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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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wir ziehen getrennt los. Du siehst zu, dass du ein paar Informationen bekommst, ich versuche, Fotos zu machen, und höre mich dabei ebenfalls um. Wir treffen uns am Auto wieder. Reicht dir eine Stunde?«
    »Ich denke schon. Wenn nicht, schicke ich dir eine SMS .« Lara prüfte die Batterien ihres Diktiergerätes. »Auf in den Kampf.«
    »… und so bin ich nach Eilenburg gekommen.« Kriminalobermeister Ralf Schädlich strich sich mit der flachen Hand über die Stoppeln auf seinem Kopf. Mit dem millimeterkurzen Schnitt wirkte sein quadratischer Schädel noch bulliger. Lara konnte ihr Glück noch immer nicht fassen. Sie hatte den Kripobeamten jetzt über ein Jahr nicht gesehen, und nun lief er ihr gerade hier über den Weg. Schädlich war ihr, im Gegensatz zu seinem damaligen Vorgesetzten Kriminalkommissar Stiller, immer wohlgesinnt gewesen und hatte ihr ab und zu vertrauliche Informationen zukommen lassen.
    Der Mann hatte ihr bei der Begrüßung fast ihre Hand zerdrückt. Sie lächelte breit und überlegte dabei, ob Ralf Schädlich und sie sich geduzt hatten oder nicht. »Wer hätte das gedacht, dass wir uns an einem Tatort wiedertreffen.«
    »Fundort, Lara. Der Tatort befindet sich woanders, da sind sich die Kollegen ziemlich sicher.«
    Sie duzten sich also.
    »Klar doch. Das war ein Versprecher.« Sie zwinkerte ihm zu, und sofort erwachte das schlechte Gewissen, als er selig zurücklächelte. »Und du hast mit dem Fall zu tun?«
    »Eigentlich nicht. Ich habe gerade frei, aber wenn so etwas passiert, fährt man natürlich hin, um zu schauen, ob die Kollegen Hilfe brauchen. Als ich ankam, waren sie aber schon so weit durch. Der Rechtsmediziner hat seine erste vorläufige Untersuchung abgeschlossen, die Leiche wurde in die Gerichtsmedizin abtransportiert, und momentan ist die Spusi am Werk.«
    »Es ist eine Frauenleiche?« Lara fingerte in ihrer Jackentasche nach dem Aufnahmeknopf des Diktiergerätes.
    »Ja. Ziemlich jung noch.« Schädlich war redseliger als früher. Vielleicht lag es daran, dass sein ehemaliger Vorgesetzter nicht mehr dabei war. Andererseits hatte er bis jetzt auch noch nichts preisgegeben, was nicht schon durchgesickert war.
    »Wer hat die Leiche denn entdeckt?«
    »Das ist ein bisschen seltsam.« Ralf Schädlich trat dichter an Lara heran und senkte die Stimme. Sie konnte sein Aftershave riechen. Zedernholz und etwas Pfeffriges. »Der Fundort liegt ziemlich versteckt, und Spaziergänger verirren sich nicht hierher. Auch Pilzsammler gibt es im Winter nicht.« Er machte eine dramatische Pause, und Lara sah, wie er ihr Gesicht betrachtete, um zu sehen, ob sie auch genügend gebannt war, ehe er fortfuhr. »Nein, es gab einen Tipp.«
    »Ach was!«
    »Ein Anruf. Später hat sich herausgestellt, dass dieser von einem Prepaid-Handy kam. Das ist nicht so ohne Weiteres nachverfolgbar.«
    »War der Anrufer ein Mann oder eine Frau?«
    »Das konnte man nicht identifizieren. Leider hat der Tippgeber nämlich nicht bei uns in der Zentrale angerufen, sondern bei den Betreibern der Kiesgrube, der Beton & Kieswerk Sprotta GmbH . Er oder sie hat angeblich geflüstert. Der Firmenchef hat dann die Kripo informiert.«
    »Die Leiche lag also bei der Kiesgrube? Ist das Gelände eingezäunt?« Lara dachte an den VEB Metallwaren , bei dem die ersten drei Herzen gefunden worden waren. Wenn dieser Fall hier etwas damit zu tun hatte, gab es anscheinend außer dem Herz-Bezug auch eine Affinität zu Baufirmen. Sie notierte sich die Idee in Gedanken, während Ralf Schädlich ihre Frage beantwortete.
    »Na ja, sie lag am Rand der Kiesgrube. Also noch vor dem Zaun am Ufer, in unwegsamem Gelände. Ohne diesen Hinweis hätte es wohl mindestens Tage, wenn nicht gar Wochen gedauert, bis wir auf die Leiche gestoßen wären.«
    »In der Tickermeldung hieß es, man hätte sie ausgeweidet.« Würde er den Köder schlucken?
    »Das hast du von einer anonymen Quelle.« Er wartete auf ihr Nicken und fuhr dann fort. »Brust und Bauchraum waren aufgeschnitten. Für die Brust muss eine Rippenschere oder etwas in der Art, ein professionelles Werkzeug jedenfalls, benutzt worden sein, sagt der Rechtsmediziner.«
    »War das Herz noch da?« Lara bemerkte, dass sie flüsterte, obwohl die nächsten Menschen mindestens hundert Meter entfernt standen. Hoffentlich nahm das Diktiergerät das Getuschel richtig auf.
    »Nein. Rausgetrennt und mitgenommen.«
    »Und der Täter hat das nicht hier gemacht?«
    »Höchstwahrscheinlich nicht. Dann hätte man deutlich

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