe abgeben würde. Alles rein freiwillig natürlich.«
    »Du hast doch nicht etwa?«
    »Doch Lara, ich habe. Ich wollte ja kooperieren, schließlich habe ich nichts zu verbergen. Und es war ja nicht zu erwarten, dass sie Übereinstimmungen entdecken, oder?«
    »Was haben sie noch gefunden?« Jo hatte ganz leise gesprochen. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengezogen.
    »Meine Fingerabdrücke.« Marks Brustkorb hob sich, als er tief Luft holte. Dann sackte er in sich zusammen.
    Lara verstand den Sinn der Worte nicht. Sie sah, wie Mark die Hände über die Augen legte und Jo den Kopf schräg zur Seite neigte, als lausche er dem Nachhall der Worte, und hörte ihn dann fragen: »Bei Studer zu Hause? Aber wie ist das möglich?«
    »Sie waren auf einem Wasserglas. Nachdem sie meine Fingerkuppen und Handflächen abgescannt hatten, haben sie die Abdrücke sofort ins System eingegeben. Der Computer findet Übereinstimmungen heutzutage innerhalb von Minuten.«
    Für ein paar Sekunden dachte Lara darüber nach, was Mark bei Studer daheim gewollt haben konnte. Jo indessen schien solche Zweifel nicht zu haben. Er hatte schon weitergedacht.
    »Kann Studer die Unterlagen und das Glas bei dir

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